Scorpions verlieren Keller-Derby nach Penaltyschießen

Das einstmals prestigeträchtige Derby zwischen den Hannover Scorpions und den
Kassel Huskies ist auch nicht mehr das, was es einmal war. Beide Teams legten vor
dem gestrigen Spiel Niederlagenserien hin, die ihnen einen Stammplatz im
Tabellenkeller sicherten. Bei den Scorpions reagierte man, indem man
NHL-Verteidiger Paul Mara (Phoenix Coyotes) für die Dauer des Lockouts
verpflichtete. Dieser traf am Donnerstagnachmittag in Hannover ein und
wird vorerst im Radisson Hotel an der TUI-Arena untergebracht. Er hatte am
Freitagmorgen sein erstes Training mit den Scorpions absolviert und
musste schon am Abend zu seinem ersten Pflichtspiel seit 8 Monaten
auflaufen.
Dass man da noch keine Wunderdinge von dem Mann erwarten konnte, liegt
auf der Hand. Leider sahen seine Teamkollegen dies zu Beginn des Spiels
wohl etwas anders, denn sie ließen ihn auf sich allein gestellt. Damit
wurde er zur tragischen Figur der ersten Spielminuten, sah er schon beim
ersten Tor der Kassel Huskies durch Greig nach nur 193 Sekunden nicht
gut aus. Beim 2:0, welches 106 Sekunden später fiel, hätte er sogar
einen Scorepunkt verdient gehabt, da er den Huskies den Puck quasi auf
den Schläger legte und Bousquet quasi nur noch einzunetzen brauchte.
Nach den beiden Nackenschlägen ging bei den Scorpions erstmal gar nichts
mehr, so dass Trainer Pasanen sich gezwungen sah, in der 10. Minute eine Auszeit
zu nehmen, um wieder etwas System in die Aktionen auf dem Eis zu
bringen.Die krisengeschüttelten Huskies waren von der Euphorie der
beiden Tore beflügelt und nahmen Ilpo Kauhanen unter Dauerbeschuss.
Dieser jedoch vereitelte mit tollen Paraden weitere Gegentreffer.
Das zweite Drittel war rückblickend betrachtet eine Kuriosität. Die
Scorpions kamen ins Spiel und somit auch zu einigen hochkarätigen
Chancen, die der neue Kassel-Torhüter Corey Hirsch zunächst parierte, in
der 25. Minute war er bei einem Schuss von Marian Cisar jedoch
chancenlos. Nach diesem Treffer war es an den Huskies, völlig
verunsichert und planlos übers Eis zu huschen wie die Scorpions im
ersten Drittel. Folgerichtig fiel in der 30. auch der Ausgleichstreffer
von Morczinietz. Kurz zuvor musste Lanier das Eis in Richtung Kabine
verlassen, um eine Verletzung behandeln zu lassen.
Die Scorpions hatten in der Folge sogar den Führungstreffer auf dem
Schläger, scheiterten aber an Hirsch und der eigenen Torschusspanik.
Im Schlussabschnitt passten sich beide Mannschaften auf einem Niveau
aneinander an, leider nicht auf dem guten, welches sie je ein Drittel
gezeigt hatten, sondern auf dem niedrigen, welches in einem Drittel Not
gegen Elend resulierte, bei dem man deutlich sah, warum beide Teams im
Tabellenkeller stehen. Auch die 3364 Zuschauer waren hin und
hergerissen, ob sie ihre Mannschaft auspfeifen oder unterstützen
sollten, letztlich siegte jedoch die Loyalität zum Team und so hielt es
in den letzten zwei Spielminuten keinen Kasselaner mehr auf seinem
Sitzplatz. Tore fielen dennoch nicht mehr und so musste die Partie im
Penaltyschießen entschieden werden, wobei beide Mannschaften sich über
den einen sicheren Punkt schon einmal freuten. Der Zusatzpunkt ging an
die Huskies, da neben Bousquet, der einmal traf, Hammer zweimal Kauhanen
überwand, während Cisar und Morczinietz nur je einmal Hirsch düpierten.
Bei der anschließenden Pressekonferenz erklärte Kassels Coach
McParland: "Wir sind wie gewünscht gestartet und 2:0 in Führung
gegangen. Hätten wir so weitergespielt wie am Anfang, hätten wir klar
gewonnen. Im zweiten Drittel kamen die Scorpions sehr gut ins Spiel. Nach dem
ersten Gegentor waren wir völlig von der Rolle. Wir möchten uns an
dieser Stelle vor allem für die Unterstützung von den Fans und dem
Vorstansd bedanken und hoffen, dass es nun wieder aufwärts geht."
Scorpions-Co-Trainer Jari Pasanen war auch alles andere als zufrieden
mit dem Verlauf der Partie. "Am Anfang war Kassel deutlich besser. Da
konnte man klar einen negativen Einfluss feststellen, den unser Neuzugang
unfreiwilligerweise auf die Spieler hatte. Die haben wohl erwartet, dass
er alles allein macht und ihn nicht unterstützt. Im zweiten Drittel waren wir
wesentlich besser und der Ausgleich war vollkommen verdient. Wir hatten
sogar den Führungstreffer auf dem Schläger, in den letzten zehn Minuten
hat der Drang zum Tor gefehlt und die Torhüter waren auch großartig. Wir
haben die Huskies im ersten Drittel spielen lassen. Im zweiten Drittel haben
wir dicht gemacht und die Huskies aus dem Konzept gebracht. Was Paul
Mara angeht, der hat 30 Stunden Reisestress hinter sich. Am Anfang hatte
er Probleme, was aber normal ist. Im letzten Drittel hat er schon sehr
gut gespielt."
Seine Heimpremiere wird Mara am Sonntag um 14:30 Uhr in der TUI-Arena
gegen die DEG Metro Stars haben, die ja noch eine Rechnung aus dem
Hinspiel mit den Scorpions offen haben. Dann kommt endlich die
Deutschland-Cup-Pause und die Scorpions können sich neu sortieren,
zusammenfinden, die Probleme analysieren und beheben und quasi nach dem
D-Cup wieder bei Null anfangen. (S. Palaser)