Straubing Tigers beerdigen sich am TotensonntagNiederlagenserie geht weiter

Auch die Roosters haben diese Saison schon ihren Trainer getauscht, wobei ihnen der Turnaround gelungen ist. Stürmer Blaine Down erklärt, wie der neue Coach das geschafft hat: „Immer wenn der Coach getauscht wird, ist es zunächst schwer. Rob Daum hat uns einfach daran erinnert, was wichtig ist und er hilft uns auf dem Eis, Positionen zu finden, aus denen wir dem Team helfen können. Das ist das neue Konzept: Wie kannst du dem Team helfen? Das wird Tag für Tag besser und das hat uns geholfen den Turnaround zu schaffen. Wenn man dann die Spiele gewinnt, wird ohnehin alles leichter und positiver und bringt dich noch näher zusammen.“ Rob Daum hat sich in Österreich den Spitznamen „Der Professor“ erarbeitet, auch das kann Down verstehen und meint mit einem Schmunzeln: „Er ist der Mann der vielen Worte. Er spricht viel mit uns und reflektiert uns, unser Spiel und unsere Stärken und Schwächen. Er hat ein klares Konzept, eine klare Vorstellung und eine Philosophie. Das macht er mit dem ganzen Team und das, denke ich, ist eine große Sache.“
Effektive Verwertung
Die Stimmung und das Spiel der Hausherren passten im ersten Drittel zum Totensonntag. Iserlohn machte aus wenigen nennenswerten Chancen zwei Tore, was im Stadion am Pulverturm zum Stimmungskiller wurde, denn von da an hörte man nur noch die rund 30 Gästefans. Iserlohn war im Eröffnungsdrittel zweifelsohne die bessere Mannschaft. Blaine Down erinnert sich: „Die Straubinger hatten schon ihre Chancen. Da war der Pfostentreffer und mit den Fans wäre es dann schwer geworden. Aber wir haben unseren Rhythmus gefunden und waren bereit.“ Alex Oblinger war der Pechvogel, der nur den Pfosten traf. Rob Daum erzählt nach der Partie: „Für uns war heute ein guter Start wichtig, weil wir damit gerechnet haben, dass Straubing zu Hause hart aus der Kabine kommt. Das Führungstor war daher sehr wichtig. Wenn wir in Führung sind, wollen wir es dem Gegner schwer machen und sie nicht so lange in unserer Zone haben. Das kostet dann viel Kraft.“ Ernüchtert zeigte sich Straubings Coach Tom Pokel: „Wir haben versucht, mit vier kompletten Sturmreihen zu spielen, mit Dotzer und Renner vorne. Die ersten zwei Tore waren Deckungsfehler unserer Abwehr und plötzlich sind wie 0:2 hinten. Dann haben wir umgestellt.“
Der Knackpunkt
Im Mitteldrittel mussten die Tigers den nächsten Tiefschlag hinnehmen und kassierten in Unterzahl das dritte Gegentor. „Das entscheidende Tor war für mich das dritte, das macht es für die dann nochmal schwerer zurückzukommen“, sagte Daum. Danach nahmen sich die Roosters deutlich zurück, was die Tigers ins Spiel brachte. Mike Connolly konnte ein paarmal Pässe abfangen, doch vor dem Tor versagten auch ihm die Nerven. Pokel macht diese Phase Mut: „Ich denke, wir haben in einem guten zweiten Drittel einen sehr guten Forecheck gemacht, sehr viele Puckverluste verursacht und manchmal war der Puck auf unserem Schläger und wir kamen nicht zum Abschluss. Wir müssen mehr Zug zum Tor haben. Wir sollten aus dem zweiten Drittel mehr Kapital rausbringen.“ Die Tigers konnten sich nun sogar vorne festsetzen, doch der Anschlusstreffer fiel mit etwas Glück, doch das braucht es eben auch.
