Scorpions chancenlos beim 4:7 gegen Metro Stars - Es kann nur besser werden
Scorpions erlegen tapfer kämpfende WölfeIm Lager der Hannover Scorpions wird die Deutschland-Cup-Pause herbeigesehnt,
wie bei keinem anderen Club. Denn was die Scorpions in den letzten
Wochen geboten haben, war für alle Beteiligten (Fans, Trainer,
Management, Sponsoren und Spieler) alles andere als zufriedenstellend.
Vor allem in der TUI-Arena haben Erfolgserlebnisse Seltenheitswert.
Klammert man den Sieg im Pokalspiel gegen Krefeld aus, datiert der
letzte Heimsieg auf den dritten Spieltag (3:0 gegen Augsburg) zurück,
danach gab es in der TUI-Arena nur Niederlagen zu bewundern.
Es grenzt an ein Wunder, dass sich überhaupt noch Zuschauer in die
TUI-Arena verirren und es ist Fans und Zuschauern hoch anzurechnen, dass
sie ihr Team auch in diesen Zeiten unterstützen. Auch das Verfassen
eines Spielberichts macht keinen Spaß mehr, da das Zustandekommen der
Niederlagen fast immer nach dem selben Schema verläuft und man fast in
Versuchung gerät, zu schreiben: "Siehe Bericht zum Spiel gegen
Mannschaft XY..."
Auch an diesem Sonntagnachmittag lief es wie schon so oft in dieser Saison. Die Scorpions
fingen gut an, standen hinten sicher und erspielten sich eine Reihe
hochkarätiger Chancen, die aber Gästekeeper Trefilov zunichte machte. In der 14.
Minute fällt dann das 0:1 durch ein unglückliches Eigentor von Köppchen,
welches aber Reimer zugeschrieben wird, da es im Eishockey offiziell
bekanntlich keine Eigentore gibt. Und in der Folge brachen die Scorpions einfach auseinander. Die
Verunsicherung war greifbar und keiner wollte Verantwortung übernehmen.
Folgerichtig nutzte die DEG die Schwäche des Gegners und markierte
zwischen der 16. und 23. Minute die Treffer zum 0:2 (im Powerplay durch
Thomas Jörg), 0:3 (Jeff Tory in der 20.) und 0:4 (erneut im Powerplay,
diesmal war Jung erfolgreich).
Jari Pasanen nahm in der 24. Minute eine Auszeit, weil er ein Debakel
befürchtete. Danach gab es sogar noch ein paar sehr gute Chancen auf
Seiten der Scorpions, als beispielsweise Morczinietz allein auf Trefilov
zulief, dieser aber grandios parierte. Soccio traf zwei Meter vorm Tor
stehend und unbedrängt den Puck nicht, sonst wäre der Anschlusstreffer
schon früher gefallen. So aber war es Cipolla vorbehalten, neunzig
Sekunden vor Schluss des zweiten Drittels den ersten Treffer der Scorpions zu
erzielen. Doch wie schon häufiger in dieser Saison war der Jubel über
den Treffer noch nicht verklungen, da stand es 19 Sekunden später schon
wieder 1:5!
Düsseldorf erhöhte sogar noch zwanzig Sekunden vor Ende des Drittels im
Powerplay auf 1:6, doch darauf kam es auch nicht mehr an, die Partie war
spätestens seit dem 0:4 gelaufen. In der Drittelpause wurde es nach Leidborgs Angaben sehr laut in der
Kabine, was immerhin darin resultierte, dass die wieder etwas besser
spielenden Scorpions 16 Minuten lang kein Tor mehr kassierten. In der
47. Minute war es allerdings so weit und man fing sich den siebten Gegentreffer ein. Erneut
im DEG-Powerplay, erneut durch Tory.
Das Faszinierende der Schlussphase war, dass die Scorpions sich nun nicht
mehr aufgaben, wie am Ende des ersten und im zweiten Drittel, sondern
sogar noch etwas Ergebniskosmetik betreiben konnten, da Röthke (48.) mit
Bauerntrick und Öberg (53.) und der immer besser werdende Cisar (55.)
jeweils im Powerplay (!!!) die Torausbeute auf den Endstand von 4:7
erhöhten. Damit bekamen die 3634 Zuschauer wenigstens ein paar Tore ihres Teams zu
sehen, auch wenn es wieder nicht zu einem Sieg reichte. Das
Torschussverhältnis sprach auch wieder einmal klar für die Scorpions, die
Trefilov 43x unter Beschuss nahmen, während Kauhanen nur 30 Schüsse der
DEG abwehren musste.
DEG-Coach Butch Goring war zufrieden: "Das erste Drittel war sehr
wichtig. Hannover hatte einige gute Chancen, aber Trefilov hat gut
gehalten. Wir hatten Glück, in Führung zu gehen. Danach wurde es für den
Gegner schwer. Wir haben Freitag zuhause verloren, von daher war es
wichtig, hier heute zu gewinnen." Jari Pasanen war sichtlich angefressen und ging mit seinem Team hart ins
Gericht. "Wir haben heute ganz passabel angefangen, bis zum 0:1! Dann
trat wieder eine gewisse Lethargie und Melancholie ein, die wir hier
schon öfter gesehen haben. Im zweiten Drittel waren Dinge zu beobachten, die
mit Eishockey nicht viel zu tun haben. Die Pause kommt uns gelegen, um
uns zu sammeln. Es gibt viel zu verbessern. Wir werden hart daran
arbeiten, uns nach der Pause die Punkte wieder zu holen, die wir vor der
Pause unnötig verloren haben!"
Bleibt zu hoffen, dass das Trainer-Duo Leidborg und Pasanen, die laut
Manager Marco Stichnoth trotz der vielen Niederlagen nicht in Frage
gestellt werden, ein glückliches Händchen haben und aus dem
verunsicherten Hühnerhaufen eine Mannschaft formen können, die nicht
gleich nach dem ersten Gegentreffer völlig in sich zusammen fällt.
Bei den anstehenden Auswärts-Aufgaben in Augsburg und Berlin ist es ja
schon in guter Verfassung schwer, etwas zu holen. Dann kommt Angstgegner
Krefeld und man muss zum Viertelfinalspiel im Pokal nach Köln, das
Programm wird nicht gerade einfacher. Es heißt zwar immer so schön, in
der DEL könne jeder jeden schlagen, aber die Scorpions bleiben den
Beweis dieser Aussage bisher leider in weiten Teilen schuldig. Es kann
eigentlich nur besser werden. (S. Palaser)