Schnelle Adler schlagen bissige Haie - Starker Seliger
Klare Worte bei den AdlernDas Spiel war so richtig nach dem Geschmack der über 8000 Zuschauer im
alten Gemäuer am Mannheimer Friedrichspark. Spannend bis zur letzten
Sekunde, zwei engagiert kämpfende Teams, zwei Goalies, die sicher
standen und gute Stimmung am vorletzten Tag des Jahres 2003. Die Adler
hatten zum Schluss den Schnabel vorne und siegten mit 2:1.
"Es ist immer schön, die Kölner zu schlagen", lächelte Chris Joseph
nach der Schluss-Sirene versonnen, "jetzt haben wir sie überholt und
alles ist offen". Die Adler hätten, meinte der Kanadier, "ein gutes
defensives Spiel geliefert". Im Mittelpunkt Torwart Marc Seliger, der
eine Bank war im Mannheimer Gehäuse und nicht nur von Coach Bill Stewart
hochgelobt wurde, sondern auch von den Fans, die immer wieder nach ihm
riefen.
Diesmal war Mike Kennedy drin - der einige Pfiffe einstecken musste,
dann aber gut spielte -, Todd Hlushko trat als Zuschauer an. Aus
Verletzungsgründen, das Ohr, das im Frankfurt-Spiel von einem Puck
getroffen worden war, ist noch nicht in Ordnung. Das Spiel sah etliche Höhepunkte von beiden Seiten. Riesenjubel auf
Mannheimer Seite in der 18. Minute, als Andy Roach den Puck hinter Chris
Rogles versenkte. Auf Zuspiel von Rene Corbet und Devin Edgerton. Und in
der 31. Minute, als Frankie Groleau, den viele gerne auch in der
kommenden Saison in Adler-Montur sehen wollen, einen Treffer auf Zuspiel
von Edgerton und Podollan erzielte.
Beide Teams schlugen sich wacker in Unterzahl, was bei 50
Strafminuten, darunter zehn Minuten für Andreas Renz, auch bitter nötig
war. Für Bill Stewart galt einmal mehr: "Unser Schlüssel zum Erfolg war
das Unterzahlspiel." Das Powerplay der Haie sah stellenweise zwingender
aus als das der Adler, aber was nützt die Schönheit, wenn keine
zählbaren Erfolge herausspringen? Genau das beklagte auch Hans Zach, der
sein Team im Großen und Ganzen lobte. Nur müsse halt mehr beim guten
Spiel herausspringen, meinte der Bundestrainer und lächelte fast sanft,
als er meinte, er wünsche allen ein gutes Neues Jahr und vielleicht
werde es besser, "wenn der liebe Gott die Hand auflegt". Ansonsten hatte
Zach ein spannendes Spiel gesehen, das geprägt gewesen sei von
Hochklassigkeit und Schnelligkeit, "ein Spitzenspiel" eben, wie es
zwischen Haien und Adlern üblich sei.
Die Haie zeigten die Beißer bis zur letzten Sekunde. Sie hatten Blut
geleckt, als in der 56.Minute Roy auf Zuspiel von Lüdemann und Mc Llwain
den Anschlusstreffer erzielt hatte. Danach gaben die Raubfische nochmal
so richtig Gas, doch Seliger stand goldrichtig und außerdem ließen die
Verteidiger nichts anbrennen. Im Kabinenbereich herrschte frohe Stimmung bei den Adlern. Gerüchte
machten natürlich auch die Runde. Klaus Kathan habe bei der DEG
unterschrieben, hieß es. Der Tölzer, den viele vermissen würden in der
Quadratestadt, wollte sich natürlich nicht dazu äußern: "Ich bin
sprachlos", grinste er nur. Alexander Serikow soll stattdessen (wieder)
in Mannheim unterschrieben haben. Auch das bislang nicht mehr als ein
Gerücht.
Die beiden Haie Harti Wild und Markus Kink sahen den Sieg der Adler
als nicht wirklich gerechtfertigt an: "Wir hatten bedeutend mehr
Chancen", meinten die beiden, die einst der Riesserseer Jugend
entsprungen sind. "Marc Seliger war Spitzenklasse", lobte Wild den
Mannheimer Kollegen, der ein Garant für den Adler-Erfolg gewesen sei.
Beiden gefällt es übrigens in Köln ausnehmend gut. Was sie nicht davon
abhält, Kontakte zum Heimatverein zu halten. Wie der Dritte im Bunde,
Stefan Schauer, bedauern sie den Niedergang des SCR außerordentlich.
Allerdings, das betonten Kink und Wild, sind sie sicher, dass der
bayerische Traditionsverein wieder hochkommen wird, "da die Ganoven
erstmal weg sind".
Strahlend kam Rene Corbet aus der Kabine. Kein Wunder, schließlich
gilt es für ihn nicht nur, den Sieg gegen die Haie zu feiern, sondern
auch die Geburt eines strammen Sohnes. Mutter Lindsey habe eine leichte
Geburt gehabt, meinte der stolze Papa, der natürlich mit dabei war und
jetzt gar nicht genug kriegen kann vom lang ersehnten Sprößling. Lange im Kabinenbereich hielt sich natürlich Ron Pasco auf, jener
Ex-Adler, den sie in Mannheim immer noch von Herzen gerne mögen und über
den Mannheims Sportmanager Marcus Kuhl heute noch sagt, es wäre ein
Fehler gewesen, ihn gehen zu lassen. Pasco fand den Adler-Sieg verdient,
"sie haben sehr gut gespielt und man hat den Eindruck, sie haben jede
Schwäche überwunden, wenn man sich die Ergebnisse des letzten Monats
anschaut." Für seine Haie ist ihm eines klar: "Wir brauchen zählbare
Erfolge, wir müssen die Chancen verwerten." Sonst lande man schnell auf
einem Nicht-Play-Off-Platz, für einen ehrgeizigen Crack wie Pasco, der
sich immer hundertprozentig einsetzt für seinen Club, fast nicht
vorstellbar.
Am Rande des Spieles gab es noch eine Nachricht, die ans Herz ging:
Rico Rossis kleine Tochter, die schwer krank ist, hat die erste
Chemotherapie gut überstanden. Es gibt inzwischen sogar Chancen auf
Heilung für die Kleine. Niemand, der nicht den Eltern und dem Kind das
Allerbeste wünschen würde für das Neue Jahr. Und das, auch da sind sich
alle einig, ist bedeutend wichtiger als jedes Eishockeyspiel. (Angelika von Bülow)