Straubing: Bob Manno nimmt den Tigers Angst und Zurückhaltung
Bob Manno ist ein Typ, der nicht lange um den heißen Brei herumredet. „Wir haben noch 29 Spiele, da kann ich nicht mit dem 14. Platz, den wir jetzt haben, zufrieden sein“, sagt der Italo-Kanadier, der seit einer Woche den Straubing Tigers in der DEL wieder Beine macht.
Unverholen spricht der Italo-Kanadier von Platz zehn als Ziel, auch wenn es angesichts eines bereits gewachsenen Rückstands so aussieht, als würde „ein Esel einem Auto“ hinterher jagen: „Aber man gibt trotzdem nicht auf.“ Diese Einstellung steht für den früheren NHL-Spieler und fällt bei seinen Jungs auf fruchtbaren Boden. Bob Manno erstarrt nicht in Ehrfurcht vor den Gegnern. Er stellt sich mutig und offensiv der Herausforderung und schickt seine Mannschaft auch so auf das Eis: „Ich will, dass das Team keine Angst hat.“
Diese neue breite Tigers-Brust hat den letzten Gegnern schon Respekt abgerungen. Dem sensationellen 7:1 gegen die DEG Metro Stars folgten nur knappe Niederlagen bei den Eisbären Berlin (3:4) und gegen die Kölner Haie (0:1). „In Berlin hatten wir kurz vor Schluss den Ausgleich auf dem Schläger und gegen Köln hätten wir genauso gut 1:0 gewinnen können“, stellt Bob Manno fest.
Drahtig, kantig, ehrlich, gerade heraus. So wie der erste Eindruck von dem neuen Trainer an der Donau ist, so spielt jetzt auch das Team. Kein Wunder, dass Bob Manno da sagt: „Ich bin sehr überrascht. Inzwischen kenne ich die Mannschaft. Wir haben ein gutes, sechzig Minuten lang hart arbeitendes Team, das eine Einheit bildet und dem System folgt. Es spielt entsprechend den Vorgaben.“ Ein gutes Positionsspiel, gepaart mit Körpereinsatz und Laufbereitschaft, ist angesagt, auch soll das Geschehen auf dem Eis gut gelesen werden.
Stürmer Trevor Gallant macht das veränderte Auftreten der Tigers an dem neuen Mann an der Bande, der erst vor einer Woche die Nachfolge des in dieser Saison immer glückloseren Erich Kühnhackl angetreten hat, fest: „Bob hat uns ein einfaches Spiel gebracht. Als es vorher nicht so gut gelaufen ist, waren wir zurückhaltend. Die Aggressivität hilft uns jetzt. Außerdem herrscht nun mehr Kommunikation auf der Bank. Bob weist uns auf Fehler hin, er gibt uns aber genauso Lob. Diesen anderen Stil haben wir gebraucht.“ Auch für seinen Angriffskollegen Eric Meloche war dieser Weckruf, der mit dem Trainerwechsel einher gegangen ist, notwendig: „Jetzt geht es darum aggressiv zu sein. Wir spielen nordamerikanischen Stil.“
Damit möchte man auch den Hannover Scorpions, die am Freitagabend in Straubing gastieren, beikommen. Bob Manno ist auf eine defensive Spielweise der Niedersachsen, die mit ihrem Coach Hans Zach noch auf ihren ersten DEL-Auswärtssieg in Straubing warten, vorbereitet: „Ich erwarte eine ganz andere Partie als gegen Köln.“
Selbst wird er dabei nach seiner Spieldauerstrafe vom Dienstag, als er gegen Köln fünf Sekunden vor Schluss in Rage eine Wasserflasche auf das Eis schleuderte, nicht an der Bank stehen. Co-Trainer Jürgen Rumrich trägt die Last des unmittelbaren Coachings, Bob Manno will sich in den Dritteln einen Platz im Stadion suchen, von dem aus er einen guten Überblick hat: „Von dort ist vielleicht sogar mehr zu sehen.“ Seine Erkenntnisse wird er dann in der Pause an das Team weitergeben.
Mit Platz zehn weiterhin im Hinterkopf zählen für die Tigers ab sofort vor allem Punkte. „Ich glaube, wir sind noch nicht zu weit weg. Zwei, drei Siege hintereinander wären eine tolle Sache“, sagt Verteidiger Wade Skolney, der unter Bob Manno jetzt wieder eine lange Leine hat und den furchtlosen Körperkontakt zu den Gegenspielern sucht. „Wir müssen nur eine Serie starten“, bekommt er in seinem Optimismus auch Unterstützung von Eric Meloche, der ebenfalls seine erste Saison in Europa spielt.
So werden zwangsläufig Erinnerungen wach an die vergangene Aufsteiger-Saison. Auch da waren die von einer Euphorie getragenen Straubinger gut gestartet, schlitterten im Oktober in eine schwere Krise, kamen aber nach dem Jahreswechsel wieder stark auf und holten dann 27 Punkte aus den letzten 17 Spielen. In ihrer momentanen Verfassung ist den Tigers auch wieder eine bessere Punkteausbeute als zuletzt zuzutrauen, zumal die Spieler jetzt wieder Lunte gerochen haben.
Zu was es am Ende reicht, ist eine andere Frage. Wade Skolney verdeutlicht noch eine ganz andere Zielvorgabe: „Wir wollen besser werden und als Team lernen, uns gegenseitig helfen und einfaches Eishockey spielen.“ Auf den Punkt bringt es Eric Meloche, der ganz nüchtern feststellt: „Die Philosophie ist jetzt eine andere. Aber egal welche Philosophie, entscheidend ist der Erfolg.“
Und Erfolg wiederum definiert jeder anders. Trevor Gallant vor allem damit, „besser zu sein als letztes Jahr und mehr Punkte zu erreichen.“ In der Vorsaison kamen die Straubinger als Aufsteiger auf Platz zwölf. 56 Punkte sammelten sie dafür, deren 15 trennten sie von Platz zehn. 15 Zähler fehlen auch jetzt auf jenen zehnten Rang, der zur begehrten Teilnahme an den Pre-PlayOffs berechtigt. Diesen Abstand zu verringern, wäre schon einmal ein erster Erfolg. Man sollte die Trauben erst einmal nicht zu hoch hängen. (Foto by City-Press)