Straubing Tigers dominieren SchwenningenWie ein Check ein Spiel fast kippen lässt

Wo war Schwenningen? Wild-Wing-Verteidiger Benedikt Brückner sah man, wie vielen anderen auch, die Enttäuschung an. Er sagte: „Wir sind schwer enttäuscht. Straubing kam viel besser aus der Kabine.“ Wobei das noch nett formuliert war, denn viel gesehen hat man von den Wild Wings wirklich nicht. Diese hinterließen diesmal von der ersten Sekunde einen überforderten Eindruck. Bereits in der zweiten Minute war die Scheibe erstmals im Netz, doch das Tor fand nach Videodurchsicht richtiger Weise keine Anerkennung. Es war allerdings der Auftakt in ein äußerst einseitiges Drittel, das die Hausherren letztlich nur 1:0 für sich entscheiden könnten, was mehr als schmeichelhaft war. Pechvogel des ersten Drittels war Straubings Mitchell Heard, der bei seinem ersten Wechsel nach 21 Sekunden zwar die erste Strafe rausholte, aber dabei so unglücklich auf die Schulter fiel, dass die Partie für ihn beendet war. Nachdem er im Straubinger Klinikum war, fand er sich zum Schlussdrittel aber schon wieder hinter der Bande ein. Straubings Cheftrainer Tom Pokel: „Wir mussten nach der Verletzung von Heard umstellen und haben mit elf Stürmern gespielt, aber die Jungs haben das gut gemeistert.“
Ein Check, der alles ändern kann
Der Mittelabschnitt begann, wie der Erste endete. Schwenningen konzentrierte sich auf die eigene Zone und die Tigers rannten Angriff um Angriff. Absolut verdient konnten sie ihre knappe Führung ausbauen. So viel Platz hatte Jeremy Williams zuletzt wohl noch nicht mal im Training. Doch dann war das Spiel kurz vor dem Kippen. Nach einem unkorrekten Körperangriff mit Verletzungsfolge, so die Strafenentscheidung, war das Spiel für Sena Acolatse beendet. Brückner meinte dazu: „Die Spieldauer hat er verdient. Man muss aufpassen, dass man Spieler nicht verletzt.“ Doch nicht nur für Tom Pokel war das der Aufreger des Spieles, doch er machte dem gefoulten István Bartalis einige Vorwürfe: „Allen Respekt für Paul, aber ich bin ziemlich sauer über den gleichen Schwenninger Spieler wie beim letzten Mal. Der liegt auf dem Eis und spielt tot und zieht fünf Minuten plus Spieldauer raus. Dafür habe ich kein Verständnis, das hier ist Eishockey. Dieses Schwalbenelement und tot spielen und der Arzt muss kommen und beim nächsten Wechsel ist er wieder auf dem Eis. Er hat die ganze Saison ein Gitter am Helm, das muss er nehmen wie ein Mann und Eishockey spielen und nicht rumänischen oder ungarischen Fußball.“ Benedikt Brückner hat für diese Aussage wenig Verständnis und kommentiert: „Ich glaube, wenn ein Spieler mit Visier im Gesicht mit zwei Stichen genäht werden muss, dann ist das nicht mehr Schauspielerei.“ Die Wild Wings taten sich anfangs auch im Powerplay schwer, kamen aber zum Anschlusstreffer. Es gab die nächste Strafe und ehe man sich in Niederbayern versah, stand es bei doppelter Überzahl plötzlich 2:2. Auf einmal war ein Team da, das eigentlich schon wieder auf der Heimreise war beziehungsweise noch gar nicht aus dem Bus gekommen war.
