Rick Looker - Ein Kommentar
Einige Schiedsrichter sind in den
letzten Wochen und Tagen vermehrt ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Davon hat
es Rick Looker, der seit der letzten Saison in der DEL „an der Pfeife“ agiert,
besonders negativ getroffen.
Ich habe dazu folgende Meinung:
Ob man Unparteiische tatsächlich aus dem Ausland holen muss, ist zumindest
fragwürdig. Deutsche Schiedsrichter waren in den letzten Jahrzehnten ständig bei
Weltturnieren vertreten und brauchen sich, zumindest, was einzelne Spitzenkräfte
betrifft, vor Vertretern keiner anderen Nation zu verstecken. Wir haben (zu
viele) Spieler und Trainer aus dem Ausland, wir brauchen nicht auch noch
Unparteiische jenseits unserer Grenzen. Rick Looker sprengt den Rahmen der
DEL-Schiedsrichter überhaupt nicht. Er hat gute und schlechte Spiele und ist
nicht immer souverän, das sehe ich genauso wie viele meiner Kollegen. Man kann
dem 35-jährigen US-Boy, der immerhin an vier Weltmeisterschaften teilnahm und
dort drei Halbfinalpartien leitete, alles mögliche nachsagen, doch eines
sicherlich nicht: Er ist kein Heimschiedsrichter und hat für Dezibelzahlen kein
Ohr. Wie oft erleben wir es, dass ein Schiedsrichter Rückgrat zeigt und das
Gepfeife von vielen Tausend Fans ignoriert, beim nächsten Körperkontakt, der
natürlich wieder wütende Proteste hervorruf, sich eines „Besseren“ besinnt und
den Vertreter der Gastmannschaft auf die Strafbank verbannt.
So manches Mal war ich dann
versucht, dem Stadionsprecher zumindest gedanklich ins Wort zu fallen und zu
sagen „auf allgemeinen Wunsch erhält der Spieler mit der Nummer… zwei
Strafminuten wegen …“. Exakt an diesem Punkt scheiden sich die Geister. Der Mann
aus dem idyllischen Theaf River Falls hat für solche Abstimmungen per
TED-Umfrage via Phon- oder Dezibelmessungen überhaupt nichts mit am Hut.
DEG-Manager Lance Nethery: „Deswegen hassen ihn die Zuschauer, weil er nicht so
pfeift, wie die meisten wollen.“ Und seien wir ehrlich: Auch viele Kollegen sind
Fans und sehen natürlich viel lieber die Vertreter des Gegners auf der
Armesünderbank als die eigenen Cracks. Altmeister Jupp Kompalla drückte es noch
am letzten Sonntag im privaten Kreis kurz und prägnant aus: „Er ist der Beste in
der DEL.“
Ob es der beste Spielleiter ist,
weiß ich nicht und kann ich auch nicht beurteilen. Aber Looker ist sicherlich
derjenige, der sich am meisten bemüht, neutral zu sein.
Werner Nieleck
Foto by city-press