Sebastian Stefaniszin: Zeit für den nächsten Schritt

Die Zeit in Deutschland hat er für sich noch nicht vollständig abgeschlossen. Er galt er eines der größten Talente, stand bei der U18 und U20 WM als Nationaltorhüter zwischen den Pfosten. Trotzdem lief es in seiner Karriere nicht rund, es gelang ihm nicht, in der DEL den großen Durchbruch zu erzielen. Die Gründe dafür sind vielschichtig. „Zum einen muss man sich als deutscher Torwart das Vertrauen der Trainer härter erarbeiten“, meint Sebastian Stefaniszin. „Zumal der Druck, auch der, den man sich selber macht, immer größer wird, wenn man die Leistung nicht sofort auf den Punkt bringt.“ Zum anderen standen ihm oft seine eigenen Emotionen im Weg, Spielstrafen für impulsive und unüberlegte Aktionen taten ihr übriges.
NHL-Rookie-Camp war kontraproduktiv
Auch der NHL-Draft der Anaheim Ducks 2007 brachte ihn nicht weiter. Er blieb in Deutschland und hätte aber sofort wechseln müssen, um dort weiter ständig gesehen zu werden. Die Chance, sich in Übersee zu präsentieren, bot sich ihm noch einmal im Sommer 2009, als er an einem Rookie-Camp der Anaheim Ducks teilnahm. Diese Entscheidung erwies sich für Stefaniszin im nach hinein als eher kontraproduktiv, da er nach einer guten Vorbereitungsphase seinem damaligen Club Iserlohn Roosters zum Saisonstart nicht zur Verfügung stand und sich dann vermehrt auf der Bank wiederfand.
"Mein Ruf war nicht mehr so toll!"
Zwar war er in den letzten beiden Jahren mit einer Förderlizenz für die Landshut Cannibals ausgestattet, aber auch hier kam er nicht so recht zum Zug, da Sebastian Vogl im Tor der Niederbayern mit guten Leistungen überzeugte und es keinen Grund gab, ihn auszuwechseln. Ein Teufelskreis, denn gerade als Torhüter braucht man konstante Spielpraxis, um auch konstante Leistungen zu bringen. Sebastian Stefaniszin ist selbstkritisch genug, um mit der Feststellung: „Mein Ruf war auch nicht mehr so toll!“ auch den richtigen Zeitpunkt für einen größeren Wechsel zu finden.
Neue Chance in Österreich
Sein Agent knüpfte den Kontakt nach Wien, erste Gespräche mit Capitals-Trainer Tommy Samuelsson ließen sich gut an. Dass Stefaniszin durch seinen österreichischen Pass keine Kontingentstelle belegte, machte die Sache leichter. Der erste Eindruck von seiner neuen Mannschaft war durchweg positiv, alles ist sehr professionell, die Trainingsintensität ist hoch, sein neuer Trainer arbeitet gut und viel mit jungen Spielern. Mit Reinhard Divis hat er einen der stärksten Torhüter der EBEL an seiner Seite, der auch schon mehrmals den österreichischen Meistertitel holte. Sebastian Stefaniszin wird sich also vorerst weiterhin mit der Rolle des Backups begnügen müssen. „Ich weiß nicht, wie der Trainer plant“, gibt er sich vorsichtig optimistisch. „Aber ich habe mir die Statistiken der Liga angeschaut, alle Backups haben letzte Saison mindestens zehn Spiele gemacht.“
Dabei will er trotzdem vermeiden, seine Erwartungen, auch die an sich selbst, zu hoch zu schrauben. So wird Sebastian Stefaniszin hart arbeiten und sich im Training anbieten, damit er bereit ist, wenn er seine Chance bekommt. Er vertraut darauf, dass Trainer und Manager seine Einsatzzeiten planen und er sich auf das konzentrieren kann, was er beeinflussen und kontrollieren kann.
Zehn Tage Vorbereitungszeit hatte seine neue Mannschaft, bis sie sich zum ersten Mal bei der European Trophy bewähren musste. Zu wenig Zeit, um schon das komplette Spielsystem zu beherrschen und reibungslos zu harmonieren, aber genug Zeit, um zu zeigen, was für ein Potential in der Mannschaft steckt. Im letzten Jahr erreichten die Vienna Capitals das Play-off-Halbfinale. „Vielleicht ist es Zeit für den nächsten Schritt, also in Richtung Finale“, sagt Stefaniszin. „der Trainer hat jedenfalls die Devise ausgegeben, dass wir das letzte der Play-off-Spiele gewinnen müssen.“ Seinen nächsten Schritt jedoch ist er schon gegangen und es ist ihm zu wünschen, dass es ein Schritt nach vorn war.