Scorpions blicken auf eine wechselhafte Saison zurück

„Wir sind stolz auf unser Team“ – dieses Spruchband rollten
die Fans der Hannover Scorpions beim dritten und letzten
Play-off-Halbfinalspiel bei den Eisbären Berlin im Schlussdrittel aus. Zu diesem
Zeitpunkt führten die Hauptstädter bereits deutlich mit 5:1. Dass sich die
Niedersachsen sogar noch bis auf 3:5 herankämpften, durch eigene
Disziplinlosigkeiten aber jede weitere Chance einbüßten, spiegelte den Verlauf
der gesamten Spielzeit gut wieder.
Teilweise spielten die Scorpions über Wochen wie im Rausch,
sorgten mit offensivem Eishockey für Furore und standen lange Zeit auf dem
ersten Tabellenplatz. Wie aber auch in Berlin, hatten einige Spieler nicht ihre
Nerven im Griff. So mussten Stephen Guolla und Sascha Goc im dritten Halbfinale
vorzeitig zum Duschen. Hilflos und bemitleidenswert war besonders eine Person:
Trainer Kevin Gaudet.
Wird er in der kommenden Saison noch Trainer sein oder
nicht? Trotz eines gültigen Vertrages kursierten bereits seit November
Gerüchte, wonach der Noch-Kölner Hans Zach Gaudet beerben soll. Gaudet selbst
zeigte sich anfangs kämpferisch, zwischendrin genervt, in Berlin wirkte er
resignierend. „Wir haben eine teilweise sehr disziplinlose Mannschaft. Ob ich
demnächst noch Trainer in Hannover sein werde, weiß ich nicht. Ich habe zwar
Vertrag, würde auch gerne bleiben, das entscheiden aber andere“, stellte er mit
gesenktem Blick fest.
Diese Aussagen lassen vermuten, dass Kevin Gaudet nicht mehr
lange an der Bande der Scorpions stehen wird.
Allen Spekulationen zum Trotz haben die Scorpions mit dem
Erreichen des Halbfinals am Ende mehr erreicht, als ihnen die meisten Experten
zutrauten. Nach dem enttäuschenden siebten Hauptrunden-Platz setzten nur wenige
im Viertelfinale auf Hannover, schließlich hieß der Gegner Ingolstadt, die
zuvor über Wochen die Liga dominierten. Was sich dann aber abspielte, war
Play-off-Eishockey Marke Extraklasse. In sieben hochdramatischen Partien
setzten sich die Norddeutschen am Ende durch und vermittelten teilweise sogar das
ihnen oft abgesprochene Teamwork.
Das es gegen die Eisbären nicht gereicht hat, sollten die
Verantwortlichen des Vereins jetzt nicht an der Person Gaudet festmachen. Er
fügte zusammen, was nur schwer oder gar nicht zusammenzufügen war. Trevor Kidd,
Marty Murray und Co. jedenfalls riefen zu selten das ab, was sie einst berühmt
machte.
Ob die Leistungen und Erfolge im kommenden Jahr mit einem
vielleicht veränderten Trainergespann steigerbar sind, werden die nächsten
Monate zeigen. Bis dahin blicken zumindest die Fans auf eine gelungene Saison
zurück. Am kommenden Samstag findet ab 18.00 Uhr in der TUI Arena eine große
Saisonabschlussparty statt.
(Manuel Holscher)
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