Straubing stoppt Aufschwung des MeistersStraubing – Berlin 3:1
Doppeltorschütze Carsen Germyn bei seinem Tor zum 1:0. (Foto: Heribert Böckl)„Es war ein gutes Eishockeyspiel, es war schnell und intensiv“, so die Aussage von Straubings Coach Dan Ratushny. Die Hausherren kamen aber etwas besser in die Partie und hatten mit Tobias Wörle, bei dem der Knoten offenbar endgültig aufgegangen ist, die erste dicke Chance. Dieser meint zu seinem heutigen Spiel: „Ich weiß, wie ich Eishockey spielen kann. Ein kleiner Befreiungsschlag ist mir am Sonntag gelungen. Ich will natürlich jedes Spiel so gut wie möglich spielen, das ist mir am Anfang nicht so gelungen. Es war anfangs auch schwierig und ich bin in der Kritik gestanden, aber ich hoffe, dass ich mich da rauskämpfen kann und der Mannschaft helfen kann.“ Berlins Aktivposten hießen heute André Rankel und Casey Borer. Letzter versuchte es immer wieder von der blauen Linie. Insgesamt taten sich die Gäste jedoch schwer zu kombinieren, da die Niederbayern ständig irgendwo ihren Schläger dazwischen brachten. Richtig gelungen ist es den Hauptstädtern eigentlich nur einmal, das dann aber richtig sehenswert. Doch auch T.J. Mulock fehlte am Ende das Schlussglück. Anders die Straubinger. Bei ihnen war es zeitweise schon zu verspielt und hätte man etwas einfacher gespielt, wären vielleicht auch mehr Tore als die von Carsen Germyn, der nach einem Schuss von Blaine Down nur noch den Schläger hinhalten musste, und dem blitzsauberen Kontertor von Karl Stewart drin gewesen.
Zum Mitteldrittel begannen die Eisbären dynamisch, doch dieses Strohfeuer verpuffte schnell. Zwar hatten die Gäste immer mal wieder einen Schuss, doch wirklich Angst haben mussten die Straubinger Fans nur bei einer Chance von Laurin Braun. Er schnappte sich die Scheibe nach einem Stockfehler von Sean Sullivan und lief alleine auf Jason Bacashihua zu. „Cash“ fuhr jedoch blitzschnell die Fanghand aus und packte zu. Langsam musste man sich die Frage stellen, wie die Berliner zu Zählbaren kommen wollten. Straubing hatte die Partie in dieser Phase recht sicher in der Hand, ließ jedoch selbst eine Vielzahl von Chancen aus. So auch als Blaine Down, der in der neutralen Zone mehrere Berliner vernascht, und einen Pass, der vor Übersicht nur so strotzte, auf Laurent Meunier bringt. Doch auch Rob Zepp hat sein Arbeitsgerät an den Pulverturm mitgebacht und ließ den Torjubel in den Straubinger Kehlen ersticken. Irgendwie war es dann wie so oft im Sport. Völlig aus dem Nichts brachte Casey Borer die Scheibe ins Straubinger Gehäuse. Bacashihua sah dabei nicht allzu glücklich aus. Allerdings bekam er die Scheibe auch dahin, wo es Männern besonders schmerzt und von dort ging sie ins Netz. Nach dem Spiel meinte er mit einem angedeutetem Schmerzgesicht: „Geht schon wieder.“ Kurz vor Ende des Drittels wurde es wild. Den Anfang machte Blaine Down, der erst einen für die Schiedsrichter sicher nicht zu sehenden Stockschlag hinnehmen musste und sich dann in der Ecke provozieren ließ. Am Ende saß er mit einer Strafe draußen. Wenig später gab es zwei plus zehn gegen Jordan Hendry und als dann auch noch Laurent Meunier runter musste, wurde es voll auf dem niederbayrischen „Bankerl“. Tobias Wörle meint zum Entstehen der Strafzeiten: „Das war nicht so ganz schlau von uns. Wenn man die Strafe schon bekommt, dann müssen wir aufpassen, dass wir nicht noch weitere Strafzeiten bekommen. Bei fünf gegen drei ist Berlin sehr stark und normal nutzen die sowas aus.“ Dass nun das Spiel zu kippen drohte, versteht sich von alleine. Berlin ließ die Scheibe laufen und nahm einige gute Schüsse, doch der Puck wollte nicht über die Linie. Die lange 5:3-Überzahl wurde nur durch die zweite Pause unterbrochen.
[AD_MRECT]Doch was zum Ende des Mittelabschnittes noch recht gut für die Eisbären aussah, war im Schlussdrittel wieder vorbei. Berlin zwar weiterhin druckvoll, doch die Pause half den Tigers, sich zu sammeln und zu regenerieren. Die Niederbayern bissen nun um jeden Millimeter Eis und warfen sich in jeden Schussversuch, denn beim Versuch blieb es meistens in der restlichen Überzahl. Ähnlich sieht es auch Jeff Tomlinson: „Ich fand, dass die Fünf-gegen-Drei heute der Knackpunkt war. Wir haben nicht genug geschossen und kein Tor gemacht. Straubing hat geblockt und gekämpft und haben uns das Fünf-gegen-Drei schwer gemacht.“ Dass in diesen Minuten die Entscheidung gefallen ist, war nicht nur Tomlinsons Meinung, sondern auch die von seinem Stürmer Darin Olver: „Ja, das war die spielentscheidende Situation. Da haben wir einfach keine rein gebracht.“ Und auch auf Straubinger Seite meint Tobi Wörle: „Es war wichtig, dass wir das überstehen. “ Bis zum entscheidenden Tor von Carsen Germyn war es dann wieder ein Spiel auf Augenhöhe, indem beide Goalies im stetigen Wechsel gut beschäftigt waren. Darin Olver merkte man die Enttäuschung an: „Ich bin nicht glücklich“, gibt sich im selben Atemzug aber kämpferisch: „Aber am Freitag kommen wir zurück.“ Zum Ergebnis meint er: „Das ist eine schmerzliche Niederlage. Straubing hat gut gespielt. Wir waren auch nicht schlecht, aber haben halt nicht gewonnen.“ Anders die Gemütslage bei Wörle: „Es war ein wichtiges Spiel, weil die Liga auch so eng ist. Es war auch wichtig, die Leistung vom Sonntag zu bestätigen. Jetzt liegt es an uns, mal mehr als zwei Spiele in Folge zu gewinnen. Für ein Dienstagspiel sind 5.000 Zuschauer bemerkenswert. Das ist toll zu sehen und wir wollen den Pulverturm wieder als Festung haben.“
Für Straubings Anhang kam es nach dem Spiel noch besser, denn als Stadionsprecher Peter Schnettler die Vertragsverlängerung von Topscorer Blaine Down bis 2016 bekanntgab, gab es kein Halten mehr.
Tore:
1:0 05:22 Carsen Germyn (Blaine Down, Florian Ondruschka)
2:0 12:24 Karl Stewart (Jordan Hendry, Kris Beech)
2:1 33:13 Casey Borer (Barry Tallackson, Darin Olver)
3:1 58:25 Carsen Germyn (Sean Sullivan, Laurent Meunier) PP1
Strafen Straubing 8 + 10 Hendry, Berlin 8
Schiedsrichter: Lars Brüggemann, Ulpi Sicorschi; Linienrichter: Christian Höck, Stefan Velkoski
Zuschauer: 5.029