Saisonvorschau
DEL: Eisbären bleiben spitze - Ingolstadt gewinnt in MannheimAm morgigen Freitag beginnt, im Gegensatz zu den vergangenen Jahren, die Spielzeit 2004/5 mit
einem vollen Programm. Da die bisherigen Vertragspartner, Ligenleitung und Bezahlsender
“Premiere”, noch keine Einigung über die Vergütung erzielten, bleibt der Bildschirm vorher schwarz.
Aus diesem Grund wird mit der Tradition gebrochen, dass der Deutsche Meister das
Eröffnungsmatch bereits am heutigen Donnerstag absolviert. Stichwort “Deutscher Meister”. Die
Frankfurt Lions, “immerhin” Fünfter (die beiden vorherigen Champions Köln und Krefeld beendeten
die Vorrunde jeweils auf Rang Nummer sechs) nach der Punktrunde und setzten somit die Tradition
fort, dass der Champion die Play-offs mit einem Auswärtsspiel beginnt.
Die Fans brauchen sich keine großen Neuerungen zu merken; die Liga ist “erwachsen” und
verzichtet in dankenswerter Weise auf irgendwelchen Schnickschnack. Lediglich das Visuelle ändert
sich. Die Heimvereine treten in der Regel in dunkler Spielkleidung, die Gäste in heller an. Nach wie
vor sind zwölf Ausländer als Arbeitnehmer erlaubt, von denen aber nur elf auf dem
Spielberichtsbogen erscheinen dürfen.
Nicht nur in der Spielstärke, sondern auch beim lieben Geld ist die Liga zusammengerückt. Die
Differenz zwischen Krösus Hamburg (7 Mio Euro) und “Armenhäusler” Iserlohn (geschätzte 2,5
Mio Euro) beläuft sich auf 4,5 Mio Euro. Im vergangenen Jahr betrug der Unterschied noch 5 Mio
Euro (Mannheim 7,2 Mio gegenüber Freiburg 2,2 Mio). Dass ein hoher Etat nicht automatisch mit
dem Gewinn des Titels einhergeht, bewies die Vergangenheit zur Genüge.
Wir wagen folgende Vorschau:
Adler Mannheim
Lange haben die Kurpfälzer gebraucht, um die ihrer Meinung nach richtigen Torwarte zu
verpflichten. Mit dem französischen Nationalkeeper Christobal Huet (Los Angeles Kings) Steve
Passmore (Norfolk/AHL) hoffen Manager Marcus Kuhl und Chefcoach Helmut de Raaf, ihrer
Dauerfavoritenstellung gerecht zu werden. Viel erwartet das Umfeld natürlich auch von
“Heimkehrer” Jochen Hecht. Diese Namen und die der anderen “Neuen” sind mehr als eine
Kompensation der Weggänge von beispielsweise Andy Roach, Todd Hlushko oder Mike Kennedy.
Nürnberg Ice Tigers
Mit der Aura des frischgekürten Bundestrainers umgeben, seine fränkischen Fabeltiere als
erfolgreichstes Team aus der Vorbereitungsphase hervorgegangen und den ungeliebten Thomas
Greilinger gegen Tomas Martinec getauscht, was will der in den Südstaaten geborene “Johnny Reb”
alias Greg Poss noch mehr? Die junge, begeisterungsfähige und willige Mannschaft hat nur ein
einziges Manko, und das ist ihre Jugend. Bemerkenswert: In der Abteilung Defensive haben nur die
Verteidiger Lasse Kopitz und Felix Petermann überlebt. Nürnberg gehört ganz klar zu den Favoriten.
Eisbären Berlin
Zweimal gewannen die Hauptstädter den wertlosen Titel eines Punktbesten, zweimal mussten sie in
den Play-offs passen. Haut es diesmal hin, dass auch das allerletzte Match der anstehenden Spielzeit
gewonnen wird, oder sind aller schlechten Dinge drei? Das große Plus: Das Team kennt sich und
zeigt damit eine kleine Parallele zur Krefelder Meistermannschaft von 2002. Und sollte Superstar
Dany Heatley (der ja sogar eine Förderlizenz beantragen könnte!) tatsächlich das Eisbärenfell
überstreifen, könnte dies die treuen Fans zu den allerkühnsten Träumen veranlassen.
