Scorpions im Pech: 2:7 gegen Adler, Leidborg vom Puck getroffen
Scorpions erlegen tapfer kämpfende WölfeDie Pechsträhne der Hannover Scorpions hält an. Nicht nur, dass sie gegen
die Mannheimer Adler, die zum zweiten Mal innerhalb von zehn Tagen in
der TUI-Arena zu Gast waren, eine 2.7-Klatsche kassierten, das Lazarett
der Niedersachsen bekam auch neue Patienten, darunter auch
Scorpions-Coach Gunnar Leidborg, der in der 9. Minute einen Puck
unglücklich an die Stirn bekam und ziemlich benommen wirkte, als er nach
kurzer Behandlung unter Aufsicht des medizinischen Personals von der
Bank in die Kabine geführt wurde. Leidborg hatte Glück im Unglück, da
neben der Platzwunde "nur" eine leichte Gehirnerschütterung
diagnostiziert wurde. Da er deswegen viel Ruhe braucht, wurde er noch
während des Spiels nach Hause gefahren, was gleich in mehrfacher
Hinsicht positiv für ihn war. Hätte er dem Rest des Spieles noch
beigewohnt, wäre es mit der Ruhe nicht weit her gewesen. Das 0:1 durch
Vitalij Aab kurz vor dem unglücklichen Zwischenfall (9.) hatte Leidborg
noch mitbekommen. Dem Treffer vorausgegangen war allerdings ein
katastrophaler Fehlpass von Patrick Köppchen, der Aab den Puck praktisch
auf den Schläger gelegt hatte und dafür eigentlich einen Scorerpunkt
verdient hätte.
Dass Aab das Geschenk natürlich dankend annahm, versteht sich von selbst,
so dass die Scorpions sich das 0:1 selbst zuzuschreiben haben. Nach
Leidborgs Verletzung kamen die Scorpions nochmal ins Spiel und es schien
ansatzweise eine ähnlich muntere Partie wie vor zehn Tagen zu werden,
jedoch sollte man über das Überzahlspiel der Skorpione nach wie vor den
Mantel des Schweigens decken. Dafür hatte Cipolla in der 16. eine schöne
Breakchance in Unterzahl, die er aber ganz kläglich vergab.
15 Sekunden vor Ende des ersten Abschnitts zeigten die Adler den
Scorpions, wie man ein effektives Überzahlspiel aufzieht, als NHL-Legionär
Jochen Hecht zum 2:0 für die Gäste traf.
Anfang des zweiten Drittels schienen die Hausherren die Lektion gelernt
zu haben und ihnen gelang tatsächlich ein Überzahltor durch Patrik
Augusta (21.). Doch die Adler beeindruckte dies ganz und gar nicht. Sie stellten im
Gegenzug 35 Sekunden später mit dem 1:3 durch Jason Podollan den alten
Abstand wieder her. Das 1:4 durch den gut aufgelegten Hecht fiel wieder einmal in die
Rubrik unnötig und überflüssig, da die Scorpions diesen Treffer in der
bei eigener Überzahl kassierten. Das 1:5 in der 38. durch Kelly, beziehungsweise die Entstehung der 5
gegen 3 Überzahlsituation für die Mannheimer, die diese eiskalt
ausnutzten, war nicht weniger blamabel, da die Scorpions ihren zweiten
Mann nicht wegen eines Fouls verloren, sondern wegen zu vieler Spieler
auf dem Eis. Dank dieser kleinen Bankstrafe hatten 5 Adler keine
nennenswerten Probleme, die Abwehr der Scorpions zu knacken.
In der 49. Minute kam es für die in dieser Partie ohnehin schon arg gebeutelten
Scorpions noch dicker, als Mannheims John Tripp Andrej Teljukin den
Ellbogen ins Gesicht rammte, woraufhin dieser mit starken Schmerzen und
Nasenbluten auf dem Eis zusammenbrach. Tripp erhielt für diesen Aussetzer in einer für die Mannheimer völlig
ungefährlichen Spielsituation zwar eine Matchstrafe wegen Check an den
Kopf mit Verletzungsfolge und wird sich die nächsten Spiele wohl zu Recht
von der Tribüne aus ansehen dürfen, aber Teljukin war auch außer
Gefecht. Nach ersten Diagnosen soll ein Nasenbruch vorliegen.
