Scorpions verschenken wieder einmal leichtfertig drei Punkte

Die Hannover Scorpions stecken tief in der Krise. Gegen die Mannheimer Adler
setzte es nun schon die siebte Niederlage in Folge. Und wie schon bei den
meisten Spielen zuvor waren die Scorpions keinesfalls die schlechtere
Mannschaft. Das Torschussverhältnis von 29 für die Wedemärker und 22 für
Mannheim spricht Bände und zeigt auch, wo das akute Problem der
Scorpions liegt: Die beinahe schon chronische Abschlussschwäche! Kurz
gesagt, die Scorpions machen das Spiel, aber die Gegner erzielen die
Tore. So auch am Sonntagabend. Die Scorpions fingen gewohnt furios an und kamen
durch Soccio (2.) und Christian (2.) zu zwei hundertprozentigen Chancen,
die aber nicht den Weg in Shulmistras Gehäuse fanden. Da waren die
Mannheimer effektiver: Ihr erster ernsthafter Angriff führte gleich zum
0:1 durch Martinec nach nur 132 Sekunden. In der 7. bekamen die
Scorpions die Gelegenheit zum Überzahlspiel, da Molling auf die
Strafbank musste, jedoch war das Powerplay an Harmlosigkeit wieder einmal
kaum zu überbieten. Anstatt sich im Adler-Drittel festzusetzen, konnten
die Hausherren sich in der 8. Minute bei ihrem Goalie Kauhanen bedanken,
dass ein Mannheimer Break in Unterzahl nicht zum 0:2 führte. Diesen Treffer
kassierten sie aber postwendend nach Ablauf der Strafzeit von Molling,
da Rene Corbet die Verteidigung der Scorpions düpierte und auch Kauhanen
mühelos überwand.
Das 0:2 war wohl zuviel für die ohnehin angeschlagene Psyche der
Scorpions-Spieler und sie stellten das Eishockeyspielen für den Rest des
ersten Drittels weitestgehend ein und hatten es nur der Unfähigkeit der
Adler zu verdanken, dass man nicht mit einem höheren Rückstand in die
Kabine ging. Die Standpauke der Trainer in der Pause schien Wunder
gewirkt zu haben, denn die Scorpions spielten wieder bissig wie schon zu
Beginn des ersten Drittels und hatten diesmal auch das Glück, den Puck
sogar in Unterzahl durch Lööf im Mannheimer Kasten zu versenken (23.).
Die Scorpions drückten weiter und kamen exakt sieben Minuten später zum
hochverdienten Ausgleich durch Thomas Dolak. Die Partie drohte zugunsten
der Scorpions zu kippen, da sie sich nun vollends in des Gegners Drittel
festsetzten.
Doch eine völlig überflüssige Strafzeit für David Haas sorgte für ein
Powerplay der Adler, die dieses auch eiskalt zur erneuten Führung zum
3:2 durch Martinec nutzten. Als knapp zwei Minuten später auch noch das
2:4 durch Podollan fiel, war der Drops gelutscht und es begann das
Spielchen, dass man in dieser Saison schon viel zu häufig bei den
Scorpions erleben durfte. Sie versuchten verzweifelt, dem Rückstand
hinterherzulaufen, waren dabei jedoch glücklos, was die siebte
Niederlage am Stück besiegelte.
Olle Öst brachte es bei der Pressekonferenz wieder einmal gekonnt auf
den Punkt: "Manchmal tun mir die Spieler leid, manchmal könnte ich an
ihnen verzweifeln. Wir kämpfen und spielen gut, geben aber mindestens
zwei Geschenke pro Spiel, die uns letztendlich die Punkte kosten. Wir
stehen sehr schlecht in der Tabelle da und wir brauchen irgendwann
irgendwo einen Sieg. Hoffentlich noch vor Weihnachten..."
Damit fasst er die gesamte Scorpions-Misere gut zusammen. Es fängt im
Sturm an, der die unzähligen Chancen einfach nicht verwertet (Leidborg:
"Das ist eine Kopfsache! Die Spieler denken zuviel nach, anstatt einfach
zu schießen...."), geht über die Verteidigung, die manchmal zu offensiv
ist und darüber die Abwehrarbeit vernachlässigt und endet mit Kauhanen,
der auch nicht mehr die sichere Bank ist, die er zu Beginn der Saison
noch war, sondern auch schon einmal den einen oder anderen Treffer
mitverschuldet.
Die Probleme sind in allen Mannschaftsteilen zu suchen, dazu kommt noch
der erschreckende Rückgang der Zuschauerzahlen (nur 2650 Fans wollten
das Spiel gegen die Adler verfolgen) und die Tatsache, dass der Etat für
die laufende Saison immer noch nicht zu 100% gedeckt ist und die
Ungewissheit, wie es in der nächsten Saison weitergeht. Insgesamt könnte
dies die größte Krise in der Vereinsgeschichte der Scorpions sein und
vielleicht sogar zur Zerreißprobe werden, sollten sich in sportlicher
und finanzieller Hinsicht nicht in absehbarer Zeit die an sich
verdienten Erfolge einstellen. Am Freitag bei den Nürnberg Ice Tigers wird es natürlich äußerst schwer, zu
punkten, aber spätestens Sonntag gegen den direkten Konkurrenten
Iserlohn Roosters muss ein Sieg her, um zumindest kurzfristig wieder
etwas Ruhe zu bekommen. (S. Palaser)