Scorpions verlieren unglaubliches Spiel
Scorpions erlegen tapfer kämpfende WölfeDas Scorpions-Geschäftsführer Marco Stichnoth an seinem
heutigen Geburtstag so derart Achterbahn fahren würde, konnte er vor der Partie
zwischen den Hannover Scopions und den Sinupret Ice Tigers nicht ahnen. In einer
nicht alltäglichen Partie entführten die Gäste aus dem Frankenland nach ihrem
7:5 Erfolg die drei Punkte aus Hannover.
Das Spiel: Was
mit den Scorpions im ersten Durchgang los war weiß wohl nur der Eishockeygott.
Nach durchaus ansehnlichen Anfangsminuten schienen die Mannen von Trainer Hans
Zach ihre Eishockeykünste an der eigenen Bank abgegeben zu haben. Was die 3170
Zuschauer geboten bekamen waren, mit Abstand die schwächsten Minuten der
Scorpions in dieser Saison. Die Gäste glitten ohne Mühen und fast ohne
Gegenwehr über das Eis der TUI-Arena. Los ging es nach vier Minuten, nachdem
die Ice Tigers eine Unterzahl überstanden hatten. Schön angespielt durch Brian
Swanson hatte Richard Brennan keine Mühe freistehend zur Führung einzulochen.
Zehn Minuten dauerte es dann, ehe die Gäste von der Noris erneut zuschlugen.
Bei einer doppelten Überzahl kombinierten sie solange nach Herzenslust bis Petr
Fical frei vor Alex Jung stand, um den zweiten Treffer an diesem Abend zu
erzielen. Die Hausherren weiterhin völlig von der Rolle, mussten knappe zwei
Minuten später auch den dritten Treffer hinnehmen. In eigener Unterzahl und bei
einer angezeigten Strafe war es für Nürnbergs Verteidiger Christian Laflamme ein
Leichtes das 3:0 aus Sicht seiner Mannschaft zu erzielen. Verletzungsbedingt
musste Nürnbergs Keeper Jean-Francois Labbe durch Lukas Lang vertreten werden,
der zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen konnte was alles in der Folgezeit noch
auf ihn zukommen sollte.
Zum Mittelabschnitte reagierte auch Zach, für Jung kam Christian
Künast zum Einsatz. Ihm sollte es aber in den ersten Minuten nicht besser
ergehen als sein Teamkollege. Ganze 51 Sekunden dauerte es, da durfte auch
Künast den Puck aus dem Netz holen. Jame Pollock markierte per
Handgelenksschuss das 0:4. Als dann Adrian Grygiel drei Minuten später auch
noch den fünften Treffer für die Franken erzielte, gab es wohl niemanden mehr
der Hoffnung für die Scorpions hatte. Auch das Hans Zach nach der Partie von
einem „Jahrhundertspiel“ sprach, daran dachte nach 25 gespielten Minuten
niemand. Was sich dann in den nächsten elf Minuten abspielte, darf getrost als
„legendäres Heimspiel“ abgestempelt werden. Tor um Tor holten die Scorpions auf.
Und nicht nur das es auf einmal nur 4:5 stand, auch das die Scorpions wie
ausgewechselt schienen verwunderte die geneigten Fans und auch die Experten auf
den Rängen. Der Puck lief wie geschmiert durch die Reihen der Niedersachsen, es
schien als hätte es das böse 0:5 nicht gegeben.
Das letzte Drittel gehörte der Heimmannschaft. Mit dem nötigem
Druck, immer auf dem Weg in Richtung des von Lang gehüteten Gehäuse, war es
eigentlich nur noch eine Frage der Zeit wann der Ausgleich fallen sollte.
Dennoch dauerte es 16 Minuten bis die Stimmung an der Expo-Plaza auf dem
Höhepunkt war. In Überzahl erzielte Routinier Brad Schlegel im Nachschuss den,
nicht mehr für möglich gehaltene, Ausgleich. Quasi beflügelt vom Ausgleich
vergaßen die Scorpions-Akteure alles um sich herum. Jede taktische Disziplin
wurde über Bord geworfen und das ausgerechnet die Reihe um Sascha Goc das Spiel
entscheiden sollte, passte zu diesem verrückten Abend. Dank eines Fehlpasses
fuhren die Nürnberger einen 3-1 Konter, den Swanson zur erneuten Führung
vollendete. Als Savage per Empty-Net Goal den 5:7 Endstand markierte, sah man
allenthalben die sprachlosen Gesichter in der Arena.
Am Rande: …gab
Tigers-Coach Benoit Laporte zu, dass seine Mannschaft bei der Aufholjagd der
Hannoveraner nervös wurde. „Es war ein glücklicher Sieg für uns“, sprach er
erleichtert. Das Hans Zach, trotz der grandiosen Aufholjagd, nicht gerade
zufrieden war liegt in der Natur der Sache. „Es war ein verrücktes Spiel. Wenn
man fünf Tore aufholt, darf man nicht so ins offene Messer laufen. Wir sind
heute unter anderem an unserer mangelnden Disziplin gescheitert. Die letzten
vier Minuten haben unsere ganze Moral kaputt gemacht“, so der Ex-Bundestrainer
auf der Pressekonferenz.
Statistik: 0:1
(3:29) Brennan (Swanson); 0:2 (13:27) Fical (Swanson, Pollock) 5-3; 0:3 (15:34)
Laflamme (Savage) 6-4; 0:4 (20:51) Pollock (Swanson) 5-4; 0:5 (24:05) Grygiel
(Periard, Laflamme); 1:5 (25:04) Bekar (Reiss); 2:5 (26:00) Schneider (Lambert,
Goc) 5-4; 3:5 (31:20) Goc (Ulmer); 4:5 (36:14) Tapper (Schneider) 6-4; 5:5
(55:01) Schlegel (Nickulas, Ulmer) 5-4; 5:6 (56:34) Swanson (Savage, Fical);
5:7 (59:23) Savage (Beardsmore) 5-6
Strafen: Hannover 18 – Nürnberg 8
Schiedsrichter: Looker
Zuschauer: 3170
Jens Wilke