Schock für die Sportstadt HamburgKommentar zum Ausstieg der AEG bei den Hamburg Freezers

Doch das wahrscheinliche Aus der Hamburg Freezers bestätigt erneut diejenigen, die Eishockey in Deutschland ohnehin kritisch sehen. Das Problem ist größer und vor allem trifft es alle Sportarten neben, oder besser: unterhalb des Fußballs.
Viele Klubs begeben sich in eine Abhängigkeit einzelner oder weniger Geldgeber. Welche Ausmaße ein Ausscheiden dieser Investoren oder Mäzene auf den Spielbetrieb haben kann, zeigte zuletzt das Beispiel des HSV Handball. Die Hamburger zogen sich Anfang des Jahres mit sofortiger Wirkung aus dem Spielbetrieb der Handball-Bundesliga zurück. Zuvor hatten sie sich über nahezu zwei Jahre finanziell nicht vom Ausstieg Andreas Rudolphs erholt. Rudolph investierte nach eigenen Angaben bis zu 50 Millionen Euro in den HSV.
Auch die Hamburg Freezers waren für die AEG ein defizitäres Geschäft. Jährlich musste das Unternehmen mehrere Millionen Euro zahlen, um Defizite auszugleichen. Die Gründe dafür sind vielfältig: fehlende Zuschauereinnahmen und steigende Spielergehälter sind hier in erster Linie zu nennen. Mit einem geschätzten Etat um die 10 Millionen Euro sind die Freezers in die Saison 2015/16 gegangen.
Nun will sich die AEG nur noch auf die Eisbären Berlin und auf die beiden Hallen – Barcleycard-Arena (Hamburg) und die Mercedes-Benz-Arena (Berlin) – beschränken. Ob der Ausstieg nun verhandlungstaktische Gründe hat oder einfach nur die Reißleine gezogen wurde, müssen die kommenden Tage zeigen. Sicher ist, dass ein möglicher Käufer nun unter Zeitdruck gerät, denn bis zum 24. Mai müssen die notwendigen Lizenzierungsunterlagen bei der Deutschen Eishockey-Liga eingehen. Gegen diese Taktik spricht, dass bisher über keinen möglichen Käufer spekuliert wird. Aus AEG-Kreisen ist zu hören, dass ein Käufer kein Geld für die Freezers zahlen müsse, jedoch finanziell stark genug, um den Spielbetrieb aufrecht zu halten.
Und damit würden sich die Freezers in die nächste Abhängigkeit zu einem Geldgeber begeben. Eine Falle, die im Profisport unterhalb des Fußballs fast nicht zu vermeiden ist. Geschäfte mit vergleichsweise kleineren Fußballstandorten/-Mannschaften sind für Sponsoren immer noch deutlich lukrativer, als ein Engagement in der DEL. Für die Sportstadt Hamburg ist dies nun der dritte Schlag, denn neben den Freezers und dem HSV Handball zogen sich auch die Volleyballerinnen vom VT Aurubis nach der abgelaufenen Saison aus der Bundesliga zurück. Ist in Hamburg kein Platz für Profisport neben dem Fußball?