Scorpions: Das Säbelrasseln an der Expo-Plaza
Scorpions erlegen tapfer kämpfende WölfeEs begann unter der Woche mit einem kleinen Artikel in einer hannoverschen Tageszeitung und scheint sich zu einem mittleren Orkan zu entwickeln. Baumogul, Arena-Eigentümer und Scorpions-Boss Günter Papenburg droht damit, die Hannover Scorpions zu verkaufen, wenn die finanzielle Forderung der Region Hannover bestehen bleibt (Hockeyweb berichtete).
Um was geht es genau? Die Region Hannover, vertreten durch Regionspräsident Hauke Jagau, forderte in der Vergangenheit mehrmals ihr 2,5 Mio. Euro Darlehen aus Genussscheinen von der Arena zurück, die es seinerzeit zu Baubeginn gab. Die Rückzahlung sollte dann geschehen, wenn die Veranstaltungshalle schwarze Zahlen schreibt. Nur schreibt die jetzige TUI-Arena auch nach sieben Jahren noch immer rote Zahlen (dem Vernehmen nach soll es sich bisher um insgesamt 12 Millionen Euro Miese handeln). Von einem vernünftigen Konzept, das eine ebenso vernünftige Auslastung der Halle garantieren soll, ist und war jedoch lange Zeit nichts zu sehen. Eine Betreibergesellschaft wurde nicht gegründet, vermeintliche Hoffnungsträger/Geschäftsführer, welche die Arena auf Vordermann bringen sollten, gaben sich gegenseitig die Klinke in die Hand. Grund genug für die Region, jetzt auf ihre 2,5 Mio Euro zu pochen, die bis zum Ende des Monats zurückgezahlt werden sollen.
Nun ließ Papenburg, der sich augenblicklich alles andere als willens zeigt das Geld zurückzuzahlen, unter der Woche ausrichten, dass er im Ernstfall die Halle schließen und gegebenenfalls gar das Eishockeyteam der Scorpions verkaufen wolle. Im gleichen Atemzug fordert Papenburg auch, dass die anderen Kreditgeber (nahezu alle in öffentlicher Hand) ihre Darlehen in Sponsoring umwandeln mögen. In Zeiten knapper Haushaltskassen ein recht verwegenes Ansinnen.
Diese in recht scharfem Ton geführte Diskussion ist eine, die das deutsche Eishockey für seine eigentlich im Aufwind befindliche öffentliche Wahrnehmung überhaupt nicht gebrauchen kann. Zeigt sie doch auf, dass Klubs und Vereine im Eishockey (aber auch anderer Sportarten) auf Gedeih und Verderb Lust und Launen ihrer Besitzer ausgeliefert sind. Unerfüllte Erwartungen, sich verändernde Rahmenbedingungen lassen anscheinend langfristig angelegte Planungen und Perspektiven überraschend schnell ins Wanken geraten. Sieht sich Papenburg angesichts verhärteter Fronten in eine Situation gedrängt, die ihn veranlassen würde seine Drohung in die Tat umzusetzen, könnte das die Tür zu einer Entwicklung aufstoßen, in der Teams munter hin und her geschoben werden. Letztlich aber taugen die Scorpions ja selbst als warnendes Beispiel dafür, wie schwer es sein kann, an neuem Standort Fuß zu fassen und Akzeptanz beim zahlenden Publikum zu finden. Und in deren Fall handelte es sich lediglich um einen Umzug über die paar wenigen Kilometer aus dem beschaulichen Mellendorf in die benachbarte Landeshauptstadt Hannover und eine zeitgemäße Spielstätte.
Die Hannover Scorpions haben unter der Führung Günter Papenburgs und trotz aller widrigen Begleitumstände, mit deren Nachwehen man noch nach Ende der Ära Haselbacher zu kämpfen hatte, in den letzten drei Jahren eine positive Entwicklung genommen. Auch aus dieser Sicht wäre ein Rückzug oder Verkauf der Scorpions öffentlich kaum zu vermitteln und nicht zuletzt ein nicht allzu leicht zu verschmerzender Verlust für die Sportlandschaft der Region rund um die niedersächsische Landeshauptstadt. Insofern (auch wenn es die Anhänger der Indians sicherlich anders sehen) ist nur zu hoffen, dass das Horrorszenario in Hannover nicht eintritt.
Nachdem nun beide Seiten ihre Sturmfestigkeit erprobt, für jeden laut vernehmbar mit den Säbeln gerasselt haben, sollte nun doch dazu übergegangen werden, nach für alle Beteiligten akzeptablen Lösungen zu suchen, wie es sich für erdverwachsene Niedersachsen nun einmal gehörte.
Jens Wilke