Roosters mit mehr Herz in Spiel drei
Auch das dritte Viertelfinalspiel zwischen den Frankfurt
Lions und Iserlohn Roosters musste in der Verlängerung entschieden werden. In
dieser jedoch machten die Gäste aus dem Sauerland kurzen Prozess und schossen
nach nur 42 Sekunden den Siegtreffer in Überzahl.
Zuvor hatten die 7000 Zuschauer in der ausverkauften
Frankfurter Eissporthalle erneut ein intensives und abwechslungsreiches Spiel
gesehen, das die Roosters insgesamt betrachtet verdient gewinnen und damit in
der Serie auf 2:1 für sich erhöhen konnten.
Bereits in der vierten Minute hatte Robert Hock für den
ersten Warnschuss gesorgt, auch wenn der Lattenknaller unbeabsichtigt war: Als
der Vorrundentopscorer die Scheibe in Überzahl von der neutralen Zone aus in
das gegnerische Drittel schießen wollte, fälschte ein Lions-Spieler den Puck an
die Latte ab. Nur zwei Minuten später hatte Tyler Beechey die Chance zum 1:0
auf dem Schläger, als er alleine davon ziehen konnte, nachdem sich die
Lions-Verteidiger Michael Bresagk und Richie Regehr an der gegnerischen blauen
Linie gegenseitig umfuhren, doch Ian Gordon im Tor der Lions vereitelte. Danach
entwickelte sich ein offener Schlagabtausch. In der zwölften Spielminute traf
erneut Robert Hock nur den Pfosten. Als in der 13. Minute Henderson für die
Lions auf die Strafbank musste, fiel kurz später das 0:1 – allerdings
glücklich, obwohl die Roosters ein starkes Powerplay aufgezogen hatten. Jimmy
Roy hatte von der blauen Linie abgezogen, vom Schlittschuh von
Lions-Verteidiger Jason Marshall prallte die Scheibe unhaltbar unter die Latte
ins Tor. Bis zum Ende des ersten Durchgangs hatten die Gäste, die ohne den
gesperrten Brendan Buckley antreten mussten, weitere gute Chancen, doch es
blieb beim 0:1.
Auch das zweite Drittel gehörte zunächst den Roosters,
unglücklich der Rettungsversuch des zurücklaufenden Frankfurters Petr Smrek,
der die Scheibe so mit der Schlägerspitze wegstieß, dass er sie dem
heranpreschenden Pat Kavanagh genau in den Lauf legte und dieser mit seinem
Alleingang in der 25. Minute das 2:0 markierte. Ein Schock für die Lions und
ihre Fans, während gut 700 mitgereiste Iserlohne Anhänger frenetisch feierten.
Erst als Richie Regehr sich ein Herz fasste und nach gewonnenem Bully im
Drittel der Roosters von der blauen Linie aus über Linksaußen durchstartete,
Richtung Tor zog und dabei eine Strafe herausholte, keimte ein wenig Hoffnung
bei den Lions auf. Im anschließend gut aufgezogenen Powerplay war es dann
Regehr selbst, der die Strafe ausnutzte zum 1:2 (28.) mit einem halbhohen
Schlagschuss in die linke untere Ecke. Als kurz darauf David Sulkovsky auf die
Strafbank musste, ließen die Lions nicht locker und prompt markierte Jason
Young mit einem abgefälschten Schuss das 2:2, und alles war wieder offen. Der
Rest des zweiten Drittels gehörte den Lions, auch wenn erneut der hervorragend
aufgelegte Pat Kavanagh – Gerüchten zufolge soll er in der kommenden Saison im
Löwen-Trikot spielen – 20 Sekunden vor dem Ende frei vor Ian Gordon scheiterte.
Gleich nach Wiederbeginn kassierte Petr Smrek eine Zweiminutenstrafe
plus eine Zehner wegen Checks von hinten, drei Sekunden vor dem Ende des erneut
starken Powerplays der Roosters rutschte die Scheibe dann von halbrechts an
allen vor dem Tor positionierten Spielern vorbei und erreichte halblinks
freistehend Pat Kavanagh, der mit einem Schuss ins linke untere Eck das 3:2
erzielte. Die Lions hatten in der Folge die Chance, eineinhalb Minuten in
doppelter Überzahl den Ausgleich zu erzielen, scheiterten aber mit ihren
Schüssen immer wieder an Roosters-Goalie Norm Maracle, und Jeff Ulmer schoss
die Scheibe frei am linken Torpfosten stehend nur parallel zur Torlinie statt
ins Tor. Als in der 47. Minute Michael Bresagk nach einem Zusammenprall mit
Michael Wolf – die beiden hatten sich ein Laufduell um den Puck geliefert –
regungslos auf dem Eis liegen blieb, entschieden die Unparteiischen auf
Spieldauerdiszi gegen den Top-Torjäger der DEL-Vorrunde. Wolf soll seinen
Schläger beim Zusammenprall Bresagk in die Nierengegend gedrückt haben. Ein
Schock für Iserlohn, aber weil Jason Marshall kurz zuvor eine Strafe kassiert
hatte, konnten die Lions nur gut drei Minuten in Überzahl agieren. Dabei
allerdings spielten sie schwach, gaben nur einen einzigen Schuss auf das
Iserlohner Tor ab, und Iserlohn hatte keine Mühe in Unterzahl. Im Gegenteil,
Tyler Beechey hatte noch bei jeweils vier Spielern auf dem Feld die Chance zum 2:4,
scheiterte aber aus spitzem Winkel an Gordon. Ein weiteres Powerplay
verschenkten die Gastgeber, und beinahe wäre das 2:4 in der 57. Minute
gefallen, als sich Brad Tapper und Robert Hock die Scheibe per Doppelpass
zuspielten, aber im Abschluss scheiterten.
Die Schlussphase wurde immer dramatischer, die Lions nahmen
ihren Torhüter heraus, kassierten aber 59 Sekunden vor dem Ende noch eine
Strafe gegen Ilia Vorobiev. Als Chris Armstrong den Puck in Unterzahl dann aus
dem eigenen Drittel Richtung gegnerisches Tor drosch, verließ Gordon erneut
seinen Kasten, während Norm Maracle den Fernschuss in der Hoffnung auf Icing
passieren ließ, doch der Puck rutschte durch den Torraum an ihm vorbei gegen
die Bande – kein Icing. Das Nachsetzen des starken Jason Young und von Chris
Taylor half: Der Pass von Taylor zurück an die blaue Linie der Roosters, wo
inzwischen erneut Armstrong Stellung bezogen hatte und direkt abzog, war die
Vorbereitung des Ausgleichs, als der Puck zwischen den Beinen von Maracle ins
Tor trudelte. Erneut ein Remis nach 60 Minuten, erneut Verlängerung in der
Serie. Die Overtime mussten die Lions jedoch in Unterzahl beginnen, und die
Roosters spielten ein cleveres Powerplay, dass Ready nach schöner Kombination
zum Siegtreffer nach nur 42 Sekunden nutzte. Erneut war der beste Spieler des
Abends – Pat Kavanagh – als Assistent an diesem Treffer beteiligt. Auch die
beiden Unparteiischen Heiko Dahle und Reik van Gameren zeigten eine gute
Leistung in der nicht einfach zu regelnden Partie.
Am Montag geht die Serie um 14:30 Uhr in Iserlohn weiter, wo
die Roosters allerdings auf Michael Wolf verzichten müssen. (pb)
Foto Pat Kavanagh by City-Press