Mit Risiko alles verloren
In den letzten zwanzig Minuten lief die Zeit ab. Iserlohn kam auch nicht mehr ins Rollen und bei den Tigers ging ohnehin wenig. Dabei kann man den Hausherren nicht mal das Bemühen absprechen, doch bei den meisten schien der Tank trocken zu sein. Das sah auch Tom Pokel so: „Wir haben im letzten Drittel alles versucht, aber man merkt, die Mannschaft ist sehr müde. Es ist sehr schwierig mit fünf Spielen in zehn Tagen. Iserlohn hat das die letzten Minuten clever verteidigt.“ Immerhin bewies Coach Tom Pokel Mut – Spötter meinten es sei Humor, als er fast drei Minuten vor dem Ende Goalie MacIntyre zog. Es kam, wie es kommen musste, und die Roosters machten den Sack zu, um nur Sekunden später noch einen draufzusetzen.
Niedergeschlagen und ratlos
In schweren Zeiten muss oft der Kapitän Rede und Antwort stehen, da Sandro Schönberger im Krankenstand ist, fällt diese sicher unangenehme Pflichtaufgabe Adam Mitchell zu. Die erste Frage an ihn ist schnell gefunden. An was hat es heute gelegen? Mit einem enttäuschten, aber auch ratlosen Gesichtsausdruck meinte er: „Das ist eine gute Frage.“ Dann schnauft er tief und sagte weiter: „Ich glaube, wir haben hart gearbeitet und eigentlich gute gespielt. Im ersten Drittel haben wir ein paar Fehler in unserer Zone gemacht, das habe die eiskalt ausgenutzt. Wir hatten unsere Chancen.“ Aber diese nicht verwertet. Und auch in den optischen Druckphasen kreiste man zu oft ums Tor, ließ aber die Zielstrebigkeit und den letzten Biss vermissen. „Da hast du recht, das sehe ich genauso. Wir müssen einfach mehr Verkehr vors Tor bringen.“ Man merkt es ihm deutlich an, wie niedergeschlagen er ist und wie schwer es ihm fällt die Worte zu finden. Aber man fragt sich, was der Mannschaft nach einem neuen Goalie und einem Trainerwechsel jetzt noch helfen kann. „Das ist im Moment schwer zu sagen“, meinte Mitchell und weiter: „Wir müssen einfach zusammenbleiben, füreinander kämpfen. Wir sind mit der Hälfte durch und es gibt noch viele Spiele. Unser System passt zur Mannschaft, wir müssen einfach weiter arbeiten.“ Abgehakt hat die Saison aber noch kein Spieler: „Nein, auf keinen Fall.“ Dabei sieht man es in seinen Augen blitzen und man merkt, dass er das ernst meinte. „Wir müssen einfach mehr Tore schießen. Mit immer nur einem oder zwei Toren ist es schwer, in der DEL Spiele zu gewinnen.“ Auch ihm bleibt einmal mehr festzustellen: „Wir haben alles gegeben, das ist eine sehr bittere Niederlage. Wir wollten auf alle Fälle vor unserem Heimpublikum einen Sieg einfahren und gutes Eishockey spielen. Das hat heute leider wieder nicht geklappt.“ Als guter Sieger sagte Rob Daum zum Schluss: „Am Ende war das Spiel aber enger, als es das Ergebnis sagt.“ Wobei das den Tigers auch nicht hilft.
Zahlen zum Spiel
Tore: 0:1 (4:44) Jack Combs (Blaine Down, Chris Brown), 0:2 15:25) Christopher Fischer (Chris Brown, Boris Blank), 0:3 (26:36/PP) Jack Combs, 1:3 (38:08) Mike Hedden (Mike Zalewski, Jeremy Williams), 1:4 (58:41/EN) Justin Florek (Kevin Schmidt, Sebastian Dahm), 1:5 (59:18) Denis Shevyrin (Chad Bassen, Boris Blank).
Schiedsrichter: Robert Paule, Daniel Piechaczek; Linienrichter: Gabriel Gaube, David Tschirner.
Strafminuten: 6:6 (2:4; 4:0, 0:2).
Zuschauer: 3728.