ERC Ingolstadt
Die Oberbayern könnten sich sogar zum Geheimtipp mausern. Wenn neben den NHL-Stars Marco
Sturm (San Jose) und Andy McDonald (Anaheim) der Ex-Nürnberger Martin Jiranek seinen zweiten
Frühling erlebt und der ohne adäquaten Ersatz zwischen den Pfosten stehende Jimmy Waite die
komplette Saison ohne große Wehwehchen übersteht, ist ein weites Vordringen in den Play-offs im
Rahmen der Möglichkeiten. Mit Doug Ast und Cameron Mann blieben die beiden Topscorer an der
Donau. Nur bedauerlich, dass sich Sean Taillare als Dritter im Bunde Nürnberg anschloss.
Hamburg Freezers
Nur ganz schwer kamen die Hanseaten aus den Startlöchern, überstanden, wie ihre Konkurrenten aus
Mannheim und Frankfurt, gegen Zweitligisten nicht einmal die erste Runde des Pokals. Arrogant und
nonchalant wirkte ihre Spielweise sogar in einigen Partien. Der einzige namhafte Neuzugang ist
NHL-Wandervogel Craig Johnson. Der 32-jährige Mittelstürmer war für die Washington Capitals,
Anaheim Mighty Ducks und die Toronto Maple Leafs an der Scheibe und produzierte in 64 Partien
zwei Tore. Außenstehende fragen sich, wofür der Etat von sieben Millionen Euro eingesetzt wurde.
Frankfurt Lions
Die Mannschaft des Überraschungs-Champions blieb im Kern zusammen, wenngleich Jesse Belanger
als zweitbester Scorer der Liga und Verteidiger David Gosselin dem Verein den Rücken gekehrt
haben. Jeremiah McCarthy (AHL) als einziger neuer Defender sowie der Ex-Krefelder Marc
Beaucage sollten die Weggänge kompensieren. Dazu kommt mit dem Kanadier Joseph Murphy ein
Crack, der die europäischen Eisflächen bereits kennt; der 29-jährige Rechtsaußen spielte in der
vorigen Saison bei Lukko Rauma in Finnland. Das Überraschungsmoment ist jedenfalls vorbei.
DEG Metro Stars
Zumindest auf dem Papier haben sich die Rot-Gelben verstärkt. Die Kontingentspieler Matt Herr,
Andy Schneider und Matt Davidson sollten die Ex-Cracks Johan Molin, Marcus Thuresson und Pat
Mikesch schnell vergessen lassen. Ansonsten blieb die routinierte Truppe von Manager/Cheftrainer
Michael Komma mehr oder weniger beisammen. Viel hängt von der Tagesform des in letzter Zeit
unbeständigen Andrej Trefilow ab. Wir wären nicht überrascht, wenn der mitunter unbeherrschte
Schneider mit seinem neuen Team einen besseren Rang als Platz acht vom Vorjahr belegen würde.
Kölner Haie
Die Haie erscheinen nicht so stark wie in der trotzdem völlig verpatzten Vorsaison mit dem Ende im
Viertelfinale, auch wenn der vorgestern 27 Jahre alt gewordene Verteidiger Paul Traynor aus der
AHL zu den Domstädtern stieß. Ob die Raubfische, laut Aussage ihres Cheftrainers Hans Zach der
FC Bayern des deutschen Eishockeys, in der anstehenden Spielzeit weiter vorn landen, dürfte
bezweifelt werden. Der Ex-Nürnberg Stéphane Julien ist der einzig prominente Neuzugang, während
mit Morcinietz, Palmer und Pasco immerhin ein passables Stürmertrio den Verein verließ.
