Straubing Tigers entreißen Nürnberg sicheren SiegTotgeglaubte leben länger

Jeremy Williams entschied die Partie für die Straubing Tigers. (Foto: dpa/picture alliance/Revierfoto)Jeremy Williams entschied die Partie für die Straubing Tigers. (Foto: dpa/picture alliance/Revierfoto)
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Viel ausgeglichener kann ein Drittel kaum sein. 4:4 Strafminuten, 2:2 Tore, 9:9 Torschüsse, 8:8 gewonnene Bullys. Nur bei den Schüssen gesamt hatten die Franken einen Vorteil von 22:18, das machten die Niederbayern aber mit 2:1 Überzahltoren wett. Bleibt der optische Eindruck und dieser war, wie sollte es anders sein, ausgeglichen. Man könnte in der B-Note noch die Schönheit der Tore bewerten, doch das ist bekanntlich Geschmackssache. Straubings Coach Tom Pokel erinnert sich: „Ich denke, wir haben sehr gut angefangen. Es war eine gute Druckphase im ersten Drittel.“

Fränkische Dominanz

Im Mitteldrittel änderte sich dieses Bild jedoch deutlich. Straubing verlor den Rhythmus und tat sich nun erheblich schwerer. Die Nürnberger hingegen blieben sich treu und standen zudem nun auch um einiges besser in der Defensive. Folglich konnten sie auch erstmals in Führung gehen und dann kam der große Auftritt des Chris Brown. In Unterzahl legten die Ice Tigers mit zwei Pässen einen schnellen Konter aufs Eis und der Topscorer von der Noris begann zu zaubern. Mit einem Spin-o-Rama schüttelte er im Slot den letzten Verteidiger ab und spitzelte die Scheibe an Goalie Jeff Zatkoff vorbei ins Tor. Wenn das nicht das Tor der Woche wird, muss sich Patrick Ehelechner einen neuen Job suchen. Das Ding ist schlichtweg nicht zu toppen. Das gab den Hausherren aber den vermeintlichen Rest, denn die waren nach diesem Leberhacken praktisch k.o. Die lange Busreise nach Bremerhaven in den Knochen, zwei Tore zurück und mit einem Tricktor bei eigener Überzahl vorgeführt. Pokel sah es so: „Ab dem zweiten Abschnitt hat man gesehen, dass die Beine nicht unbedingt fit waren, Aufgrund des schweren Spieles am Freitag. Wir waren im zweiten Drittel nicht spritzig.“

Aufgeben gilt nicht

In der zweiten Drittelpause sammelten sich die Straubinger aber noch mal, brauchten aber ein schnelles Tor. Das besorgte der Ex-Nürnberger Marco Pfleger. Doch die Freude währte nicht lange, denn postwendend der nächste Genickschlag. Aber das war es dann – dachten jetzt auch die größten Optimisten. Nur ein paar niederbayerische Eishockeyspieler wollten das nicht akzeptieren. Körperlich waren nahezu alle über dem Limit und pumpten heftig nach ihren Wechseln. Stefan Loibl fiel nur noch auf seinen Bankplatz, haute sich aber ebenso rein wie Mike Connolly. Keine Luft mehr zum Reden, aber immer am anrennen und antreiben. Was Connolly im letzten Drittel gelaufen ist und gearbeitet hat, war mächtig. Darum darf man ihn in Zukunft getrost „Mighty Mike“ nennen. Tom Pokel meinte dazu: „Wir haben alles zusammengebastelt und alles im dritten Drittel gegeben.“ Dieser Kraftakt zahlte sich auch noch aus. In Überzahl verkürzte Fredy Eriksson und 69 Sekunden vor Toreschluss haut Jeremy Williams drauf und Loibl fälschte unhaltbar ab. Nürnbergs Cheftrainer Martin Jiranek analysiert: „Straubing hat viel Druck am Ende gemacht. Ein Gegner war zum Abfälschen vor dem Tor. Wir müssen das im Video ansehen, aber irgendwer hat die Zuordnung verpasst. Aber das ist so im Eishockey.“ Patrick Reimer fand: „Wir haben einfach zugelassen, das Straubing den Druck machen kann.“ Es folgte die Overtime in einem kochenden Stadion am Pulverturm.

