Scorpions verzweifeln an Rosati

Spielpausen scheinen den Scorpions in dieser Saison nicht sonderlich zu liegen. Erst wurden sie von der Deutschland-Cup-Pause aus dem Rhythmus gebracht, nach der sie acht Niederlagen in Folge kassierten und kaum hatten sie sich wieder gefangen und nach vier Siegen wieder einen Playoff-Platz zurückerobert, kam die Weihnachtspause. Diese fiel zugegebenermaßen sehr kurz aus, hat den Trainingsrhythmus aber dennoch durcheinandergebracht. Das Resultat war die selbst mit einem Eigentor eingeleitete Niederlage in Nürnberg, bei der nicht alle im Trikot der Scorpions Topleistung zeigten, wie Coach Bordeleau in der Pressekonferenz feststellte. Die gestrige Partie gegen die Adler hatte schon so etwas wie richtungsweisenden Charakter. Bei einem Sieg wären die Scorpions noch im Vorteil beim Kampf um Platz Acht gewesen, bei einer Niederlage könnte man schon am Abend auf Platz 11 abgerutscht sein. Denn nicht nur der Nord-Rivale aus Hamburg holt mit Riesenschritten auf, auch die Iserlohner sind unberechenbar und die Lions aus Frankfurt haben den Traum vom Playoff-Platz noch nicht aufgegeben.
Ein enormer Druck, der heute auf den Schultern der Scorpions lastete, die mit Steve Wilson auch noch auf einen ihrer besten Verteidiger verzichten mußten, da dieser in Nürnberg vorzeitig duschen gehen durfte und somit für die heutige Begegnung gesperrt war. Das Spiel ging auch richtig gut los, die Scorpions hatten eine Chance nach der anderen und waren die klar bessere Mannschaft, was auch die 7877 Zuschauer mit Standing Ovations und Anfeuerungen honorierten. Aber ob nun Öberg (3.), Dionne (4.), Funk (6.) oder Lööf (9.), sie alle scheiterten mit hundertprozentigen Chancen an Goalie Mike Rosati, der heute einen sehr guten Tag erwischt hatte. Die Adler kamen nur zu gelegentlichen Konterchancen. Eine davon nutzte Junker in der 11. Minute zum 0:1 aus heiterem Himmel. Nicht nur die Scorpions, auch die Fans waren geschockt ob dieser unerwarteten und unverdienten Führung der Gäste. Öberg traf in der 12. zwar noch den Pfosten, aber die Adler kamen nun etwas besser ins Spiel, bis Wally Schreiber zu einer Breakchance kam und allein auf Rosati zusteuerte (17.). Mannheims Goalie konnte aber den Ausgleich verhindern. Eine Minute später war die Mannheimer Abwehr völlig von der Rolle, aber mehrere Scorpions-Spieler nacheinander waren zu unfähig, den Puck ins Tor zu stochern. Damit endete das erste Drittel. Die Scorpions kehrten angriffslustig aus der Kabine zurück, vernachlässigten aber die Verteidigung, was zum 0:2 durch Martinec führte. Die Scorpions liessen sich aber dadurch nicht mehr aus dem Konzept bringen, sondern setzten ihre Angriffswelle fort. Zunächst vergab Öberg noch in der 25. und Verner entschärfte einen Konter von Stefan Ustorf. In der 29. Minute wurde es richtig turbulent vor Rosatis Gehäuse. Die Scorpions vergaben Chance um Chance, so dass Mannheim sich gezwungen sah eine Auszeit zu nehmen. Doch direkt nach der Auszeit klingelte es endlich hinter Rosati: Dionne sorgte für den hochverdienten Anschlusstreffer. Kurz darauf foulte Martinec völlig unmotiviert und unnötig einen Scorpion, der ein paar Sekunden brauchte, bis er sich wieder aufrappeln konnte. Martinec bekam dafür zwar 2+10 Strafminuten, die die Scorpions aber zu keinem Torerfolg nutzen konnten. Scorpionsstürmer Rob Murphy, der in dieser Saison noch keinen einzigen Treffer aufweisen kann, ist momentan derart gehemmt, dass er sich nicht mal allein vor Rosati zu schiessen traut, stattdessen zurückpasste und der Puck von den Mannheimern abgefangen wurde (32.).