Hannover Scorpions
Eines dürfte klar sein: Die chaotische Vorsaison wird sich zweifellos nicht wiederholen. Dafür
garantieren schon die prominenten Neuzugänge wie der intelligente Andreas Morczinietz,
“Professor” Dan Lambert, der gefährliche Jason Cipolla oder der routinierte Todd Hlushko. Mit dem
ruhigen Ex-Goalie Gunnar Leidborg an der Bande, der nach dem Ende der Haselbacher-Ära
sicherlich auch mehr Ellbogenfreiheit genießt, steht ohnehin ein Mann unter Vertrag, dem es immer
wieder in seiner Karriere gelungen ist, aus Individualisten ein richtiges Team zu formen.
Krefeld Pinguine
Die Rheinländer sind der einzige Verein, der mit einem neuen Trainer ins Rennen geht. Der stämmige
Italo-Kanadier hat bisher ganze Arbeit in seiner neuen Umgebung geleistet, falls man die Ergebnisse
der Vorbereitungsphase als Maßstab nimmt. Die Truppe, noch vor Wochen neben Wolfsburg als
krasser Außenseiter angesehen, erwies sich bisher als willig. Trotzdem dürfte das Erreichen des
angestrebten Play-off-Platzes eine mehr als schwierige Aufgabe darstellen, auch wenn mit Stürmer
Wadim Sliwtschenko kurz vor Beginn der Saison ein weiterer Neuzugang präsentiert wird.
Kassel Huskies
Die katastrophale Vorsaison mit der zwischenzeitlichen Entlassung von Cheftrainer Axel Kammerer
muss abgehakt und das Vertrauen der Zuschauer wiedergewonnen werden. Dafür soll schon allein
der Name des 23-jährigen John-Michael Liles vom NHL-Verein Colorado Avalanche sorgen.
Immerhin gelangen dem Youngster in 90 Spielen 35 Scorerpunkte. Wie Top-Torjäger Dany
Bousquet von Absteiger Freiburg einschlagen wird, ist sicherlich auch mitentscheidend für die
Erfolgskurve der Nordhessen. In der Vorbereitung hat es nicht so sehr geklappt.
Augsburger Panther
Die alljährliche Frage stellen sich auch heuer wieder die Verantwortlichen der Fuggerstädter: Haben
wir richtig eingekauft, oder sind wir Mogelpackungen aufgesessen? In der letzten Saison hat es nicht
ganz geklappt, denn die Play-offs wurden nur um eine Tabellenposition verpasst. Bis kurz vor
Saisonbeginn haben Manager Charly Fliegauf und Trainer Benoit Laporte gewartet, um die letzten
Kontingentstellen zu besetzen. Man hofft natürlich auch, dass unter den zahlreichen Neuzugängen
auch einer ist, der den nach Österreich abgewanderten Topscorer Bob Wren ersetzt.
Iserlohn Roosters
Es wird erneut sehr schwer für die Sauerländer werden, in die Play-off-Ränge vorzustoßen. Der
akribisch arbeitende Chefcoach Doug Mason weiß um die Schwere der Aufgabe, auch wenn
tatsächlich NHL-Crack Mike York (42 Scorerpunkte in 61 Spielen und eine hervorragende Plus -
Minus-Statistik von +18) den Iserlohnern über die gesamte Saison erhalten bleibt. Das große
Fragezeichen: Wird der zweifellos talentierte 23-jährige Goalie Dimitrij Kotschnew auf den Spuren
des gleichaltrigen Robert Müller wandeln und seine Form über die lange Saison halten können?
EHC Wolfsburg
Der Neuling ist stets einer der heißesten Abstiegskandidaten. Ob es in dieser Saison anders ist,
wagen wir zu bezweifeln, denn rein von den Namen sollten die Niedersachsen keine Bäume in der
neuen Umgebung ausreißen. Sowohl der von Mannheim gewechselte Nationalkeeper Marc Seliger
als auch dessen slowakischer Kollege Marek Mastic dürften vor vielen “Trainingseinheiten” stehen.
Nur vier neue Stürmer, dafür aber vier Verteidiger und mit Seliger einen Torwart verpflichtete der
Neuling. Ob dieses gewagte Spiel von den Verantwortlichen gewonnen wird, zeigt die Zukunft.