Sorry, Toppi – Red Bull München holt den Meister-Pott!Hockeyweb-Reporter Holger Neumann hält eine Gegenrede zum gestrigen Kommentar von Ronald Toplak.
Macht den Unterschied: Dominik Kahun. (picture alliance/Tobias Hase/dpa)Zugegeben, meine emotionale Bindung an den EHC Red Bull München ist darauf beschränkt, dass ich mich freue, wenn sich mein älterer Sohn über Siege der Bullen freut. Das wiederum liegt unter anderem daran, dass beim aktuellen Meister ein Spieler (fast) gleichen Vornamens spielt. Jetzt kann ich ja schlecht mit Statistiken und taktischen Erwägungen auf das flammende Plädoyer von Ronald Toplak (Hier geht es zum Kommentar) antworten. Deswegen hier mal ein paar emotionale Gründe, warum der DEL-Pott in München bleiben muss – und auch wird.
Da ist zum Einen die „Rüstige Rentner“-Combo bestehend aus Jason Jaffray, Michael Wolf und Keith Aucoin, die dem Vernehmen nach zumindest in Teilen die Schlittschuhe an den Nagel hängen wird. Und sollte es so kommen, dass Bullen-Kapitän Michael Wolf tatsächlich nach Füssen zurückkehrt, um ins elterliche Schuhgeschäft einzusteigen, gäbe es doch nichts Schöneres, als mit dem erneuten Titelgewinn, es wäre nach Mannheim und Berlin der dritte „Three-Peat“ der DEL-Historie, abzutreten. Auch der 39jährige Keith Aucoin, mit zwölf Punkten Vorsprung Topscorer der Hauptrunde und Spieler des Jahres, würde mit einem Titel auf dem Gipfel abtreten.
Und dann ist da ja auch noch Dominik Kahun, der vielleicht beste deutsche Spieler der letzten Jahre: Schnell, mit herausragendem Stocktechnik und einer Fähigkeit, die für NHL-Stürmer eine Grundvoraussetzung ist: „Quick Release“ – also die Fähigkeit die Scheibe schneller von der Kelle wegzukatapultieren als ein Raubvogel zwinkern kann. Es ist einfach ein Genuss, ihn spielen zu sehen.
Und insbesondere im Verbund mit Mads Christensen und Franky Mauer kann er High-Speed- Eishockey zelebrieren, wie man es sonst nur auf der Playstation sieht. Auch er steht offenbar vor dem Absprung bei den Bullen Richtung Nordamerika – und für den Silber-Helden von Pyeongchang kann es wohl kaum etwas Schöneres geben, als mit einem Titel in das Abenteuer NHL zu gehen.
Mehrere Clubs aus Nordamerika haben ihr Interesse bekundet. Konkret fiel der Name Chicago Blackhawks. Das könnte eine Menge Sinn ergeben und für Kahun zum perfekten Zeitpunkt kommen. Denn nach zwei Spielzeiten zum Vergessen wird es wohl einige Veränderungen in der Windy City geben – und da könnte der Wirbler aus Good Ol‘ Germany gerade recht kommen, zumal man auch in Nordamerika zur Kenntnis genommen hat, was die deutsche Mannschaft bei Olympia geleistet hat und dass Deutschland eben mehr zu bieten als schnelle Autos, gutes Bier und Lederhosen – vielleicht sogar einen Spieler, der mal in die großen Fußstapfen eines Patrick Kane treten kann. Die Art, wie der 22-Jährige, der in der Nähe von Pilsen geboren wurde, Eishockey spielt, passt schon mal ganz gut.
Und nicht zuletzt haben es auch die Fans der Münchner verdient. Ja, richtig gelesen. Denn am Oberwiesenfeld gibt es kein „Operetten-Publikum“ – da wird das eigene Team mit sehr viel Herzblut angefeuert, auch wenn die Anhängerschaft bei der Causa Pinizzotto-Plachta tatsächlich zu weit ging. Doch insbesondere in den Play-offs brennt der Baum im altehrwürdigen Olympia-Eisstadion – da ist nichts von Retorten-Club oder ähnlichen Etiketten zu spüren, die im Zusammenhang mit den Bullen gerne genutzt werden. Denn unter den Münchner Fans gibt es viele, die die sehr wechselhafte Eishockey-Geschichte der bayerischen Landeshauptstadt in der DEL-Ära – Hedos, Barons, EHC und jetzt eben Red Bull - mit durchlitten haben und jetzt wieder jubeln werden, bevor dann in der kommenden Saison der Umbruch kommt.
Jawohl, darauf einen Energy-Drink!
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