Straubing knippst das rote Licht ausStraubing - Berlin 3:2
Torlos endete das erste Drittel. Dabei hatten beide Teams jeweils zwei Überzahlsituationen, die sie nicht nutzen konnten. In Summe war der Eröffnungsabschnitt ausgeglichen, sodass der unentschiedene Spielstand völlig in Ordnung geht. Straubings Verteidiger Alex Dotzler fand, wie so viele, keine größeren Unterschiede und meint: „Es war sehr ausgeglichen. Im Endeffekt sind wir froh, dass wir gewonnen haben.“
Das zweite Drittel begann für die Hausherren denkbar gut. Kurz nach Wiederbeginn kreiselte Jared Gomes ums Berliner Tor und brachte die Niederbayern in Führung. Bei den Hauptstädtern ging danach nur noch wenig zusammen. Viele Einzelaktionen bestimmten deren Spiel. Zudem stieg der Frustfaktor spürbar. Die „Berliner Schnauze“ lief vor allem bei Jimmy Sharrow auf vollen Touren. Er befand sich im Dauerdialog mit allem, was ihm in die Quere kam. Zwei-, dreimal hatte man das Gefühl, dass es gleich richtig scheppert, doch alle Spieler hatten sich noch im Griff und es blieb intensiv, aber fair. Als Sandro Schönberger für die Tigers erhöhen konnte, hofften viele im Stadion auf die Vorentscheidung. Doch Berlin wäre nicht Berlin, wenn sie ein Spiel im Mitteldrittel abschenken würden. Im Gegenteil: 149 Sekunden nach dem 2:0 stand es urplötzlich 2:2. Schönberger sagt darüber: „Ja, das haben wir ja immer. Das ist leider so, dass wir mit einem Vorsprung nicht so umgehen können. Daran müssen wir definitiv noch arbeiten. So kurz vor der Pause musst du die Führung mitnehmen, dann kann man das Schlussdrittel anders angehen. So haben wir uns das Leben nochmal schwer gemacht. Aber die Mannschaft hat Charakter bewiesen.“ Der unermüdliche Frank Hördler nutzte die kleinste Lücke zwischen den Spielern und Barry Tallackson kam nach einem Straubinger Scheibenverlust zu einem Konter. Daran hatten die Straubinger erst mal zu schlucken, denn somit musste man erneut mit einem ausgeglichenen Spielstand in die Kabinen gehen. Frank Hördler und Petr Pohl waren heute die Aktivposten im Eisbärenspiel. Dazu sagt Straubings Verteidiger Alex Dotzler: „Es ist schwierig, dass man da alles unterbindet. Berlin ist eine offensiv starke Mannschaft, da hat man in der Defensive einiges zu tun.“
Die letzten zwanzig Minuten begannen mit einer doppelten Überzahl für die Eisbären, doch den Gästen fiel zu wenig ein, um den Straubingern noch einen einzuschenken. Auch dieses Drittel wurde intensiv geführt, doch das Schiedsrichtergespann ließ der Partie ihren Fluss, was gut war. Umso unverständlicher, wieso Christian Oswald 28 Sekunden vor der Schlusssirene Straubings Tommy Brandl vom Eis schickte. Man kann die Strafe geben, aber dann hätte man zuvor noch etliche Szenen enger auslegen müssen, die Strafe passte schlichtweg nicht in die großzügige Spielleitung. Berlin nahm die Auszeit und auch die Tigers trafen sich an der Bande. Sandro Schönberger berichtet: „Groß besprochen haben wir nichts mehr, nur noch kleine taktische Sachen. Was wir machen, wenn wir das Bully gewinnen.“ Ein Berliner rutscht aus und der heute bärenstarke Gomes klaut die Scheibe. „Dass wir dann noch so eine Chance bekommen, habe ich nicht gedacht. Ich wollte schon zum Wechseln fahren, dann habe ich gesehen, das Gomes die Scheibe hat und habe gedacht, ein paar Sekunden gehen noch. Dann sehe ich aus den Augenwinkel, das einer hinfällt und habe gedacht: gut, dass schaue ich mir nochmal an. Bin mitgefahren und dann war es ein zwei gegen null“, beschreibt Schönberger die spielentscheidende Situation. Gomes passt perfekt auf Schönberger, dieser fackelt nicht lange und macht sechs Sekunden vor dem Horn das niederbayerische Siegtor. Als Mann des Spieles will sich der zweifache Torschütze aber nicht sehen und sagt gewohnt bescheiden: „Nein, ich denke, es war eine Mannschaftssieg. Alle haben zum Sieg beigetragen.“
Nach der Sirene entluden sich bei den Gästen die Emotionen. Vor allem Mark Bell teilte mit einem Stockstich aus und bekam dafür die Revanche von Karl Stewart. Beide erhielten dafür eine Spieldauerstrafe und einen Eintrag im Zusatzbericht. Nach einem minutenlangen und hitzigen Gerangel, indem einige ihre Hände nicht bei sich behalten konnten, blieb es aber diesen beiden großen Strafen. Nun legten die Schiris Christian Oswald und Florian Zehetleitner wieder ihre großzügige Linie an. Ein Shakehands ließen die Unparteiischen aber nicht mehr zu und schickten die Mannschaften in die Kabinen. Für die Tigers war es nur ein kleiner Dämpfer vor dem Auftakt zur Siegesfeier.
Siegtorschütze Sandro Schönberger findet den einfachsten aller Unterschiede: „Der Unterschied war, dass wir am Schluss noch das Unterzahltor gemacht haben“, sagt er schmunzelnd und meint weiter: „Es war ein offenes Spiel, das beide Seiten für sich entscheiden konnten. Ich denke, es war auch Glück. Im September oder Oktober wäre das so nicht passiert. Das Glück ist wieder auf unserer Seite, aber das haben wir uns auch erkämpf, weil wir über drei Drittel schon die etwas bessere Mannschaft waren.“
Tore: 1:0 (23.) Jared Gomes (Marcel Brandt); 2:0 (37.) Sandro Schönberger (René Röthke, Dylan Yeo); 2:1 (38.) Frank Hördler (Jullian Talbot, T.J. Mulock); 2:2 (40.) Barry Tallackson (Jullian Talbot, Alex Trivellato); 3:2 (60.SH) Sandro Schönberger (Jared Gomes)
Schiedsrichter: Christian Oswald, Florian Zehetleitner; Linienrichter: Robert Hauber, Lukas Kohlmüller
Strafen: Straubing 14 +5 +20 Stewart; Berlin 10 +5 +20 Bell
Zuschauer: 4.273