Robert Müller will angreifen
Er ist
nach Mannheim zurückgekehrt, wo er schon einmal Meister und Vizemeister war:
Goalie Robert Müller genießt es, wieder in der Quadratestadt zu sein, obgleich
er sich in Krefeld ausgesprochen wohl gefühlt hat und der Abschied sehr
emotional und sehr gut gewesen sei. Aber manchmal, sinniert Müller, brauche man
eben auch Veränderung. So war es ja auch 2002 in Mannheim.
Damals kam er unter Bill Stewart, den er durchaus für einen fähigen Trainer
hält, nicht mehr zum Zuge. Bis heute weiß er nicht, woran es genau lag,
Versprechungen habe es durchaus gegeben für mehr Spiele, aber dann stand doch
immer wieder die Nummer eins, Mike Rosati, im Gehäuse. Für einen ungeduldigen
jungen Mann keine Lösung, Robert Müller verließ die Adler, ging zu den
Pinguinen und wurde zur Nummer eins. Viel
habe er gelernt in Krefeld, sagt er heute, auch wie man Konstanz erlangt, um
eine Saison durchzuspielen.
Und er hat gelernt, nicht mehr zu lachen, wenn jemand sagt, man brauche
Erfahrung. Damals, als ganz Junger, da fand er das komisch, heute nimmt er
solche Aussagen ernst. Müller kommt mit Helmut de Raaf, der das Torwarttraining
in Mannheim wieder unter sich hat, bestens zurecht, kann jetzt auch zuhören und
die Tipps, die der Erfahrene gibt, umsetzen. Manchmal, da wundert er sich schon
noch, wie es kommt, dass er auf einmal auf Seiten der Älteren steht, wenn Jung
gegen Alt spielt beim Training, aber er bleibt gelassen. Irgendwie weiß er
schon, dass einem 25-Jährigen ("noch bis Sonntag") im Tor noch vieles
offen steht.
Ein paar Fragen an Robert Müller, hatte Eishockey-Fan Björn aus Mannheim an
Hockeyweb geschrieben. Eine davon lautet, ob er die NHL aufgegeben habe. Nie,
meint der Sportler, solch einen Traum trage man ewig mit sich herum, aber die
Chance würde natürlich von Jahr zu Jahr geringer. Mit der neuen
Torwart-Ausrüstung, auch dies eine Frage des Fans, kommt er hin, hat keine
Angst vor Veränderung, "man gewöhnt sich daran." Welche Verteidiger
hätte er gerne vor sich. Robert grinst: "Da nehm ich natürlich Deutsche.
Also den Baki auf jeden Fall und dann noch den Retzer." Michael Bakos, der
Baki, ist sein Freund und er findet es schade, dass der genau in dem Moment
ging, als er nach Mannheim zurückkehrte. Aber man ist ja nicht aus der Welt.
Nun ist er also zurück und eigentlich hat sich alles verändert. Vom alten Team
ist noch Rene Corbet da, das alte Stadion wird nicht mehr fürs Eishockey
genutzt. Die neue Arena sei prächtig, zeigt sich Müller durchaus beeindruckt,
aber er habe die Atmosphäre im Friedrichspark schon besonders gemocht.
Als Trainer steht Greg Poss hinter der Bande, und von dem hält der Goalie viel:
Greg gibt hundert Prozent und die verlangt er auch. Damit kann er gut leben,
das ist ein Mann nach seinem Geschmack. Einsatz bringen sei schließlich das A
und O, wenn man hoch hinauswolle. Und das will er mit den Adlern. Die seien
nach einer sportlichen Talfahrt auf Erfolge aus, wie er im Sommertraining
sieht, geht’s den deutschen Spielern, die derzeit im Dauertraining zu sein
scheinen, genauso. Man sei ungemein motiviert, verrät Müller und meint auch,
dass man sich doch nicht abplage, um in der Saison schlapp zu machen.
Robert Müller braucht Rückhalt für seinen Einsatz. Und den hat er bei Frau
Jenny und Tochter Lena, die 13 Monate alt ist. Es sei schön, heimzukommen und
jemand freue sich einfach, dass er da ist, ganz egal, wie ein Spiel ausgegangen
ist, sagt er lächelnd. Die Papa-Rolle gefällt ihm, was Schöneres gäbe es nicht.
Wie er in der kommenden Saison positioniert ist, das weiß er nicht. Es sei auch
nicht seine Sache, sondern die von Greg Poss, betont Müller. Er schätze Ilpo
Kauhanen als großartigen Torwart und Menschen. Robert hat einen
Dreijahresvertrag und den will er erfüllen, mit vollem Einsatz. Und schließlich
ist er erst 25 - am Sonntag natürlich "schon" 26 - und das ist für
einen Torwart irgendwie doch noch verdammt jung. Wenn einer dann noch so viel
Erfahrung mitbringt wie inzwischen Robert Müller, dann ist eines glasklar: Er
kann im Adler-Team eine entscheidende Rolle mitspielen, wenn sich die munteren
Vögel aufschwingen, um die Talsohle hinter sich zu lassen.
Angelika von Bülow
Foto by City-Press