Straubing bleibt nur der Respekt des Spitzenreiters
Straubing: Trew bleibt ein TigerGäbe es in der DEL Punkte für den Respekt des Gegners, dann hätten die Straubing Tigers am Freitagabend Tabellenplatz 12 nicht an Augsburg abgeben müssen. So aber stand der Neuling nach einem 2:3 (1:1, 0:1, 1:1) gegen den Tabellenführer Adler Mannheim mit leeren Händen da.
Adler-Manager Marcus Kuhl war nach der Begegnung sichtlich beeindruckt von dem, was sich sechzig Eishockeyminuten lang im Eisstadion am Pulverturm abgespielt hatte. Für ihn stand fest: „Hätten wir am Dienstag gegen Augsburg gewonnen, dann hätten wir hier verloren.“ So aber klappte die Wiedergutmachung seiner Mannen, auch wenn sie auf des Messers Schneide stand. Mannheims Trainer Greg Poss meinte treffend: „Es war ein schnelles Spiel, das Spaß gemacht hat und bis zum Schluss spannend war.“
Obwohl die Anzeige des Thermometers im offenen Straubinger Eisstadion dem Gefrierpunkt nahe war, hatten beide Mannschaften keine Probleme, auf Betriebstemperatur zu kommen. Mannheim gab in der Anfangsphase gleich den Ton an. Die hellwachen, laufbereiten und aggressiven Tigers setzten dieser Anfangsoffensive nach zuletzt drei klaren Heimniederlagen allerdings wieder jene Tugenden entgegen, die im ersten Saisonviertel bereits so manchen Favoriten an der Donau straucheln ließen, und beherzigten damit auch die Parole ihres Trainers Erich Kühnhackl („Wir müssen Eishockey kämpfen!“).
Trotzdem zahlte sich die Geduld der Mannheimer aus. In der 15. Minute fiel der Puck bei einem Abpraller Ronny Arendt vor die Füße und er bedankte sich mit dem 1:0 für die Gäste. Straubing haderte zu diesem Zeitpunkt bereits etwas mit der eigenen Chancenverwertung, die wenigen, aber klaren Tormöglichkeiten hatten nichts Zählbares mit sich gebracht. Doch der schwedische Routinier Per Eklund, der an diesem Abend eine ausgesprochen gute Vorstellung ablieferte, sollte das ändern. Eineinhalb Minuten vor der ersten Sirene jagte er die Scheibe bei einem Gegenstoß aus spitzestem Winkel in eben jenen und damit hinter den verdutzten Adlers-Keeper Robert Müller. Allein dieser Treffer war das Eintrittsgeld der fast 4.200 Zuschauer schon wert.
Diese zeigten sich im Mittelabschnitt dann erstmals in dieser Saison angetan von der Leistung des Torhüters Sinisa Martinovic, der diesmal den verletzten Mike Bales mit einer besseren Fangquote als sein Gegenüber würdig vertrat. Nach mehreren guten Paraden war er schließlich aber doch zum zweiten Mal geschlagen. Alles deutete in der 36. Minute auf eine weitere Glanztat hin, doch letztlich fand der Schuss von Rene Corbet noch sein Ziel und so durfte der glückliche Torschütze im Vorbeirutschen die Arme für die Adler hochreißen. Ganz unverdient war die neuerliche Führung des Meisterschaftsanwärters zur zweiten Pause allerdings nicht, denn mitunter hatten die Poss-Schützlinge ihre größeren spielerischen Möglichkeiten durchaus ausgespielt.
Standen die Vorzeichen zu Beginn der letzten zwanzig Minuten bereits auf einen Erfolg des Favoriten, so verstärkten sich diese nach dem 3:1 für Mannheim durch den nachsetzenden Christoph Ullmann (45.), dem ein Fehler von Markus Jocher vorausgegangen war. Doch Straubing gab längst nicht auf. Belohnt wurden die Tigers schließlich dafür noch bei einer Zwei-Mann-Überzahl, die Jason Dunham (54.) zum Anschluss nutzte. Danach folgte noch einmal eine starke Phase der Niederbayern, die den Klassenprimus zwar ins Wanken, aber nicht mehr zu Sturz brachte.
So blieb am Ende wieder einmal nur der Respekt des Gegners für die Straubing Tigers. Respekt war nach dem Spiel auch das passende Stichwort für deren Coach Erich Kühnhackl, der sagte: „Ich habe Respekt vor meiner Mannschaft. Dass sie über sechzig Minuten dieses Tempo gehen konnte, ist lobenswert. Sie hat einen wahnsinnigen Fight hingelegt und Mannheim alles abverlangt. Verloren habe ich heute dagegen den Respekt vor Schiedsrichter Schütz.“ Zwar brachte der Unparteiische nicht nur den Trainer, sondern auch das Publikum arg gegen sich auf, das Zünglein an der Waage spielte er mit seinen Entscheidungen allerdings nicht.
Vor der Länderspielpause steht für Straubing am Sonntag nun ein weiteres, diesmal ganz wichtiges Heimspiel an. Mit den Panthern aus Augsburg könnten bei einem Sieg im direkten Duell wieder die Tabellenplätze getauscht werden. Zugleich tut sich damit für die Tigers auch die nicht zu verachtende Chance auf, nach vier Heimniederlagen in Folge wieder zuhause ein Signal zu setzen.
TORE:
0:1 (14:02) Arendt (Bouchard, Corbet)
1:1 (18:27) Eklund (Oswald)
1:2 (35:01) Corbet
1:3 (44:59) Ullmann (Girard)
2:3 (53:20) Dunham (Gallant, Lehner; 5:3)
Strafminuten: Straubing 12 plus 10 Oswald, Mannheim 10 plus 10 Shantz
Schiedsrichter: Schütz (Moers)
Zuschauer: 4.178