Dennoch kamen die Mannheimer kaum aus ihrem Drittel, es spielten an sich nur noch die Scorpions, während die Adler sich aufs Verteidigen und Kontern beschränkten. Einer dieser seltenen Konter brachte dann auch das 1:3 für Mannheim, da Verner einen Schuß nur abprallen lassen konnte und Kathan im Nachschuß einlochte (34.). Bis zur Drittelpause ereignete sich nichts erwähnenswertes mehr, da die Mannheimer ihre Taktik beibehielten und die Scorpions einfach nicht zum Abschluss kamen. Zu Beginn des dritten Drittels stellte Bordeleau die Sturmreihen um, so dass die "Cincinatti Connection" Hawkins, Simon und Dionne wieder in einer Reihe spielte. Der Sturmlauf aufs Mannheimer Tor ging unvermindert weiter, doch Rosati hielt und hielt,. er schien an diesem Nachmittag zehn Arme zu haben. In der 46. konnte Lenz Funk ihn dann doch überwinden und zum 2:3 verkürzen. Die Scorpions und die Fans schöpften wieder Hoffnung, die ein Adler in der 47. beinahe zunichte machte, aber nur den Pfosten traf.
Danach fand das Spiel fast nur noch vor Rosatis Tor statt. Die Adler wußten sich ein ums andere Mal nur durch versteckte Fouls zu helfen, die der Schiedsrichter jedoch nicht ahndete, stattdessen die Scorpions in Unterzahl brachte, da er sechs Feldspieler auf dem Eis gesehen haben wollte. Diese Unterzahl überstanden sie schadlos, danach ging alles weiter wie gehabt, unzählige Chancen für die Scorpions, die Rosati alle abwehrte. Anderthalb Minuten vor Schluß nahmen die Scorpions noch eine Auszeit und daraufhin Verner zugunsten eines sechsten Feldspielers vom Eis. Aber auch dies brachte außer diversen hochkarätigen Chancen nichts mehr, so dass die Scorpions mit leeren Händen aus der Partie kamen. Selten hat man eine Mannschaft so unverdient verlieren sehen. Auch die Zuschauer wußten die Leistung der Scorpions zu würdigen und verabschiedeten ihre Mannschaft mit Beifall und gingen nicht gefrustet nach Hause wie so manches Mal zuvor. Die drückende Überlegenheit der Scorpions ist auch der Statistik zu entnehmen. 38 Torschüsse der Scorpions standen ganze 15 der Adler gegenüber. Dieses Verhältnis spricht eine klare Sprache. Darin waren sich letztendlich auch beide Trainer einig. Sowohl Stewart als auch Bordeleau gaben als Matchwinner Mike Rosati an. Stewart: "Wir haben kompakt und clever gespielt. Die Scorpions haben sehr gut gespielt und sehr viel Pech gehabt. Rosati war mit Abstand unser bester Spieler heute." Bordeleau: "Rosati war der entscheidende Unterschied zwischen den Teams. Das ist wieder eine dieser schwer zu verkraftenden Niederlagen. Wenn man aus dem heutigen Spiel etwas positives ziehen kann ist es, dass wir bis zuletzt gekämpft haben."
Das Silvesterderby in Hamburg wird nun zum "Sechs-Punkte-Spiel" und muß gewonnen werden, da die Freezers heute schon an den Scorpions vorbeigezogen sind, ebenso wie die Roosters. Und nicht einmal der 10. Platz ist sicher, da Frankfurt und Augsburg nach dem heutigen Spieltag nur noch zwei Punkte Abstand zu den Scorpions haben. Bei zwei Niederlagen gegen Hamburg und Angstgegner Krefeld am Freitag kann sich die Bordeleau-Truppe am nächsten Wochenende schon auf Platz 12 wiederfinden.
An mangelnder Fanunterstützung liegt es jedenfalls nicht, denn am Silvestertag haben sich bisher schon über 700 Fans angekündigt, die den Weg in die Color Line Arena antreten. Das ist der größte Auswärtszuspruch, die die Scorpions in ihrer bisherigen DEL-Zugehörigkeit verzeichnen können. Bleibt zu hoffen, dass sie die Mannschaft zu Höchstleistungen anspornen können und diese den einen oder anderen Punkt von der Elbe entführen kann.
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