„Qualität“ und Kampfgeist reichen nichtNürnberg – Ingolstadt 3:4 n.V.
Overtime – kein gutes Omen für die Ice Tigers. Nach den bislang zwei Verlängerungen und zwei Penaltyschießen gingen die Nürnberger diese Saison jeweils als Verlierer vom Eis. Und auch diesmal kämpften sie vergebens um die beiden Zähler. „Es ist frustrierend“, seufzte Jeff Tomlinson. Mit „zu vielen Fehlern und Puckverlusten“ standen sich seine Jungs über 62 Minuten selbst im Weg. „Vor allem in Überzahl hätten wir das Spiel entscheiden können. Das haben wir nicht“, bedauerte der Cheftrainer – dabei sei dies die einzige Möglichkeit, ein „ruppiges“ Team wie Ingolstadt zu schlagen.
Überzahl-Frust vs. Strafenflut
An Kühlbox-Besuchen mangelte es dem ERCI von Anfang an nicht. Bereits in der dritten Spielminute gerieten die Gäste das erste Mal in Unterzahl, als Craig Weller wegen Behinderung pausieren musste. Sechsmal besetzten die Schanzer alleine im ersten Drittel die Strafbank. Am Ende standen 46 Minuten auf dem Panther-Konto (inklusive zwei zehnminütiger Disziplinarstrafen) – nicht gerade wenig, wusste auch Thomas Greilinger, der, neben seinem frühen Treffer nach nur 72 Sekunden, die Panther mit dem 2:1 (47.) zum zweiten Mal in Führung brachte: „Normalerweise verliert man so ein Spiel. Aber glücklicherweise war Nürnberg im Powerplay nicht so gut“, erklärte der Stürmer erleichtert. „Selbst die 5:3-Situationen haben nichts gebracht“, ärgerte sich auf der anderen Seite Jeff Tomlinson, der erkannte: "Wir haben die Qualität, Tore zu schießen. Aber wir schießen sie nicht.“
Ein paar Mal trafen die Franken am Sonntag allerdings doch und bewiesen damit Kampfgeist. Immer wieder gerieten die Ice Tigers in Rückstand, konnten aber bis zur 60. Minute jedesmal ausgleichen. Zunächst war es Casey Borer, der im Mittelabschnitt abzog und, ausnahmsweise in Überzahl, das 1:1 erzielte (25.) – ein Treffer, der, gemessen an den Chancen und Torschüssen, schon längst überfällig war. Nachdem sich dann Nürnbergs Ryan Bayda und Ingolstadts Patrick Hager einen kleinen Faustkampf geliefert hatten und dafür vom Eis mussten (Bayda für zwei, Hager für zwölf Minuten), verabschiedeten sich die Teams mit diesem Spielstand in die zweite Drittelpause und in den vorerst letzten Abschnitt.
Mit „Superschuss“ zum Auswärtssieg
Dort hagelte es weiter fleißig Strafen, aber auch die beiden Torhüter Tyler Weiman und Markus Janka hatten einiges zu tun. Die Mannschaften wechselten sich mit ihren Möglichkeiten und Schüssen ab, was sich auch im Ergebnis wiederspiegelte. Kaum hatte sich Thomas Greilinger den Puck von Patrick Hager, der wieder im Spiel war, gekrallt und das 2:1 erzielt, glich Connor James in der 52. Minute auch schon aus. Kurz zuvor donnerte Eric Chouinard noch den Puck an den Pfosten des Gästetors. Das Wechselbad der Gefühle nahm seinen Lauf. Während seine beiden vorherigen Alleingänge misslungen waren, brachte Christoph Gawlik die Schanzer schließlich zum vorletzten Mal in Führung (55.) und hatte kurz darauf sogar noch das 4:2 auf dem Schläger. Es blieb zwar bei der Chance, doch die Panther-Fans jubelten und feierten ihr Team, während die Nürnberger Anhänger auf den dritten Ausgleichstreffer hofften. Es lief bereits die letzte Spielminute und die 4.427 Zuschauer glaubten nicht mehr so wirklich an das 3:3 – ausgenommen der Ice Tigers selbst, die sich noch nicht aufgegeben hatten: Dusan Frosch bediente Eric Chouinard, der einnetzte, und die Gäste belasteten zum letzten Mal ihr Strafenkonto. Somit hieß es: Überzahl für Nürnberg, Verlängerung!
Der erste Overtime-Triumph der Franken war zum Greifen nah, doch es kam anders. Am Ende nahmen die effizienteren Ingolstädter zwei Punkte mit nach Hause – Siegtorschütze: Joe Motzko (63.). „Sein Superschuss hat die Entscheidung gebracht“, lobte ERCI-Coach Rich Chernomaz den US-Amerikaner.
Die Suche nach dem „Puckglück“
„Wir haben total gekämpft. Der Sieg ist somit im Großen und Ganzen verdient“, erklärte Thomas Greilinger. Aber auch Jeff Tomlinson weiß trotz der Niederlage um die positiven Seiten seiner Ice Tigers: „Sie geben einfach nie auf! Ich würde nie behaupten, dass die Jungs ohne Herz spielen“, so der Trainer, „und irgendwann haben wir auch das Puckglück wieder auf unserer Seite“, prophezeit er. Daher müsse die Mannschaft die Partie jetzt schnell verarbeiten, denn schon am Dienstag wartet am Lech mit den Augsburger Panthern der nächste Derby-Gegner. Und Tomlinson weiß: „Dort müssen drei Punkte her!“