Scorpions siegen gegen die Krise an
Als vor der heutigen Partie zwischen den Hannover Scorpions und den Kölner Haien zu den Klängen von U2 die Bilder der Meisterschaft über den Videowürfel flimmerte, dürfte so manchem auf den Rängen bewusst geworden sein wie schnell sich die „Beautiful Days“ ändern können. Als seinerzeit im Frühjahr den hannoverschen Kufencracks der Überraschungscoup gelang, kämpfte Fußball-Bundesligist 96 um den Klassenerhalt. Während am heutigen Abend die Fußballer, bei einem Sieg über St. Pauli, vor ausverkaufter Kulisse kurzzeitig den zweiten Tabellenplatz hätten erobern können, geht es in diesen Herbsttagen an der Expo Plaza ums Überleben. So war es fast nicht verwunderlich das nur 3316 Zuschauer den Weg in die TUI Arena, um den 6:2 Sieg des Titelverteidiger gegen ein weiteres Sorgenkind der DEL zu begutachten.
Nach dem bereits in der vergangenen Spielzeit die Akteure aus der niedersächsischen Landeshauptstadt auf 15% ihrer Bezüge verzichteten, steht aktuell bekanntlich eine weitere Forderung von Klubeigner Günther Papenburg zur Debatte, auch in der aktuellen Saison auf 15% Gehalt zu verzichten. Dem Vernehmen nach soll ein Teil der Mannschaft dazu bereit sein, während die andere Hälfte sich unschlüssig zeigt und um weiter Bedenkzeit bat. Grund für die erneute Forderung auf Verzicht seitens Papenburgs, ist die zurzeit desolate Einnahmenseite bei den Scorpions. So hatte der jüngst gewonnene Titel keinerlei Nachhaltigkeit. Im Gegenteil. Sponsoren sprangen gar ab, auch hatte bislang der gute Dauerkartenverkauf – mit über 2000 verkauften Jahrestickets – bei durchschnittlich 3763 Fans pro Spiel keine positive Wirkung. Als Folge droht ein erneutes siebenstelliges Minus zum Ende der Saison.
In die Partie gingen die Hausherren mit Engagement, aber auch etwas nervös. Scheinbar spielten die Umstände noch eine Rolle, denn nach vier Minuten kamen die Gäste durch Ullmann im Powerplay in Führung. Die Scorpions schüttelten sich kurz und fingen nach dem Rückstand ihrerseits an, den neuen Kölner Keeper Dubielewicz, unter Beschuss zu nehmen. Dieser hielt bis zur neunten Minute die Führung für sein neues Team fest, ehe Herperger einen abgefälschten Pass von Dzieduszycki verwerten konnte. A. Reiss (14.) hatte in der Folgezeit das 2:1 auf dem Schläger, das kurz vor dem Drittelende dann doch das 2:1, als Kathan (18.) nach einem schnellen Vorstoß mit einem Schuss in den rechten oberen Winkel besorgte.
Die Scorpions drängten zu Beginn des zweiten Durchgangs auf das 3:1, und nur mit Glück konnten die Rheinländer schlimmeres Unheil verhindern. Das passte Haie-Trainer Stewart überhaupt nicht und trieb seine bis dato nicht sehr effektiv auftretenden Haie nach vorne. Jetzt ergaben sich auch Kölner Chancen, z.B. für Breitkreutz (23.) und Ciernik (30.), aber beide Male erwies sich Scott-Ersatz Ziffzer als fangsicher. Als in der 33. Spielminute Kathan im Powerplay völlig frei zum Schuss kam und traf, kippte die Partie endgültig zu Gunsten des Meisters. Der Schock für die Gäste sollte noch größer werden. Nur 18 Sekunden später markierte Mondt sogar das 4:1. Der deutsche Meister hatte seinem Gast in kürzester Zeit die Höchststrafe für zu passives Spiel verpasst.
Dieser Doppelschlag wirkte im Lager der Hannoveraner wie eine Befreiung. Auf den Rängen herrschte Festtagsstimmung, und die Mannschaft wirkte nach drei Niederlagen in Folge wieder schwungvoll. Herperger´s zweiter Treffer an diesem Abend nach 26 Sekunden war die endgültige Entscheidung, die weiteren Tore von Jaspers (44.) und Kathan (58.) waren am Ende nur noch Ergebniskosmetik beim absolut verdienten Sieg des Deutschen Meisters. (jw/ms)
Statistik: 0:1 (4:26) Ullmann (Pettinger, Ankert); 1:1 (8:59) Herperger (Dzieduszycki, Mitchell) 5-4; 2:1 (17:32) Kathan (Dolak, Vikingstad); 3:1 (32:29) Kathan (Vikingstad, Goc) 5-4; 4:1 (32:47) Mondt (Blank, Wolf); 5:1 (40:26) Herperger (Mitchell, Dzieduszycki); 5:2 (43:43) Jaspers (Gogulla); 6:2 (57:04) Kathan (Dolak, Vikingstad)
Strafminuten: Hannover 6 – Köln 8
Schiedsrichter: Jablukov (Berlin)
Zuschauer: 3316