Sieg im Tore-Wettlauf gegen Ingolstadt - Erster DEL-Treffer von Cole
„Es war ein Spiel für die Zuschauer“, resümierte Gäste-Coach Ron Kennedy nach der Begegnung und hatte wohl recht damit, denn schließlich hatten die 4100 Besucher im Berliner Wellblechpalast 12 Treffer gesehen. Der EHC Eisbären Berlin besiegte die Panther aus Ingolstadt am Ende nicht unverdient mit 7:5 (3:2; 2:2; 2:1).
Die Gäste widersetzten sich dabei trotz des Fehlens von Stürmerstar Marco Sturm (Windpocken) lange erfolgreich der Niederlage. Nicht weniger als zwei Mal holten sie dabei einen Zweitore-Rückstand auf und erst als die Berliner im Schlussabschnitt zum dritten Mal mit zwei Treffern davonzogen, war die Gegenwehr der Panther gebrochen. In der 4. Spielminute gingen die Hohenschönhausener, die ihrerseits auf Sven Felski verzichten mussten (Beckenprellung), durch Verteidiger Ricard Persson mit 1:0 in Führung. Eric Cole hatte abgezogen, Panther-Goalie Jimmy Waite ließ prallen und der Schwede im Eisbären-Trikot überraschte Waite mit einen Schuss in die kurze Ecke. Überhaupt scheint der Wellblechpalast für Waite, der sicher zu Recht als einer der besten DEL-Keeper gilt, kein allzu gutes Pflaster zu sein, denn noch einige Male machte der Kanadier an diesem Sonntagnachmittag keine glückliche Figur. Zum Beispiel beim 2:0 durch Rob Shearer vier Minuten später: Mark Beaufait spielte den Puck entlang der Bande tief ins Panther-Drittel, von dort sprang die Hartgummischeibe zurück vor das Tor, Shearer auf die Kelle und der hatte nur wenig Mühe einzunetzen. Waite hatte sein Gehäuse verlassen, um den Puck hinter dem Tor weiterzuspielen, nur kam der dort nie an. Dumm gelaufen. Aber aus einem weiteren Grunde war dieser Treffer bemerkenswert, denn nach sage und schreibe sechs Spielen (!) gelang den Hauptstädtern endlich wieder ein Überzahl-Tor. Manch einer hielt das schon nicht mehr für möglich, zieren die Eisbären doch inzwischen mit einer „Erfolgs“-Quote von nur 13,57 % Rang 12 in dieser Statistik. Glorreiche Zeiten, als die Hauptstädter hier noch zur Ligaspitze zählten, doch scheinen diese vorbei zu sein. In noch sechs weiteren Überzahlsituationen gingen sie dann wieder leer aus. Die Panther, die in dieser Rubrik sogar noch hinter den Hauptstädtern rangieren, hatten das diesmal besser im Griff. Alex Barta geriet mit Waite aneinander, was Hauptschiedsrichter Hellwig als Torwartbehinderung auslegte und den jungen Berliner deshalb für zwei Minuten auf die Strafbank verbannte. NHL-Gastspieler Andy McDonald erzielte den 2:1 Anschluss nur 26 Sekunden nach dem Barta auf dem Sünderbänkchen Platz genommen hatte (10. Spielminute; Assists: Mondt/ Mann). Den Fans auf den Rängen schwante bereits Böses, denn erst am vergangenen Donnerstag hatten ihre Eisbären beim Spiel in Düsseldorf einen scheinbar sicheren Zweitore-Vorsprung verspielt. Und was sie befürchteten, wurde in der 15. Spielminute Realität: Bei einem Kräfteverhältnis von 4 gegen 4, DuPont für den EHC und Polaczek für die Panther waren gleichzeitig wegen unnötiger Härte zum Abkühlen geschickt worden, war es wieder McDonald, der für den 2:2 Ausgleich sorgte (Sutton). Diesmal warf das die Eisbären jedoch nicht so sehr aus der Bahn und sie kämpften um den erneuten Führungstreffer. Der gelang knapp zwei Minuten vor der ersten Sirene mit Denis Pederson einem der Aktivposten im Spiel der Hausherren auf Vorlage von Kapitän Steve Walker und Shawn Heins. Mit 3:2 ging es in die Pause.