In der 56. Minute gab es für die leidgeprüften Scorpions zwar noch etwas zu
jubeln, als Patrik Augusta mit dem 2:5 zugleich seinen 100. DEL-Treffer
feiern durfte, und das auch noch bei eigener Überzahl, aber die Antwort
kam wieder postwendend nach 40 Sekunden in Form des 2:6 durch Hecht, der
heute seine Klasse zeigte. Weitere 40 Sekunden später erhöhte Greilinger im Powerplay noch auf 2:7
und nachdem Hock in der 60. noch eine Breakchance vergeigt hat, brachte
die Schlusssirene diese für das Heimteam unglückselige Partie zu einem
herbeigesehnten Ende. Einzig positiv an diesem Abend war der Fanblock, der das Team trotz des
hohen Rückstands auch nach dem 1:4 noch unermüdlich anfeuerte und mit
Gesängen anspornte.
Zumal den Scorpions wirklich das Pech am Schläger klebte, wie die
Torschussstatistik beweist, die 35 Torschüsse auf Seiten der Scorpions,
aber nur 26 auf Seiten der Mannheimer verbuchte. Nur Goalie Huet im Tor der
Adler schien einfach unüberwindbar, und wenn er doch überwunden wurde,
prallte der Puck an den Pfosten oder ging übers Tor. Die unzureichende
Chancenverwertung und das armselige Überzahlspiel (immerhin hatten sie
nach der Matchstrafe für Tripp 5 Minuten lang einen Mann, zeitweise
sogar zwei Mann mehr auf dem Eis) trugen einen nicht unwesentlichen Teil
zu der in der Höhe sicher zu hohen Niederlage der Scorpions bei.
Dies sahen auch die Trainer bei der Pressekonferenz ähnlich:
Adler-Coach De Raaf war aber erstmal besorgt um seinen hannoverschen
Kollegen. "Das mit Gunnar war sehr unglücklich. Ich möchte ihm an dieser
Stelle gute Besserung wünschen! Es war ein sehr offenes Spiel und wir
haben unsere Tore immer zur richtigen Zeit gemacht. Aber Hannover war
viel besser, als das 2:7 aussagt. Wir können uns bei Huet bedanken, der
sehr viele Chancen vereitelt hat. mein Team ist noch zu undiszipliniert
und hat in vielen Momenten heute auch einfach nur Glück gehabt."
Scorpions-Co-Trainer Jari Passanen kritisierte auch indirekt das
Überzahlspiel seiner Schützlinge: "Wir hatten zwar mehr Schüsse, aber
Mannheim hat verdient gewonnen, sie waren einfach cleverer und
abgeklärter vor dem Tor, gerade in Überzahl."
Damit sind die "neuen" Scorpions wieder dort angekommen, wo sie sich
auch in den vergangenen Jahren regelmäßig getummelt haben, in den
unteren Tabellenregionen. Und das anstehende Programm sieht nicht danach aus, als würde es ein
leichtes, wieder nach oben zu kommen. Sonntag geht es nach Iserlohn, wo
die Scorpions in der DEL immer einen schweren Stand hatten, Dienstag
kommt der nach dem Trainerwechsel wiedererstarkte Angstgegner Krefeld
zum Pokalspiel, danach muss man zum Nord-Derby in der Color Line Arena,
bevor man in der TUI-Arena auf die Nürnberg Ice Tigers trifft, die
momentan auch in Torlaune sind, wie das 9:2 gegen Iserlohn eindrucksvoll
gezeigt hat. Danach kommt Ingolstadt mit Marco Sturm, und am letzten
Oktobertag muss man zum starken Aufsteiger nach Wolfsburg.
Es bleibt spannend, in welche Richtung der Weg der Scorpions im Oktober
geht.
Unter den 3890 Zuschauern befanden sich auch Ex-96-Stürmer Thomas
Brdaric, der am Sonntag in der AWD-Arena mit Tabellenführer Wolfsburg
auf sein ehemaliges Team trifft und Tennis-Profi Nicolas Kiefer, die
ebenfalls der Meinung waren, dass die heutige Niederlage etwas zu hoch
ausfiel. Zumindest weiß man an anderer Stelle in Hannover noch, wie man
erfolgreich Eishockey spielt, gewannen die Hannover Indians am
heimischen Pferdeturm doch ohne Probleme mit 6:1 gegen die Haßfurt
Sharks und verteidigten damit ihren Platz in der Spitzengruppe der
Oberliga. (S. Palaser)