Mit Wut im Bauch zu Sieg
Die Spannung hielt sich im Schlussabschnitt jedoch in Grenzen. Bene Brückner meinte enttäuscht: „Wir kommen durch die Powerplays super ran und versauen es zum Schluss wieder.“ Straubings Coach Pokel beschreibt: „Die Jungs waren Anfang drittes Drittel ziemlich sauer und haben das Spiel in den letzten 20 Minuten für uns entschieden.“ Bei fünf gegen fünf hatten die Schwenninger erneut wenig entgegenzusetzen, so dauerte es nicht lang, bis Jeremy Williams mit seinem zweiten Tor die niederbayerische Führung zurückholte. Kurz darauf machten die Tigers den Deckel drauf. Bei angezeigter Strafe machte der wiedergenesene „Capitano“ Sandro Schönberger sein erstes Tor. Die Wild Wings versuchten zum Ende hin natürlich noch den Klassiker und ersetzten den Torwart gegen einen weiteren Feldspieler, was aber nichts mehr brachte. Stattdessen setzte Schönberger den Schlusspunkt ins leere Tor.
Trainersicht
Gästecoach Paul Thompson fasste das Spiel so zusammen: „Straubing machte Druck, den wir bis zu den Überzahlen nicht standhielten. In der fünfminütigen Überzahl machten wir das dann aber gut und waren wieder im Spiel. Wir nutzten die einfache und die doppelte Überzahl, aber dann haben wir im Dritten wieder zwei Geschenke verteilt und das darf dir auf dem Niveau nicht passieren. Das ist enttäuschend, weil wir mit dem 2:2 dran waren, hier müssen wir fokussierter bleiben.“ Tom Pokel entgegnete: „Wir waren die dominierende Mannschaft, bis auf die fünf Minuten Powerplay von Schwenningen. Ich denke, die Jungs waren richtig eingestellt. Das war ein verdienter Sieg.“
Ursachenforschung
In Schwenningen geht man einmal mehr auf Ursachenforschung, doch kurz nach der Partie fällt es Benedikt Brückner schwer, Gründe zu finden: „Das kann ich nicht sagen. Vielleicht kommt auch alles zusammen. Es ist unverständlich, wie wir in Krefeld eigentlich relativ gut spielen, das Spiel gewinnen und am nächsten Spieltag nicht mal aus den Startlöchern kommen. Und dann ist es natürlich jedes Mal schwierig, das Spiel zu gewinnen.“ Es fehlt also an Konstanz. Brückner sagt dazu: „Wir haben halt zwei Gesichter zurzeit. Daran müssen wir arbeiten und von Spiel zu Spiel schauen. Wir müssen uns merken, was uns stark macht, und nicht einfach denken ‚wir sind gut‘ und wieder in ein Loch fallen.“ Man lässt ja kaum etwas unversucht und hat auch bereits den Trainer gewechselt. Doch was hat sich geändert? Der Verteidiger beschreibt: „In der Mannschaft nichts. Wir haben super Leute drin und stehen füreinander ein. Gute Stimmung ist natürlich so eine Geschichte, aber ich denke, wir haben ein gutes Team und einen guten Teamspirit, aber bekommen es trotzdem nicht auf die Reihe.“ Den Wild Wings bleibt nicht viel, Brückner weiter: „Wir müssen von Spiel zu Spiel schauen. Wir werden wieder da sein und werden wieder Gas geben. Wir müssen einfach die Konstanz irgendwo finden.“ So ist vielleicht das einzig Gute nach so einem Spiel, dass auch das nächste wieder bei 0:0 beginnt. Brückner nickt: „Das ist ja auch so. Es geht bei 0:0 los und wir müssen schauen das wir wieder Gas geben.“
Tore: 1:0 (12:37) Antoine Laganière (Fredrik Eriksson, Stefan Loibl), 2:0) (27:29) Jeremy Williams (Sena Acolatse), 2:1 (35:44/PP) Anthony Rech (Marcel Kurth, Mirko Höfflin), 2:2 (36:52/PP2) Mirko Höfflin (Vili Sopanen), 3:2 (41:43) Jeremy Williams (Mike Connolly), 4:2 (45:23/EA) Sandro Schönberger (Thomas Brandl, Fredrik Eriksson), 5:3 (59:18/EN) Sandro Schönberger (Stefan Loibl).
Schiedsrichter: Benjamin Hoppe, Lasse Kopitz; Linienrichter: Gabriel Gaube; Jakub Klima.
Strafminuten: 11:6 (2:6, 9:0, 0:0) +SPD Acolatse.
Zuschauer: 4177.