Der Mittelabschnitt war noch keine zwei Minuten alt, da hätte Craig Ferguson per Unterzahl-Break schon für den Ausgleich sorgen können, doch der Puck sprang von der Lattenunterkannte zurück ins Feld. Sekunden später klingelte es dann aber doch im Eisbären-Gehäuse, in dem Oliver Jonas schon im Anfangsabschnitt tüchtig unter Beschuss stand und wie sein Gegenüber nicht unbedingt den sichersten Eindruck hinterließ: Die Eisbären bekamen den Puck nicht aus der Gefahrenzone, ließen sich von Oswald und Mann narren und Martin Jiranek kam frei zum Abschluss - 3:3 (22.). Nun dauerte es doch etwas bevor sich die Berliner wieder berappelten. In der 26. Spielminute gelang wiederum Denis Pederson das umjubelte 4:3. Der Jubel des Stürmers hielt sich jedoch in engen Grenzen, denn er bezahlte seinen unbändigen Einsatz mit einer Beckenprellung, die für ihn das Ende des Spiels bedeutete. Dem Vernehmen nach steht allerdings nicht zu befürchten, dass Pederson länger ausfällt. Der Kanadier wäre in seiner derzeitigen Verfassung wohl auch schwer zu ersetzen, wie schon die gesamte Saison über gehörte der kantige Stürmer zu den Besten im Pagé-Team. Und dann erfolgte nach 30 Spielminuten endlich jene Premiere, auf die man bereits seit einiger Zeit in Hohenschönhausen wartet: Endlich erzielte Erik Cole seinen ersten DEL-Treffer im Eisbären-Trikot! Kelly Fairchild und Mark Beaufait leisteten die Vorarbeit, die Cole nach kraftvollem Solo und unhaltbaren Schuss unter die Latte zum 5:3 abschloss. Die EHC-Fans feierten „ihren“ NHLer mit Sprechchören. Die Ingolstädter hatten sich längst noch nicht aufgegeben, was „Oldie“ Oswald mit seinem Tor zum 5:4 Anschluss untermauerte (39.- Mann). EHC-Keeper Jonas glaubte einen Schuss von Cameron Mann unter seinem Rücken begraben zu haben, doch der Puck war frei und Oswald versenkte diesen mühelos. Bei knapper Eisbären-Führung ging es zum zweiten Mal in die Pause.
Die Panther brachten durch den Anschlusstreffer zusätzlich motiviert ordentlich Elan mit ins Schlussdrittel. Und es kam, was kommen musste und den Berliner Fans auf den Rängen graue Haare wachsen ließ: Als Mark Beaufait auf der Strafbank schmorte, hämmerte Blueliner Jakub Ficenec den Puck zum 5:5 in die Maschen (49.- Sutton/ McDonald). Nun spätestens begann wieder das große Bangen: Wohin würde sich die Waage neigen? Den ersten Teil dieser Frage beantwortete einer, von dem man es wohl am wenigsten erwarten durfte und wenn doch, dann nicht in dieser Weise: Shawn Heins bekam die Hartgummischeibe von seinem Verteidigerkollegen Ricard Persson zugepasst, Heins marschiert von den Ingolstädtern nur mäßig belästigt ins gegnerische Drittel, zieht plötzlich Richtung Tor und löffelt den Puck zur Überraschung aller unter das Dach des Tores - 6:5 (55.). Respekt!
Den Schlusspunkt zum 7:5 setzte einer, der längst zur festen Größe im Eisbärenspiel geworden ist: Stefan Ustorf fälschte einen Schuss Micki DuPonts unhaltbar für Waite ins Netz ab. Die Gäste versuchten noch einmal alles, doch es half ihnen nichts - die drei Zähler blieben in Berlin.
Es lief zwar bei weitem nicht alles rund im Spiel des Vizemeisters, was auch nicht zu erwarten war, vor allem der Defensive fehlte es auch diesmal wieder an Struktur, Ruhe und Konsequenz, doch zumindest hatte man sich vom zweimaligen Ausgleich des Gegners nicht ein weiteres Mal schocken lassen. Pierre Pagé sagte hinterher sichtlich erleichtert: „Es war sehr schwer, aber wir haben heute eine Lösung gefunden. Dieser Sieg war sehr wichtig!“ Ron Kennedy konstatierte: „Unsere Defensivqualität war heute nicht normal. Die Eisbären haben ihre Möglichkeiten genutzt und wir nicht, das war der Unterschied.“ Dass Jimmy Waite nicht seinen besten Tag erwischt hatte, wollte der Panther-Coach seinem Keeper nachsehen, „denn schließlich hat er uns schon viele Spiele gewonnen.“
Für die Eisbären gilt es das Positive aus diesem Spiel mitzunehmen, das sich am ehesten damit zusammenfassen lässt, dass man sich von Rückschlägen hat nicht entmutigen lassen und der Wille zum Sieg auch in schwierigen Situationen sichtbar blieb. An unfertigen Baustellen, wie das kaum so zu bezeichnende Überzahlspiel, gilt es im Team weiter konsequent zu arbeiten. Vor allem aber sollte man keine neuen Baustellen beginnen, bevor die bereits vorhandenen nicht fertiggestellt sind. (mac/ovk - Foto: City-Press)
EHC Eisbären Berlin - ERC Ingolstadt 7:5 (3:2; 2:2; 2:1)
Torfolge:
1:0 - Persson (Fairchild/ Cole) 03:27
2:0 - Shearer (Beaufait/ Leask) 08:16 PP1
2:1 - McDonald (Mondt/ Mann) 09:21 PP1
2:2 - McDonald (Sutton) 14:15
3:2 - Pederson (Walker/ Heins) 18:07
3:3 - Jiranek (Mann/ Oswald) 21:50
4:3 - Pederson (/) 25:58
5:3 - Cole (Fairchild/ Beaufait) 29:21
5:4 - Oswald (Mann) 38:37
5:5 - Ficenec (Sutton/ McDonald) 48:09 PP1
6:5 - Heins (Persson) 54:15
7:5 - Ustorf (DuPont/ Walker) 56:20
Schiedsrichter: Hellwig - Krawinkel/ Dobber
Zuschauer: 4100
Strafen: 10/ 16