Sieg des Willens und eines bärenstarken ReimersMünchen - Mannheim 4:1
Jochen Reimer im Fokus - Foto: ISPFDIm ersten Spiel nach der Trennung vom 32-jährigen Deutsch-Kanadier Sean O'Connor, bekam das Münchner Publikum durch ihr wie ausgewechselt agierendes Team drei verdiente Punkte in die offenbar blank geputzten Nikolausstiefel gelegt. Kampfstark und zielstrebig spielten sie taktisch ungewohnt geordnet, stets mit zwei Verteidigern auf ihren Defensivpositionen und schossen die Scheibe zur Not auch einmal tief ins Angriffsdrittel, wenn sie sich nicht hineintragen ließ. Trainer Pierre Pagé scheint Zugriff auf seine Mannschaft gewonnen zu haben und lässt sie nun ein passendes Wohlfühlsystem spielen.
Auf der anderen Seite arbeiteten die Quadratestädter konsequent an ihrem Nimbus als schwächstes Überzahlteam. Sechzehn Minuten in zahlenmäßiger Überlegenheit, davon allein zwölf im letzten Drittel, reichten nicht zu einem Erfolgserlebnis. Stattdessen konnten sogar die Red Bulls ihr frühes Siegtor in einer dieser Phasen erzielen.
Bei angezeigter Strafe gegen die Badener gelang den Hausherren ein Auftakt nach Maß: Niki Goc brachte einen Schuss von Münchens Neuzugang Bernhard Keil aus Halbdistanz so unberechenbar zum Springen, dass Schlußmann Dennis Endras unglücklich aussah. Nicht von ungefähr stellte damit die kampfstarke Reihe der deutschen Jungbullen, in der neben Keil Thomas Merl und Kai Herpich aufliefen, die Weichen auf Sieg. Auf der Gegenseite konnte sich Reimer erstmals gegen den freistehenden Yanick Lehoux auszeichnen und damit schon den Grundstein für seinen klaren Punktsieg im Duell der Nationaltorhüter legen: insgesamt musste der Münchner mit 35 Schüssen knapp doppelt so viele wie sein Gegenüber parieren und ließ sich dabei nur einmal überwinden - damit bestätigte er wiederholt seine herausragende Form in dieser Saison. Kurz vor Drittelende konnten die Landeshauptstädter einen 2-1-Konter in Unterzahl fahren, bei dem sich Christopher Fischer in seinem erst dritten Spiel nach langer Verletzungspause im Niemandsland zwischen den Angreifern bewegte und Daniel Sparre den Pass zu Ryan Duncan in den Slot ermöglichte, den dieser krachend zum 2:0 verwertete.
Im Mittelabschnitt gelang es dann den Rhein-Neckar-Städtern eine ihrer zahlreichen Chancen zu nutzen: Bei angezeigter Strafe verwertete Christoph Ullmann einen Pass von Lehoux aus der linken Ecke, von zwei Verteidigern umringt, aus Nahdistanz zentral vor dem Tor – eine typische Abwehrschwäche der Hausherren in dieser Saison. Allerdings zeigten sich die Adler bei vier weiteren Hochkarätern viel zu fahrig: Kai Hospelt im Slot – drüber. Ken Magowan im Slot - Puck nicht getroffen, Nachschuss daneben. Immerhin gaben Ronny Arendt und Frank Mauer Reimer die Gelegenheit, sich auszuzeichnen, bevor sie die Nachschüsse wieder am Gehäuse vorbei setzten.
„Viel fokussierter“, wie Mannheims Trainer Herold Kreis anschließend einräumte, gingen die Hausherren ans Werk: Nachdem Nick Palmieri mit einem Lattenkracher zu Beginn des Schlussdrittels bereits aufhorchen ließ, wühlte sich Alex Barta unwiderstehlich zum 3:1. Über links zog er Richtung Tor, ließ sich von Endras' Parade nicht beeindrucken, erkämpfte sich erneut die Scheibe und hämmerte diese ins leere Tor, nachdem Fischer seinen Keeper ungeschickt aus demselben geschoben hatte. Eingeleitet wurde der vorausgegangene Konter zudem von den Adlern höchstselbst, als sie mit einem Fehlpass auf den von der Strafbank kommenden Sparre, das Unheil herauf beschworen. Und auch der vierte Münchner Treffer fiel von links, indem Jan Urbas seinen Schlagschuss über Endras' Fanghand hinweg in das Kreuzeck setzte.
Zum ersten Mal in dieser Saison konnten die Isar-Städter drei von vier Spielen nacheinander für sich entscheiden und damit nach zehn Spieltagen in unteren Regionen wieder einmal am Deutschen Meister aus Berlin vorbei auf Platz acht klettern. Die Adler befinden sich hingegen nach drei Niederlagen in Folge auf steilem Sinkflug und bekleiden nur noch Platz sechs.
Tore: 1:0 (3.) Keil (Herpich, Merl) 6-5, 2:0 (19.) Duncan (Sparre, Brückner) 4-5, 2:1 (28.) Ullmann (Lehoux, Plachta) 6-5, 3:1 (49.) Barta (Sparre, Wozniewski), 4:1 (54.) Urbas (Haydar, Richmond)
Strafen: München 20, Mannheim 10
HSR: Brill, Sicorschi; LSR: Erdle, Lajoie
Zuschauer: 3.885