Bis zum maximalen Ende

Die Verlängerung hatte es inklusive Penalty zwar in sich, doch die Entscheidung wurde erneut vertagt. In der sechsten Runde, mit dem zwölften Versuch sollte diese dann fallen. Es war Jeremy Williams vorbehalten, ein eigentlich für die Franken entschiedenes Spiel noch zurück zu holen und anstelle ohne Punkte nach Hause zu gehen, deren zwei einzuheimsen.

Erklärungsversuche

Martin Jiranek ist enttäuscht: „Ich glaube, wir haben drei Punkte aus der Hand gegeben. Ein Punkt auswärts ist nicht nix, aber auf der anderen Seite, eine Minute vor Schluss ist es bitter, wenn du drei Punkte verlierst.“ Er findet dann aber doch noch etwas Positives: „Ich glaube, wir sind trotzdem auf einem guten Weg. Wir müssen diese Kleinigkeiten sauberer machen und die Endphase zu Ende bringen. Im Ganzen haben wir 50 Minuten gut gespielt, aber wir müssen diese Spiele besser zu Ende bringen.“ Ein Faktor war heute auch das Überzahlspiel der Hausherren. Tom Pokel: „Lange Zeit war das Powerplay nicht der Hit bei uns, aber mit drei Powerplaygoals war das heute erfolgreich für uns.“ Auch Patrick Reimer liest Statistiken: „Drei Tore in Unterzahl abgegeben, das darf nicht unser Anspruch sein, vor allem da Straubing momentan nicht das beste Powerplay hat.“ Darum sagt er auch: „Das darf man nicht mehr verlieren, ganz klar.“ Den Grund dafür sah er so: „Wir waren nicht konsequent genug. Wir haben im letzten Drittel zweimal eine Zwei-Tore-Führung, das darf man nicht mehr abgeben. Wenn man fünf Tore auswärts macht, muss man drei Punkte mitnehmen.“ Damit hat man nur einen Punkt auf Platz zehn aufgeholt. Reimer: „Wir gewinnen und verlieren zusammen, aber wir sollten alle sauer sein. Wenn wir wirklich noch an Platz zehn kratzen wollen, dann sollten wir solche Spiele gewinnen. Die Saison wird nicht länger, sondern kürzer, da sollten wir anfangen zu punkten. Das sind wichtige Punkte, die uns im Kampf um Platz zehn fehlen.“

Tore: 1:0 (5:06/PP) Steven Seigo (Stefan Loibl), 1:1 (8:57) Shawn Lalonde (Philippe Dupuis, Brandon Segal), 2:1 (18:06/PP) Mitchell Heard (Mike Connolly), 2:2 (19:35/PP) Leo Pföderl (Philippe Dupuis), 2:3 (26:19) Patrick Reimer (Shawn Lalonde), 2:4 (36:32/SH) Chris Brown (Tom Gilbert, Niklas Treutle), 3:4 (41:22) Marco Pfleger (Stefan Loibl, Max Renner), 3:5 (43:45) Tim Bender (Daniel Weiß, Leo Pföderl), 4:5 (53:23/PP) Fredrik Eriksson (Mike Connolly, Mitchell Heard), 5:5 (58:51/EA) Stefan Loibl (Jeremy Williams, Antoine Laganière), 6:5 (65:00) Jeremy Williams.

Schiedsrichter: Gordon Schukies, Markus Schütz; Linienrichter: Marcus Höfer, David Tschirner.

Strafminuten: 6:10 (4:4, 0:4, 2:2).

Zuschauer: 3727.


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