Saisonvorschau Eisbären Berlin 2008/2009
Chefcoach Don Jackson sagte mit Blick auf die bevorstehenden
Aufgaben: "Die Ausgangslage ist nicht die gleiche. Im letzten Jahr
standen wir am Anfang der Saison mit einer schlechten Platzierung als
Ausgangspunkt. Nun müssen sich alle Spieler neu beweisen. In vielerlei
Hinsicht."
In der Tat: Ziel der Eisbären Berlin vor einem Jahr war es,
möglichst schnell an die DEL-Spitze zurückzukehren. Eisbärenfan Ingolf Beukert
hatte es im Sommer des vergangenen Jahres vorgemacht (siehe Artikel HIER) und den 6153 Meter hohen
Gipfel Stok Kangri im Westhimalaya erklommen. Neben erneut zu erringendem
sportlichen Erfolg gilt es für die Berliner in diesem Jahr, den Schritt aus dem
Hohenschönhausener Kiez in die Mitte der Hauptstadt zu vollziehen und bei
Heimspielen möglichst viele Zuschauer in die o2 World zu locken. Gewiss müssen
dabei auch einige Hindernisse überwunden werden. Die Eisbärenfans Kerstin und
Michael Sauer haben das im Mai dieses Jahres vorgemacht und erklommen die
Chinesische Mauer (Foto).
Die Torhüter
Kontinuität auf der Schlüsselposition.. Rob Zepp (wird am
Sonntag 27 Jahre alt) und Youri Ziffzer (22) werden auch in der kommenden
Saison wieder um die „Nummer 1“ im Tor wetteifern. Der Meisterbonus von Rob
Zepp, welcher in der vergangenen Spielzeit den Eisbären-Kasten bis zur
Meisterschaft hütete, dürfte allerdings keine Rolle mehr bei der
Entscheidung von Chefcoach Don Jackson spielen, wer am Ende von den beiden die
Nase vorne hat. Denn Youri Ziffzer, der mitunter seine Fühler auch schon zu
anderen DEL-Teams ausstreckte, letztendlich aber doch in Berlin blieb, will
nicht schon wieder im sportlichen Zweikampf gegen Zepp den Kürzeren ziehen.
Führen beide den Wettbewerb auf einem hohen Niveau, kann mit Sicherheit das
gesamte Team davon profitieren.
Die Verteidiger
Angriff ist die beste Verteidigung. Jedenfalls galt dies
bisher bei den Eisbären so. Und wohl auch in der kommenden Spielzeit. Neben
Deron Quint (punktbester Verteidiger der abgelaufenen Saison) und Andy Roach
(drittbester Verteidiger) sucht auch Neuzugang Richi Regehr (21 Tore für die
Frankfurt Lions) sein Heil oft in der Offensive. Regehr wird das Powerplay des
Meisters sicher noch gefährlicher machen. Ebenfalls im Kader bleibt Brandon
Smith. Dem Kanadier war in der abgelaufenen Saison eher der defensive Part in
der Verteidigung zugedacht. Dadurch gab er den meist jungen Spielern Rückhalt.
Letzten Endes war dies wohl auch der entscheidende Punkt, weshalb Smith nach seiner
ersten Spielzeit in Berlin ein neuer Vertrag angeboten wurde. Spannend dürfte
die Saison der Deutschen Frank Hördler, Jens Baxmann und René Kramer werden.
Hördler und Baxmann konnten bereits beweisen, dass sie durchaus dazu in der
Lage sind, über einen längeren Zeitpunkt auf einem hohen Niveau zu spielen.
Youngster René Kramer zeigte bereits in den letzten Play-offs, dass mit ihm zu
rechnen sein könnte.
Die Stürmer
"Feuer frei!", heißt es sicher auch wieder in der
kommenden Saison. Dabei treten die Sturmreihen der Eisbären oft in
Konstellationen auf, dass der gegnerische Torwart schon einen seiner besseren
Tage haben sollte, um ihnen am Nerv zu ziehen. Die Berliner wollen auch in der
kommenden Spielzeit wieder "aggressives Gewinnereishockey" zeigen.
