Sean Simpson droht einem Journalisten Schläge an – und entschuldigt sichEin Kommentar

Ein gewisses Maß von Verständnis kann man auch als Journalist aufbringen, wenn die Trainer sauer sind. Die Adler Mannheim waren gerade aus den Play-offs ausgeschieden. Im siebten Spiel. In der Verlängerung. Wer glaubt, dass selbst ein professioneller Trainer oder seine Spieler, völlig cool sind, dass sie nicht stinksauer sind – und sei es nur der in der deutschen Sprache so einzigartige Begriff Weltschmerz, der sie stinkig macht – der hat noch nie selbst Sport gemacht. Und er oder sie hat noch nie ein solches Spiel verloren.
Sean Simpson schoss am späten Dienstagabend aber über das Ziel hinaus. Als ein Kollege des Südwestrundfunks den Adler-Trainer ansprach und um ein Interview für die ARD bat, sagte Simpson auf Englisch: „Eine dumme Frage von dir, und ich schlag dich k.o., dann liegst du hier am Boden. Respekt! Okay?“ Danach führte er das Interview äußerlich entspannt und antwortete auf Deutsch.
Dass diese Äußerung gegen den SWR-Reporter, der seine erste Frage zudem damit einleitete, dass er trotz der Niederlage zu einer starken Serie gratulieren wollte – also den geforderten Respekt zeigte – viel zu weit gegangen ist, hatte auch der Mannheimer Trainer schnell bemerkt. So ist zu seiner Ehrenrettung zu sagen, dass er sich bereits gestern wieder vor die Kamera stellte und sich aufrichtig für seine Äußerung entschuldigte. „Das ist sicher nicht mein Stil, ich bin eine respektvolle Person, ich bin ein professioneller Trainer, aber ich habe Emotionen. Ich wollte alles für Mannheim, aber leider hat das nicht geklappt. Das ist aber keine Entschuldigung für mich, so etwas zu dem Reporter zu sagen. Ich hoffe, dass er meine Entschuldigung annimmt.“
Das hat der Kollege des SWR, wie es sein Sender auf seiner Homepage meldet, auch getan.
Der SWR meldet weiterhin, dass sich die Deutsche Eishockey-Liga nach der zeitnahen Entschuldigung nicht weiter damit befassen wolle, die Äußerung Simpsons aber natürlich nicht gutheiße. Das ist an sich okay – eine deutliche Ansage an Sean Simpson wäre dennoch angebracht. Denn wie soll denn der Reporter, der ja auch Emotionen hat, darauf reagieren? Die Reaktion, die der SWR-Kollege gezeigt hat, war die einzig richtige. Er hat weiter seinen Job gemacht. Die einzigen, die ihre Emotionen ausleben dürfen, sind die Spieler auf dem Eis – alles andere geht auch im Eishockey zu weit.
Spannend ist in dem Zusammenhang eine kurze Erinnerung daran, dass Pavel Gross von der DEL gemaßregelt wurde, als er in der Frühphase dieser Saison die lange Zeit nicht funktionierenden Statistiken von Telekom Eishockey kritisierte – womit er übrigens recht hatte. Sicherlich will die DEL diesen Partner nicht verärgern, aber vielleicht hätte die Liga auch damals gelassener reagieren und die Angelegenheit im Vier-Augen-Gespräch klären sollen.