Scorpions verteidigen die rote Laterne im Kellerderby - 0:3 gegen Kassel

Es war wieder einmal wie immer, wenn für die Hannover Scorpions ein Sechs-Punkte-Spiel ansteht, dass unbedingt gewonnen werden muss, um die brenzlige Lage sichtbar zu verbessern: Ihnen fehlte das Glück und dann kam auch noch das Pech und ein überforderter Schiedsrichter dazu. Nach den zwei überzeugenden Siegen in Folge, übrigens ein Novum in dieser Spielzeit, wollten die Scorpions eine Siegesserie starten und gegen den direkten Konkurrenten Kassel Huskies im Heimspiel nachlegen und damit den ungeliebten letzten Platz an die Schlittenhunde abtreten.
Doch es kam mal wieder ganz anders. Gab es im sehr ausgeglichenen ersten Drittel gerade mal eine Strafzeit gegen Kassel, ging es in den letzten beiden Dritteln richtig rund. Zuvor hatten die Scorpions in der 18. Minute allerdings durch einen Sonntagsschuss von Ted Drury durch die Schoner von Scorpions-Goalie Rich Parent das 0:1 kassiert.
Dass die Moral der Niedersachsen gestärkter war als noch vor Wochen zeigte sich daran, dass die Scorpions nicht resignierten, sondern bis zur letzten Sekunde alles versuchten, um einen Treffer zu erzielen. Und an Torchancen mangelte es beileibe nicht. Allein Morczinietz vollbrachte zweimal das Kunststück, das leere Tor nicht zu treffen, während Lenny Soccio ein Break versiebte, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Es wäre also durchaus noch etwas drin gewesen für die Scorpions, aber die Huskies verteidigten ihre Führung mit allen erlaubten und unerlaubten Mitteln. So jedoch fielen die Scorpions und der Schiedsrichter auf die Taktik der Huskies herein und ließen sich zu Prügeleien hinreißen, was zu einer Vielzahl von Strafzeiten auf beiden Seiten führte. Den traurigen Höhepunkt bildete eine Fehlentscheidung von Schiedsrichter Dahle, der Patrik Augusta eine Matchstrafe wegen Kopfstosses verpasste, den Huskies-Spieler, der zuvor die gleiche Aktion an Augusta durchführte jedoch ungestraft ließ. So lief es über die kompletten letzten beiden Drittel. Kassel provozierte und startete viele Reibereien, die Scorpions wanderten auf die Strafbank, während die eigentlich Verantwortlichen meist weiterspielen durften.
Doch der Knackpunkt der Partie war die fünfminütige Unterzahl nach Augustas Hinausstellung, zumal während dieser noch Steve Wilson wegen Spielverzögerung auf die Strafbank musste, da er den Puck über die Bande befördert hatte und somit Opfer der neuen Regelauslegung in der DEL wurde. Während dieser hessischen Überzahl kassierten die Scorpions die Gegentore zum 0:2 (41.) von Mark Greig und 0:3 (44.) durch Sven Valenti und damit war die Partie praktisch gelaufen. Zwar bekamen die Scorpions ihrerseits noch eine fünfminütige Überzahl zugesprochen, da Christan Hommel frühzeitig duschen gehen durfte. Hommel, der in der Partie bereits mehrfach durch unfaires Verhalten und Aggressivität über Gebühr auffiel, rastete in der 49. Minute vollends aus und fiel in einer indiskutablen Art und Weise über Rene Röthke her, beförderte ihn zu Boden und drosch auf den bereits wehrlos auf dem Eis liegenden Röthke ein, bevor die Schiedsrichter endlich eingriffen und Hommel sowohl von Röthke, als auch vom Eis entfernten.
Die Überzahl konnten die Scorpions aber nicht nutzen, da das hannoversche Powerplay wieder einmal diese Bezeichnung nicht verdiente. In der 52. Minute lag der Puck zwar im Netz der Schlittenhunde, jedoch konnte der Schiedsrichter den Treffer nicht anerkennen, da Cipolla mit der Hand nachgeholfen hatte, den Puck über die Linie zu befördern. Und das, obwohl es gar nicht nötig gewesen wäre und der Puck auch ohne weitere Fremdeinwirkung über die Linie gegangen wäre. So war der Schock perfekt und man zog mit 0:3 den Kürzeren und hat nun bereits vier Punkte Abstand zu Platz 13.
Kassels Coach Mokros analysierte dann auch korrekt: „Wir sind mit viel Respekt nach Hannover gefahren und unser Sieg hat uns viel abverlangt. Über die Strafen möchte ich nicht reden, das sieht jeder anders. Das erste Drittel war sehr ausgeglichen. Wir kamen durch einen Sonntagsschuss zum 0:1. Das zweite Drittel war ebenfalls in der Hand von Hannover. Die unnötige Strafe für Augusta hat uns den entscheidenden Vorteil verschafft. Es tut mir leid für Euch!“
Kevin Gaudet zeigte sich hellseherisch begabt. „Ich habe es bereits vor dem Spiel geahnt. Die Spieler waren nach den zwei Siegen in Folge alle zu glücklich. Gage war sehr stark im Hiuskies-Tor. Im zweiten Drittel waren wir super. Wir hatten genug Chancen und haben gekämpft. Wie mein Kollege schon sagt, war die Strafe gegen Augusta entscheidend. Eine klare Fehlentscheidung des Schiedsrichters. Beide Spieler haben einen Kopfstoss gemacht, ergo hätten auch der Kasseler vom Eis gemusst.“ Unterm Strich ist es nun fast egal, wie die Scorpions am Donnerstag in Frankfurt spielen, sie werden Heiligabend auf dem letzten Tabellenplatz verbringen. Schöne Bescherung. (S. Palaser)