Richer: Die Talsohle ist durchschritten
Klare Worte bei den AdlernStephane Richer geht es gut nach dem Sieg in Nürnberg. Nicht nur wegen des
Ergebnisses, das seine Jungs erzielen konnten, sondern auch wegen der
Emotionen, die er danach in der Kabine beobachten konnte. "Die Spieler
waren stolz und haben sich gefreut, die Gefühle sind wieder da", strahlt
der Trainer, der nun auf konstante Spielweise für alle Begegnungen
rechnet. "Das war doch genau unser Problem, dass wir viel zu oft 60
Minuten nicht durchgehalten haben", sagt er und "aber nach Frankfurt hat
sich das gebessert". Die Derbyniederlage gegen die Lions, die saß tief.
Und zwar bei allen, sagt der Coach, "ich war in der Kabine und ich habe
die Gesichter gesehen, glaub mir, die waren am Boden zerstört". Er habe
sich an dem Abend geschämt für die Nichtleistung der Mannschaft und er
habe das auch öffentlich gesagt. Aber dann müsse man wieder aufbauen.
Richer glaubt fest daran, dass die Talsohle durchschritten ist, Frankfurt
wäre der absolute Tiefpunkt der Saison gewesen.
Steve Kelly, der gegen Iserlohn draußen bleiben musste, überraschte
seinen Coach positiv: "Er hat das sehr professionell aufgenommen, seine
Einstellung gegen Nürnberg hat absolut gestimmt", lobt Richer, "so wie er
da gespielt hat, ist er ein absolutes Plus für unser Team". Dann nähme man
auch mal Strafzeiten in Kauf, schließlich solle Kelly hart spielen, nicht
unfair natürlich, aber hart. In Nürnberg hätten auch endlich mal "all die
kleinen Dinge" gestimmt, die sonst häufig schief gegangen wären. Harte
Arbeit sei es gewesen, aber jeder habe die Herausforderung angenommen.
Und so sieht Stephane Richer endlich das Früchte tragen, was er und sein
Co, Mike Rosati, immer und immer wieder predigen: Stolz zu sein auf das
Trikot, das die Jungs tragen, stolz darauf, bei den Adlern antreten zu
können. "Wir haben viel Charakter in der Mannschaft", sagt der Trainer,
"wie die Jungs aufgestanden sind nach dem Frankfurter Tiefschlag und sich
vorgenommen haben, das werde ihnen nicht mehr passieren, das hatte
eindeutig mit Charakter zu tun." Richer: "Die Einstellung und die
Leidenschaft für den Sport sind da, wir müssen allerdings dafür sorgen,
dass sie auch bei jedem Spiel abrufbereit sind." Beispiel Wolfsburg. Wer
dieses Team unterschätze, dem sei nicht zu helfen, meint der Headcoach.
Jeder könne jeden schlagen in der Liga, man solle sich doch bloß die
Ergebnisse einiger Spieltage anschauen.
Es wäre, sagt Richer, schön, wenn die Fans wieder hinter dem Team
stünden. Er habe die Anhänger so gut verstehen können nach Frankfurt, gar
keine Frage, die Leute hätten alles Recht der Welt, enttäuscht zu sein,
aber nun müsse man auch versuchen, gemeinsam nach oben zu kommen, auch bei
der Stimmung. "Mike und ich wollen das schaffen, aber wir brauchen die
Unterstützung der Fans. Ich erinnere mich noch gut, als ich hier gespielt
habe, wie wichtig das für uns war." Eine gute Chance haben die Adler in
drei Heimspielen. Erst gegen Wolfsburg am Freitag und dann die Woche drauf
bei einem rheinischen Wochenende mit den Kölner Haien und den Krefelder
Pinguinen. Eine Möglichkeit, verspielten Kredit zurückzugelangen. "Ich
werde hart trainieren lassen", verspricht Richer, "wir haben viele
Einzelgespräche, wir schauen uns die Spielvideos an und analysieren. Ich
bin sicher, die Jungs werden auf dem Eis umsetzen, was wir besprochen
haben". Und zwar die Alten wie die Jungen, die Kanadier wie die Deutschen.
"Für mich sind Nationalität und Alter vollkommen egal bei meiner
Beurteilung", sagt der Trainer," der Einsatz zählt". (Angelika von Bülow)