Die Chancen dafür stehen nicht schlecht, ist doch der Sturm, bis auf die Abgänge
von Christoph Gawlik (Frankfurt Lions) und Richard Mueller (Hamburg Freezers),
zusammengeblieben. Selbst Oldie Mark Beaufait ist mit seinen 38 Jahren noch
erfrischend im Angriff der Berliner tätig. Unbestritten sind auch die
Führungsrollen, welche beispielsweise Steve Walker, Denis Pederson oder Stefan
Ustorf einnehmen. Aber auch Spieler wie André Rankel, Sven Felski oder Florian
Busch sind ein wichtiger Bestandteil. Für Constantin Braun und Alexander Weiß
sollte es in der kommenden Saison darum gehen, sich weiter zu verbessern,
bzw. mindestens an die Leistungen der vergangenen Spielzeit anzuknüpfen, denn
die Konkurrenz schläft nicht. So stehen mit Tyson Mulock und Neuzugang Matt
McIlvane zwei Spieler parat, die sich mit Sicherheit nicht hinter den jungen
Deutschen einreihen wollen. Mit Daniel Weiß steht ein weiterer
Spieler bereit, der seinen Durchbruch in der DEL schaffen könnte. Der
18-Jährige ist der kleine Bruder von Alexander Weiß, und der wohl derzeit
talentierteste Spieler aus der Eisbären-Schmiede.
(Foto by City-Press: Die Saison schon im Fokus - Stefan Ustorf, Don Jackson und Peter John Lee)
Prognose
Die Eisbären gelten in der kommenden Saison als heißer
Titelanwärter. Das Ziel von Don Jackson ist es ebenfalls wieder, das beste Team
in der Vorrunde, und das beste Teams in den Play-offs zu sein. Behalten
die Berliner ihren Teamcharakter bei, und können die jungen deutschen
Spieler, welche letztendlich auch für die Kadertiefe sorgen, den nächsten
Schritt machen, ist bei den Berlinern wieder alles möglich. Abzuwarten bleibt
auch, wie die Strapazen der Champions-Leauge und die dadurch verbundenen Reisen
nach Russland und Finnland verkraftet werden. Steht weiter, wie
bisher, der Spaß und die Lust am Eishockey mit im Vordergrund, dann sollte
dies kein Problem sein.
Am Rande der Bande
Jetzt geht’s los! Die Eisbären sind aus ihrem Wellblechpalast
in die o2-World umgezogen. Mit dem ersten Spiel am 14. September betreten die
Berliner Neuland und starten eine Reihe von "kleinen
Auswärtsspielen", wie Co-Trainer und Eisbären-Urgestein Hartmut Nickel die
Eingewöhnungsphase in der neuen Arena betitelt. Ob die o2-World so eine Festung
wird wie es einst der Welli war, bleibt fraglich. Obwohl die Berliner in den
letzten Jahren oft bewiesen haben, dass sie nicht nur in heimatlichen Gefilden wichtige Siege erringen können. Aber auch
hinter den Kulissen wird fleißig gearbeitet. Zwar wirkt der Absatz von
bisher ca. 2000 verkauften Dauerkarten für eine über 14 000 Zuschauer
fassende Arena etwas ernüchternd, jedoch sehen die Eisbären auch darin ihre
Chance, an neue Kunden zu gelangen. Jüngst verkauften sie über eine
Lebensmittel-Discounter-Kette innerhalb eines Tages über 7000 Tickets, was das
neue Eisbären-Ticket-Callcenter mit ihren 30 Mitarbeitern ganz schön
ins Schwitzen brachte. Auch weitere Partner werden mit Aktionen versuchen,
Zuschauer und vielleicht auch neue Fans zu gewinnen. Zusätzlich hängen noch
viele hundert Plakate im Stadtgebiet von Berlin, welche für die Eisbären in der
o2-World werben. "Es gibt auch viele Anfragen von Leuten, die früher immer
zum Eishockey in die Jafféstrasse gegangen sind.", macht Billy Flynn kein
Hehl daraus, dass auch Zuschauer des einstigen Lokalrivalen Preussen Berlin
durchaus Interesse an die Eishockeyspiele in der neuen Arena haben. Die Zeit
ist also reif, Eishockey in einer anderen Dimension in Berlin zu erleben, Mauern
zu erklimmen und zu überwinden, so wie es Kerstin und Michael in China
vorgemacht haben.
(Oliver Koch)
(Foto by City-Press: Wollen in der o2-World schnell heimisch werden - die Eisbären Berlin)