Schönen Sommer!
DEL: Eisbären bleiben spitze - Ingolstadt gewinnt in MannheimWonnemonat Mai?
Nun ja, möchte man sagen, wenn es um das deutsche Eishockey geht, dann war der in wenigen
Minuten abgelaufene Monat sicherlich keiner, der viel mit Wonne in unseren Breiten- und
Längengraden zu tun hatte.
Dieser Mai 2005 zeigte neben vielen Peinlichkeiten vor allen Dingen, dass wir Deutschen etwas
Besonderes sind, zumindest, wenn die Sportart mit Schläger und Puck davon betroffen ist.
Zunächst ging es um unsere Adlerträger. Nach katastrophalen Vorstellungen, bei welchen sich bis
auf wenige rühmliche Ausnahmen keiner, vom Präsidenten über Sportdirektor und Chefcoach bis hin
zum ausgetauschten Andreas Morczinietz an die eigene Nase fasste, stieg die Truppe ab. Als
Konsequenz wurde dem neuen Bundestrainer mit Uwe Krupp ein Coach zur Seite gestellt. Statt
Greg Poss entweder eine weitere Chance zu geben oder zu feuern, wurde der ohnehin
angeschwollene Wasserkopf (mittlerweile gehören offiziell zwölf mehr oder minder wichtige
Personen zum Tross der Nationalmannschaft) mit der Installation des ehemaligen NHL-Stars
aufgebläht. Es war ein “Urteil”, gesprochen von DEB-Präsident Esken, wie es in seiner zivilen
Eigenschaft als Richter salomonischer (oder besser gesagt, schlapper) nicht hätte ausfallen können.
Wie war es vor knapp sieben Jahren, als der damalige neue Bundestrainer Hans Zach beim
Qualifikationsturnier in Sloweniens Hauptstadt Laibach gegen “Eishockeygiganten” wie Frankreich
und die Ukraine den Kürzeren zog und als Einstand (genau wie Poss) den Abstieg quittieren musste?
Gar nichts war! Frau Gossmann nahm den Zach Hans in ihre mütterlich-tröstenden Arme und ihr
Ehemann Rainer warb als DEB-Präsident (und ehemaliger Aktiver) in sportlicher Art um Verständnis
für den Niedergang, aus, vorbei, nix mehr, auf ein Neues!
Doch auch auf nationaler Basis boten wir Deutschen gerade in diesem Monat ein Bild der
Peinlichkeit. Welcher Teufel hatte die DEL-Gewaltigen geritten, als sie verkündeten, ab der Saison
2006/2007 eine geschlossene Gesellschaft zu bilden? Haben sich Geschäftsführer Tripcke von
Nordamerikanern zu lange belabern oder gar blenden lassen? Eine Saison ohne Auf- und Abstieg
kann doch nicht das Ziel einer Spielklasse sein! Nur gut, dass sich Leute wie DEG-Präsident “Ben”
Zamek gemeldet haben und auf das Irrige dieses Beschlusses hinwiesen. Der Düsseldorfer
Suppenproduzent genießt ohnehin einen sehr guten Ruf in der Szene. Sein Wort gilt, was er schon
vor mehr als 20 Jahren bewies, als er als einziger seiner damaligen Vorstandskollegen seine
Ankündigung wahrmachte und zurücktrat, nachdem seine Bedingungen nicht mehr eingehalten
wurden.
Ein Vergleich mit drei anderen europäischen Verbänden bezüglich Auf- und Abstieg sei nur kurz
gestreift: Finnland ist nach drei Jahren wieder zum Auf- und Abstieg zurückgekehrt. Im Land der
tausend Seen müssen aber auch neben der sportlichen Qualifikation die Zuschauerzahlen, die
Kapazität der Halle und die Finanzen stimmen. Beim Erzrivalen Schweden existiert eine spannende
Qualifikationsrunde in mehreren Stufen, die keiner missen will. Bei unserem weltmeisterlichen
Nachbarn hinter dem Bayerischen Wald und dem Erzgebirge wird der letzte Platz der 14-er Liga in
einer Best-of-seven-Serie vergeben. Nirgendwo gibt es bis auf Russland eine “geschlossene
Gesellschaft”.
Dass es bei uns keine Qualifikationsrunde geben kann, ist angesichts der verschiedenen
Ausländerregelungen (Deutschland braucht als Nicht-Eishockeyland zahlreiche Ausländer, um das
Niveau zu halten) in den Ligen verständlich. Daher kann es nur einen (oder was weiß ich, wie viele)
Direktab- und -aufsteiger geben und keine Quali-Runde. Persönlich vermute ich, dass die
DEL-Gewaltigen, wie auch Esken und Mitarbeiter auf internationaler Ebene, schmerzenden
Entscheidungen ausweichen und daher halbgare Urteile fällen wollen. Nicht einmal in dieser Saison
glänzt die DEL-Leitung mit klaren und eindeutigen Entscheidungen. Ich kann mir denken, warum:
Kassel als DEL-Gründungsmitglied muss dabei bleiben, schon allein aus alter Verbundenheit, und
Wolfsburg dürfte im Ernstfall die Rechtsabteilung von Skoda bzw. VW mobilisieren. Und da kneift
man halt aus Freundschaft im ersten und Angst im zweiten Fall.
Einen schönen Sommer wünscht Ihnen und Euch
Werner Nieleck