Rauchschwaden in Ingolstadt
Das Vorbereitungsprogramm des ERC IngolstadtBissig und dick hängen in den Drittelpausen die Rauchschwaden in den Gängen der neuen Saturn-Arena. Damit einher geht der Unmut der Anhänger des ERC Ingolstadt, die das 1:4 (0:1, 1:1, 0:2) am Freitag gegen die Hamburg Freezers mit einem gellenden Pfeifkonzert quittierten. Wo Rauch ist, ist auch Feuer. Doch Coach Ron Kennedy scheint den Brandherd im Pantherkäfig noch nicht ausgemacht zu haben.
Stattdessen waren nach der zweiten Niederlage im dritten Heimspiel der Saison Durchhalteparolen und Zweckoptimismus angesagt. „Absolut nicht“, antwortete Ron Kennedy auf die Frage, ob er denn mit seinem Latein am Ende sei. Er verkündete vielmehr: „Ich mache weiter!“
Er möchte selbst das Feuer löschen und die Rauchschwaden vertreiben. Die jungen Spieler, bisher vernachlässigt, sollen nun Verantwortung übernehmen: „Ich will mehr mit ihnen arbeiten.“ Neville Rautert, Alexander Polaczek und Christoph Melischko werden nun wohl ihre Chance bekommen und Ron Kennedy könnte damit dem ein oder anderen Routinier einen angebrachten Denkzettel verpassen. Namen dafür wollte der Kanadier am Freitagabend im Hinblick auf das Sonntagspiel in Köln noch nicht nennen.
Doch die Kandidatenliste ist lang. Der unbeständige Ken Sutton, als ‚Leader’ geholt und bisher fern jeder Form, sowie der träge und zweikampfschwache Craig Ferguson laufen bereits jetzt Gefahr, den Stempel „Fehleinkauf“ abzubekommen. Auch der mit ähnlich hohen Erwartungen verpflichtete Goalie Jimmy Waite strahlt derzeit keine Sicherheit aus. Das unglückliche 1:2 gegen die Freezers, mit dem das Spiel kippte, kreideten ihm einige Zuschauer an.
Chance für Leo Conti?
Nun steht er auf der Liste von Ron Kennedy. Ersatzkeeper Leonardo Conti, den Zweitligist Straubing nur allzu gerne über die Förderlizenz in den Gäuboden locken würde und deshalb schon vor zehn Tagen donauaufwärts angeklopft hat, ist für den Sonntag ein Thema. „Vielleicht bekommt er eine Chance“, meinte Ron Kennedy nachdenklich.
Doch mit personellen Umstellungen allein wird sich die Ingolstädter Krise nicht beheben lassen. Das weiß auch der Trainer. „Wir brauchen mehr von ziemlich viel“, analysierte er mit seinem nordamerikanischen Akzent.
Die Probleme sind gegen die Truppe von Dave King größer und mehr geworden. Das bessere Powerplay gab – bei ausgeglichenem Strafenverhältnis - den klaren Ausschlag zugunsten der Hamburger. Alle fünf Tore fielen in Überzahl. Für Ingolstadt traf nur Doug Ast, bei den Hanseaten vollstreckten Bobby House (2), Dan Lambert und Darren Van Impe eiskalt bei numerischer Überlegenheit.
Angst vor jedem Fehler
Dabei war das Überzahlspiel zuletzt noch einer der Strohhalme, an den sich die ERC-Cracks klammern konnten. Doch die Unsicherheit ist mittlerweile ziemlich groß. „Die Spieler haben Angst vor jedem Fehler“, meint Ron Kennedy erkannt zu haben. Das fehlende Selbstvertrauen ist kein neues Manko, sondern hemmt die Panther schon seit einigen Spielen.
Der Mann an der Bande stellt sich nach außen unbeeindruckt weiterhin tapfer vor seine Schützlinge und übt kaum öffentlich Einzelkritik. Vielmehr ist er von dem Charakter der Mannen überzeugt: „Das Herz ist bei den Spielern am richtigen Platz.“
Doch die über 3.000 Zuschauer bekamen am Freitag nur wenig davon zu sehen und taten lautstark ihren Unmut kund. Einziger Lichtblick im Team war Cameron Mann, bei dem die Formkurve nach seiner Verletzungsabstinenz und erst vier Saisonspielen nach oben zeigt.
Vertrauen für Ron Kennedy
Währenddessen der Neuzugang um seine Form rackert, liegt inzwischen eine Frage in der Luft, mit der sich die Verantwortlichen beim ERC Ingolstadt aus der Führungsetage – und davon gibt es ja eine ganze Reihe – beschäftigen müssen und auch schon beschäftigt haben: braucht es nach wenigen Saisonspielen schon einen Feuerwehrmann, der die lodernden Flammen löscht? Oder darf doch Ron Kennedy, der sich selbst nach eigener Aussage am meisten unter Druck setzt, weiter nach dem Brandherd suchen, damit unter seiner Regie der Funke endlich auf das Eis überspringt? Nach einer Sitzung unmittelbar nach der Niederlage gegen Hamburg stellte sich der ERC-Beirat zunächst noch hinter das Team an der Bande um Ron Kennedy.
So oder so, eins ist sicher! Die beißenden Rauchschwaden sollten möglichst bald verschwinden und das nicht nur in den Gängen der Saturn-Arena. Denn der Anspruch des ERC Ingolstadt muss nach der deutlichen Aufstockung des Etats für die neue Saison und dem Umzug in die neue Heimstätte ein anderer sein. Er darf sich nicht – wie momentan - auf den Kampf gegen die rote Laterne, die zuletzt nur aufgrund des Torverhältnisses den Besitzer wechselte, mit Aufsteiger Freiburg reduzieren. fc