Scorpions so gut wie nie!

Überraschend ist anders. Schon
gar nicht, wenn ein Team in einem fünften Spiel des Halbfinales in
der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) durch eine knappe Niederlage das
Endspiel verpasst. Hart ist es aber trotzdem, so wie es die Hannover
Scorpions am Dienstagabend nach der 1:3-Heimpleite gegen die DEG Metro
Stars erlebten.
Sportlich gesehen war es eine
Saison der Superlative, blickt man auf die jüngere Vergangenheit der
Cracks von der Leine zurück. Zum ersten Mal gewannen die Niedersachsen
überhaupt ein Spiel in einem Halbfinale. Immerhin brauchten sie dazu
drei Anläufe, denn in den Jahren 2001 (gegen die Adler Mannheim) und
2006 (gegen die Eisbären Berlin) unterlagen die Scorpions in ihrer
Außenseiterrolle als Tabellensiebter (2001 sowie 2006) jeweils sieglos
in drei Spielen dem Vorrundenprimus.

In diesem Jahr waren die Voraussetzungen
aber anders. Unter Trainer Hans Zach, welcher schon in der dritten Spielzeit
an der Expo-Plaza das Sagen hat, mauserten sich die Scorpions zu einem
heißen Titelanwärter.
Unerwartet! Auch für den
Ex-Bundestrainer, welcher nach eigener Aussage schon personell besser
besetzte Scorpions-Mannschaften hat spielen sehen. Trotzdem: lange Zeit
dominierten sie in der letzten Spielzeit die Liga, mussten erst
in den letzten Atemzügen der Vorrunde die Tabellenspitze für Eisbären
Berlin räumen. Auch bis in das Finale des Deutschen Eishockey-Pokals
schafften es die Mannen von Hans Zach, mussten sich aber letztendlich
den Grizzly Adams aus Wolfsburg geschlagen geben. Die Revanche im Derby
gegen den Niedersachsen-Konkurrenten folgte aber im DEL-Viertelfinale,
welches die Landeshauptstädter nach sechs Spielen für sich entscheiden
konnten.

Hans Zach hat es geschafft,
die Mannschaft fast bis nach ganz oben zu führen. Altbekannte Tugenden
wie Charakter, Einsatz verkörperten die Akteure nahezu perfekt, und
liefen nach einem durchwachsenen Start auf Hochtouren. Unter dem gebürtigen
Tölzer bekamen junge Talente den letzten Schliff. Nachdem in der Vorsaison
bereits Andy Reiß unter Zach zum Nationalspieler und WM-Teilnehmer
aufstieg, brachte es in der laufenden Saison Nikolai Goc zu internationalen
Ehren, und ist nach überragenden Play-offs auf den besten Weg zur kommenden
Weltmeisterschaft.

Nur, sollte man als Betrachter
glauben, fanden diese Spiele, welche ja meist emotionsgeladen sind,
fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Gerade einmal 4916
Zuschauer im Schnitt wollten die Play-off Heimspiele der Hannoveraner
sehen. In einer Arena - und in einem Halbfinale um die deutsche Meisterschaft
-, welche insgesamt 10 800 Zuschauer fasst, ist diese Tatsache schlichtweg unakzeptabel. Erstaunlicherweise schafften es die Scorpions sogar, zu
diesen Ausscheidungsspielen den Zuschauerschnitt zu senken. Durchschnittlich
besuchten in der Vorrunde 5668 Zuschauer die Heimspiele.
Bleibt also die Frage, warum
erfolgreiches Eishockey in Hannover von den Zuschauern nicht honoriert
wird?
Generell lechzt Hannover nach Spitzensport und honoriert diesen
auch. Nur ist die aktuelle Problematik hausgemacht. Die branchenübliche
Erhöhung zu den Play-offs ist noch akzeptabel und hinnehmbar, aber
wenig bis gar keine ermäßigten Karten, und die dazugehörige Diskussion,
dürften als einer der Gründe für das Wegbleiben des Publikums gelten.
Außerdem gibt es dort noch den Lokalkonkurrenten Hannover Indians.
Es scheint so, dass dieses in Hannover tiefer verwurzelte Team den Scorpions,
welche eigentlich ihren Ursprung in der 40 km entfernt gelegenen Wedemark
haben, die Zuschauer wegnimmt. Sicherlich bieten die Scorpions attraktiveres,
weil höherklassigeres Eishockey, was sie aber nicht bieten ist
das „Old School Hockey“, Marke Pferdeturm. Zudem ein Fankult, der seit Jahrezehnten gewachsen ist.
Wie geht es nun weiter?
Nach
dem Ausscheiden stellte sich Eigner Günther Papenburg er Presse, und
äußerte sich zuversichtlich was die Zukunft einer Skorpione und die
der Arena angeht. „Wir sind auf einem guten Weg. Ich gehe davon aus
das sich eine Lösung anbahnt, vielleicht sogar nach Ostern. Es wird
an einer Gemeinschaftslösung gearbeitet.“ Vielleicht bedeutet die
Gemeinschaftslösung, dass sich Unternehmen an der Arena beteiligen.
Auch geistert immer wieder der Name Red Bull durch Hannover, im Bezug
auf die Scorpions. Auch gab Papenburg die Parole für das nächste Jahr
aus: „Wir wollen deutscher Meister werden, das ist immer mein Wunsch.“
Oliver Koch / Jens Wilke - Fotos by MendaxPress