Robinson: "Hamburg hat uns in dieser Saison oft genug geärgert!"
„Wir waren defensiv gut und haben deshalb auch so viele Tore geschossen.“ Das Fazit Florian Buschs scheint auf dem ersten Blick widersprüchlich, bringt aber die Ursache für den deutlichen 6:1 Heimerfolg der Eisbären über die Hamburg Freezers in Spiel 3 der Play-off-Viertelfinalserie ziemlich genau auf den Punkt. Dazu kommen noch ein hohes Maß an Laufbereitschaft, taktische Disziplin, schnelles Umkehrspiel, aggressives Forchecking und Zweikampfstärke. Mit dem Unterzahltreffer Richard Muellers zum 5:0 in der 17. Spielminute war den Gästen aus der Hansestadt so frühzeitig der Zahn gezogen.
„Ich bin wirklich sauer“, erzürnte sich Freezers-Coach Bill Stewart, „und sehr enttäuscht! Ich kann Don Jackson nur gratulieren. Seine Mannschaft spielte mit Emotionen und zeigte die nötige Play-off-Intensität. Hier spielten heute Jungs gegen Männer. Obwohl zum Beispiel mit Busch oder Weiß dem Alter nach die Jungs bei den Eisbären spielen, waren sie aber die Männer. Meine Mannschaft hat kein Kraft- sondern ein Kopfproblem. Nur wenn bei uns die Männer wieder Männer werden und die Strumpfhosen ausziehen, kann es für uns noch was werden!“
Eisbären-Coach Don Jackson band sein Resümee um einiges niedriger an: „Im ersten Drittel hatten wir auch ein bisschen Glück mit unseren Schüssen. Danach kam Hamburg etwas auf. Wir brauchen weiterhin Respekt, denn die Freezers sind nach wie vor eine starke Mannschaft.“ Mit letztem Satz hat Jackson zweifelsohne Recht, denn entschieden ist diese Serie trotz der letzten beiden überzeugenden Siege nicht. Da wird es ihn freuen, dass seinen Spielern die augenblickliche Überlegenheit nicht zu Kopfe zu steigen scheint. Nathan Robinson, der wie seine Kollegen eine überzeugende Leistung ablieferte, warnt: „Wir sind noch nicht fertig! Deshalb müssen wir am Montag in Hamburg wieder so bereit sein, uns an unser System halten und hart arbeiten. Die Freezers haben uns in dieser Saison oft genug geärgert!“
Wahrscheinlich müssen die Eisbären aber fortan wieder ohne Denis Pederson auskommen. Der Stürmer blieb nach der ersten Pause bereits in der Kabine. Offiziell wird von einer Verletzung am Unterkörper gesprochen, die heute noch einer genaueren Untersuchung bedarf.
Während Robinson sein Statement abgab, rappelte es in der Gästekabine gewaltig. Schläger flogen in die Ecke und das „F-Wort“ fand laut und deutlich rege Anwendung. Der Frust über die deutlichen Niederlagen, der sich zum Ende des Spiels hin in manch Frustaktion auf dem Eis entlud, sitzt bei den Freezers offenbar tief. Jedoch liegt hierin vielleicht sogar die Hoffnung für die Hanseaten, die die jüngsten Vorführungen zumindest noch nicht klaglos hinnehmen. Ein gewaltiger Ruck müsste möglichst schnell durch Stewarts Truppe gehen, um mit den Eisbären wieder auf Augenhöhe zu gelangen.
Nötig wäre dazu allerdings auch eine bessere Torhüterleistung von Philippe Sauvé, dem Stewart dennoch weiter das Vertrauen geben will. „An ihm“, meint Stewart, „hat es nicht gelegen. Er hat verdient weiter zu machen, weil wir auch dank ihm da sind wo wir sind.“ Jean-Marc Pelletier wird also ungebrochen sein Dasein auf der Tribüne fristen, was derweil nicht mehr jeder nachvollziehen kann, der den Freezers in Sympathie zugetan ist und ihren Erfolg wünscht. Denn wie schon in Spiel 2 konnte Sauvé seinem Team auch diesmal nicht den Rücken freihalten.
Nationaltrainer Uwe Krupp hatte in der Vorwoche ein womöglich zum Erfolg führendes Rezept für die Berliner parat: „Wenn es den Eisbären gelingt“, sagte der Stanley Cup-Sieger, „die Freezers an ihre schlechtesten Phasen in dieser Saison zu erinnern, sie zu frustrieren, dann stehen ihre Chancen auf ein Weiterkommen wahrscheinlich nicht schlecht.“ Nathan Robinson weiß, wie das auch im vierten Spiel am Ostermontag ab 14.30 Uhr in der Hamburger Color Line Arena funktionieren kann: „Wir müssen weiter als Team miteinander spielen, füreinander arbeiten, dann haben wir den nötigen Platz und können uns bewegen.“
(mac/ovk)
Foto by City-Press - Starker Auftritt in Spiel Nr. 3 - Nathan Robinson