Scorpions gewinnen Nord-Derby mit 5:2 und haben Tuchfühlung auf Platz 12

Nachdem am Dienstag eine 3:1 Führung gegen Krefeld noch leichtfertig verspielt wurde und nur ein Punkt für die Hannover Scorpions heraussprang, wollten es die Niedersachsen im Nord-Derby gegen die Hamburg Freezers besser machen und drei Punkte einfahren, um die Chance auf den direkten Klassenerhalt zu wahren. Bei den Hanseaten, die natürlich ganz andere Ziele und Ansprüche haben, musste Headcoach Dave King unter der Woche seinen Hut nehmen und sein Assistent Mike Schmidt bis auf weiteres das Training leiten. An sich nicht gerade die optimalen Voraussetzungen für einen Scorpions-Sieg, denn in der Regel spielen Mannschaften nach einem Trainer-Rauswurf befreit auf und sind noch schwerer auszurechnen als ohnehin.
Und es ging auch gleich mit einem Nackenschlag los. Nach nur 24 gespielten Sekunden jubelten die zahlreichen mitgereisten Freezers-Fans schon über den schnellen Treffer von Jacek Plachta und die Scorpions-Fans in der TUI-Arena befürchteten schon schlimmstes. Doch das Team ließ sich nicht hängen und profitierte darüber hinaus noch vom Ausfall von Jean-Sebastian Giguere. Der NHL-Torwart musste in der 4. Minute verletzt vom Eis und wurde von seinem Vorgänger im Freezers-Kasten, Boris Rousson, der in dieser Saison ein wenig seiner Top-Form hinterherläuft, ersetzt. Nach diesem unfreiwilligen Wechsel ließ die Qualität des Freezers-Spiels ein wenig nach und die Scorpions bekamen Oberwasser. Konsequenz war das 1:1 in der 17. Minute, welches an sich irregulär war, da sich ein Scorpion eindeutig im Torraumabseits befand, als Edvin Frylén den Puck über die Linie stocherte. Der Schiedsrichter hat dies wohl nicht gesehen und die Freezers reklamierten auch nicht, also wurde der Treffer gegeben. Vom Torerfolg angestachelt, legten die Scorpions 44 Sekunden später nach und gingen dank Todd Hlushko erstmals in Führung.
48 Sekunden vor Schluss des ersten Drittels setzte der Top-Scorer der Scorpions, Andreas Morczinietz, noch einen drauf und es stand 3:1 für Hannover, auch weil Rousson bei den Gegentreffern nicht immer die glücklichste Figur machte. Das zweite Drittel blieb tor- und ereignislos.
Im letzten Drittel nutzten die Freezers ein Powerplay zum 3:2 Anschlusstreffer durch Darren Van Impe. Doch die Scorpions verloren diesmal nicht die Nerven und stellten den Zwei-Tore-Vorsprung ebenfalls im Powerplay durch Patrik Augusta wieder her (48.). Doch auch Hamburg gab sich nicht auf und wollte den Anschluss erzwingen. Als Ex-Freezer Wayne Hynes in der 58. Minute auf die Strafbank musste, setzte Mike Schmidt alles auf eine Karte und nahm Rousson zugunsten eines sechsten Feldspielers aus dem Kasten. Doch die Scorpions verteidigten ihren Vorsprung souverän und konnten 5 Sekunden vor der Schlusssirene sogar noch den Puck ins verwaiste Freezers-Netz befördern. Damit war der Sieg in trockenen Tüchern und als Stadionsprecher Eric Haselbacher auch noch das Endergebnis aus Wolfsburg (1:4 gegen Augsburg) verkündete, kannte der Jubel unter den 7267 Zuschauern in der TUI-Arena keine Grenzen mehr.
Damit sind die Scorpions drei Spieltage vor Schluss punktgleich mit den Wolfsburgern, die momentan nur noch dank eines um 4 Tore besseren Torverhältnisses den 12. Rang innehaben.
Allerdings haben die Hannoveraner das schwerere Restprogramm vor sich. Sie müssen noch in Nürnberg und bei den Ingolstädter Panthern antreten und erwarten nächsten Freitag zum letzten Heimspiel der Hauptrunde den amtierenden Deutschen Meister, die Frankfurt Lions, die auch dank ihrer NHL-Neuzugänge schon wieder in meisterlicher Form sind.
Mike Schmidt wirkte bei der Pressekonferenz etwas betrübt: „Es war ein leidenschaftliches Spiel der Scorpions. Sie haben viel Druck aufs Tor gemacht und wollten das Spiel nach dem frühen 0:1 unbedingt wieder drehen. Wir waren teilweise unaufmerksam in der Defensive. Wir hatten zwar auch Chancen, aber knapp daneben ist immer noch vorbei. Es liegt ein Fluch über uns in dieser Saison mit den ganzen Verletzungen. Gigueres Ausfall hat die Mannschaft geschockt. Am Ende hat uns einfach die Zeit gefehlt.“ Scorpions-Coach Kevin Gaudet war da schon entspannter. „Es war ein perfekter Abend heute. Wir sorgen für Spannung bis zum Ende.“ (S. Palaser)