Scorpions: Unnötiger geht es nicht
40 Minuten lang sah es nach einer klaren Angelegenheit aus,
doch dann kippte die Partie zwischen den Hannover Scorpions und den Sinupret
Ice Tigers. Nach einem 0:2 Rückstand gewannen die Franken gestern Abend das
vierte Spiel in der Viertelfinalserie.
Das Spiel: Ging man nach dem Spiel durch die Umläufe
der TUI-Arena, so kam man sich vor als hätte man zuvor ein Konzert gesehen.
Schweigend, gar betroffen marschierten die Fans der Hannover Scorpions nach
Hause. Denn was sich in den 20 Minuten zuvor abspielte, damit rechnete niemand
in der zweiten Drittelpause. Mit 2:0 führten die Hausherren, hatten die
Nürnberger komplett im Griff. Martin Hlinka (6.) und Eric Schneider (17.)
schossen ihr Team in Front und es hätte durchaus auch 3:0 oder 4:0 für die
Niedersachsen stehen können. Wenn es denn mit der Chancenverwertung besser
geklappt hätte. Die Scorpions gestalteten die Partie überlegen, übten gerade in
ihren Überzahlsituationen sehr viel Druck aus.
Im zweiten Drittel kamen die Ice Tigers etwas besser ins
Spiel, ohne aber die ganz grossen Möglichkeiten zu erzwingen. So kamen die
Mannen von Benoit Laporte um die 25. Minute herum zu einigen Chancen, als
Schneider mit 2+10 Minutenstrafe das Sünderbänkchen drückte. Jedoch ohne Erfolg.
Die Hannoveraner konzentrierten sich nur noch auf das Verwalten ihrer Führung,
warteten ab und liessen ihren Kontrahenten immer besser in die Partie kommen.
Auch den Warnschuss, als in der 39. Minuten Nürnbergs-Stürmer Greg Leeb den
Pfosten traf, verstanden die Zach´schen Mannen nicht als Weckruf. Auch durften
sich die Scorpions bei ihrem Keeper Alexander Jung bedanken, der die nicht
vielen Chancen der Gäste zunichte machte.
Es kam wie es kommen musste. Dank der Aufbauarbeit ihrer
Gastgeber kamen die Franken immer besser ins Spiel. Nach 44 Minuten der
Anschlusstreffer. In Überzahl markierte im Nachschuss Nationalstürmer Petr
Fical das 2:1. Gerade mal 18 Sekunden saß Sascha Goc auf der Strafbank. Das
Spiel nun intensiver, die Scorpions konnte der Angriffsoffensive der Ice Tigers
nichts mehr entgegensetzen. Wie gelähmt ihr Spiel, der nächste Nackenschlag
sollte folgen. In der 49. Minuten bekam die Scorpions-Verteidigung den Puck
nicht aus ihrem Drittel, Jame Pollock nutzte die Gelegenheit und erzielte per Sonntagsschuss
den Ausgleich. Es war nicht so als ob das Spiel der Scorpions nicht mehr
stattfand, Derek Bekar (52.) scheiterte in aussichtsreicher Position. Es war so
etwas wie das letzte Lebenszeichen in dieser Partie der Hausherren. Sechs
Minuten vor Schluss schien die Welt der
Scorpione stillzustehen. Man hätte die berühmte Stecknadel in der
TUI-Arena fallen hören können, es war
schier unglaubliches passiert. Nürnbergs-Stürmer Thomas Pielmeier saß für zwei
Minuten auf der Strafbank, und als Pollock mit einem satten Befreiungsschlag
den Puck in Richtung Jung bugsierte, war der Scorpions-Keeper wohl im
Tiefschlaf. Denn der Puck rutschte Jung
durch die Hosenträger. Die knapp 100 mitgereisten Fans konnten ihr Glück kaum
fassen, die Hannoveraner nun endgültig
von der Rolle. Auch eine Auszeit von Hans Zach nach 59 Minuten brachte seine
Mannschaft nicht mehr auf den Erfolgsweg zurück.
Am Rande: ...zeigte sich Ice Tigers Coach Laporte
zufrieden ob der zwei Siege in Folge: „Hannover war im ersten Drittel das bessere
Team, in den nächsten beiden Drittel kamen wir besser in die Partie.“ Zum 2:3
meinte er: „Das ist Eishockey!“ Sein Gegenüber Hans Zach wirkte entsprechend
angefressen. „Wir haben ein Gutes erstes Drittel gezeigt, in der restlichen
Spielzeit war Nürnberg das bessere Team. Mit ihren technischen Möglichkeiten
liessen sie uns ab dem zweiten Drittel keine Chance mehr. Wir hatten heute kein
Benzin mehr. Heute hat man den Unterschied zwischen dem dritten und sechsten
Tabellenplatz gesehen.“
Statistik: Tore: 1:0 (5:43) Hlinka (Goc) 5-4; 2:0
(16:53) Schneider (Dolak, Lambert); 2:1 (43:32) Fical (Laflamme, Pollock) 5-4;
2:2 (48:31) Pollock (King, Leeb); 2:3 (52:54) Pollock 4-5
Strafen: Hannover 26 – Nürnberg 30
Schiedsrichter: Aumüller (Ottobrunn)
Zuschauer: 8205
Jens Wilke - Foto by MendaxPress