Stéphane Julien im Interview
Stéphane Julien zählt zu den offensiv stärksten Verteidigern der DEL. Die Kölner Haie sicherten sich die Dienste des 31jährigen Franko-Kanadiers bis 2008. Im Interview blickt Julien auf den Saisonverlauf zurück und äußert sich skeptisch zu den Entwicklungen der DEL-Schiedsrichter.
Nach einem holprigen Saisonstart holten die Haie 13 Siege in Serie. Wie lässt sich dieser Wandel erklären?
Um dreizehn Spiele in Folge zu gewinnen, braucht man ein bisschen Glück. Aber wir haben auch gut gespielt, und man braucht definitiv gute Goalies. Thomas Greiss hat ein paar sehr gute Spiele gemacht, als wir zu Beginn der Saison einige Spiele verloren hatten. Er hat uns zurück auf die Gewinnerstraße gebracht. Und dann kam Oliver Jonas stark zurück. Er hat in Berlin und in Krefeld großartig gespielt. Ich glaube, das Team fühlt sich mit beiden wohl. Wir sind einfach mit unseren beiden Goalies sehr glücklich.
Du bekommst eine Menge Eiszeit, lange Schichten im Powerplay. Wie lange kann man das machen, ohne auszubrennen?
Wir haben einen engen Spielplan wegen der Olympischen Spiele. Aber ich fühle mich immer noch gut auf dem Eis. Ich bin physisch in guter Verfassung, also komme ich ganz gut damit klar. Manchmal ist man zwar müde und spielt trotzdem noch ganz gut, aber wenn man anfängt Fehler zu machen, dann ist es vielleicht Zeit, mehr Pausen zu machen.
Eure Gegner haben letztes Jahr ziemlich schnell begriffen, dass sie einfach nur deine Schüsse blocken müssen, damit Köln keine Tore macht. In dieser Saison scheinst du wieder mehr Gelegenheiten zum schießen zu haben.
Dieses Jahr haben wir einige gute Leute im Powerplay wie Ivan Ciernik und Lasse Kopitz. Und Brad Schlegel ist wieder da, was im Vergleich zu letztem Jahr ein bisschen Druck von mir nimmt. Letztes Jahr hatten wir nur eine starke Powerplay-Formation, dieses Jahr können wir zwei gute Blöcke aufs Eis bringen. Es kann den Unterschied ausmachen. Wenn zum Beispiel Ciernik den Puck hat, sind die Spieler einiger Teams vorsichtiger. Wir haben einfach mehr Möglichkeiten dieses Jahr. Wir können auf meinen Schuss spielen oder tief mit Ivan. Und jetzt ist Alex Hicks auch wieder da, das gibt uns mehr Möglichkeiten.
Als du nach Köln kamst, hast du zunächst mit Paul Traynor in einer Reihe gespielt, der ein Defensiv-Verteidiger ist. Was musstest du ändern, als du dann an der Seite von Mirko Lüdemann aufgelaufen bist?
Mirko ist ein großartiger Spieler, wir halten uns gegenseitig ziemlich gut den Rücken frei. Im Laufe einer Karriere muss man sich immer wieder auf Spieler einstellen. Wenn ich also wieder mit jemand anderem zusammen spielen müsste, wäre das kein Problem für mich. Jeder hat seine Rolle.
Die Schiedsrichterleistungen waren in einigen Spielen – besonders gegen Düsseldorf – umstritten. Wie reagiert das Team in solchen Situation?
Ich weiß nicht, ob es ein Schiedsrichterproblem ist oder ob die Leute im Umfeld nicht in der Lage sind, es ihnen beizubringen. In Düsseldorf war es wirklich übel. Aber ich glaube, wir müssen uns auf unser Spiel konzentrieren und den Schiedsrichter dem Trainer und dem Kapitän überlassen.
Vom 1. Januar an sollen die Schiedsrichter jedes kleine Haken und Halten pfeifen, so wie es in der NHL jetzt schon passiert. Stellt sich das Team irgendwie darauf ein?
Nein. Ich weiß, dass sich einige von den Jungs oft NHL-Spiele im Fernsehen ansehen. In der NHL gibt es zwei Hauptschiedsrichter, hier in Deutschland ist es nur einer. Sie haben jetzt schon Probleme, korrekt nach den Regeln zu pfeifen. Ich wäre also sehr überrascht, wenn das gut funktionieren würde. Ich glaube, einige der älteren Schiedsrichter können das hinkriegen. Aber mit nur einem Hauptschiedsrichter auf dem Eis ist es manchmal schwer, alles unter Kontrolle zu haben. Er verfolgt den Puck, aber das Haken und Halten passiert manchmal abseits des eigentlichen Spielgeschehens. In der NHL gibt es zwei Schiedsrichter, was es natürlich einfacher macht. Sie müssen einheitlicher pfeifen, wenn sie das durchziehen wollen. Manchmal erlebt man es, dass sie in den letzten 10 Minuten gar nichts mehr pfeifen. Wir werden sehen. Sie werden jemanden brauchen, der es ihnen beibringt. Aber es gibt nichts, was wir dazu tun können.
Ein paar deiner früheren Teamkameraden sind in der DEL wie z.B. Jean-Francois Labbé, Pascal Trepanier und David Gosselin. Bist du mit denen noch befreundet?
Ja! Labbé wohnt ungefähr einen Kilometer von meinem Haus entfernt. Und mit Trepanier schreibe ich mir Emails, und wir reden manchmal. Nicht so besonders viel, aber ich bleibe schon mit einigen Spielern in Kontakt.Für mich ist das kein Problem. Man kann jemanden auf dem Eis hassen und im Sommer einen netten Grillabend mit ihm verbringen. Das gehört zum Hockey. Ich werde nie sauer auf jemanden sein, der mich im Spiel hart checkt. Wenn ich denjenigen dann im Sommer treffe, kann ich mit ihm reden. Das ist kein Problem.
Yannic Perreault, der jetzt in der NHL spielt, ist auch ein guter Freund von mir. Ich habe mit ihm in den Juniors gespielt. Er hat darüber nachgedacht, nach Köln zu kommen, aber dann hat Nashville ihn für ein Jahr unter Vertrag genommen.
Du hast in Köln bis 2008 unterschrieben. War es eine einfache Entscheidung, so lange hier zu bleiben?
Die Haie haben mir die Vertragsverlängerung letztes Jahr vor Weihnachten angeboten. Ich war überrascht. Wenn ein Team dich bittet, für zwei weitere Jahre über den ohnehin noch laufenden Vertrag hinaus zu unterschreiben, dann ist das schon ziemlich toll. Unsere Kinder sind in Bonn an einer französischen Schule, und wir mögen Köln, also gab es keinen Grund, den Vertrag nicht zu unterschrieben. Wir haben nicht mal gezögert. Ich habe in Europa oft gewechselt, wir hatten am Anfang keine Kinder und ich habe immer versucht, den bestmöglichen Vertrag zu kriegen. Familie war damals noch kein Thema, also habe ich einfach immer das beste Angebot angenommen. Bis dahin hat das für mich gut funktioniert. Inzwischen sind wir solider – wegen der Kinder in der Schule und solchen Sachen – mit dem langfristigen Vertrag hier in Köln.
Interview: Henrike Wöbking
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Foto: Sport-Press