Pro Aufstieg wendet sich gegen Kooperationsvertrag
Eishockeyfans halten nichts vom KooperationsvertragDas Fanbündnis "Pro Aufstieg" wendet sich deutlich gegen den geplanten Kooperationsvertrag zwischen DEL, ESBG und DEB.
"Damit wäre die sportliche Verzahnung zwischen DEL und 2.Bundesliga faktisch
abgeschafft, was in unseren Augen gravierende Folgen für das deutsche
Eishockey haben wird. Aus diesem Grund haben unterschiedliche
Fangruppierungen für das kommende Wochenende zu Protestaktionen in
Deutschlands Eishockeystadien aufgerufen. Pro-Aufstieg.de befürwortet
diese Aktionen.
Pro-Aufstieg richtet sich heute mit einem OFFENEN BRIEF an jene
Personen, die diesen auf fünf Jahre bis zum 30.4.2011 datierten
Vertrag stellvertretend unterschreiben sollen:
Gernot Tripcke (DEL)
Herbert Frey (DEL)
Gerd Schroeder (DEL)
Hans-Ulrich Esken (DEB)
Bodo Lauterjung (DEB)
Oliver Seeliger (ESBG)
Norbert Lehmann (ESBG)
Birgit Fend (ESBG)
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OFFENER BRIEF VON PRO-AUFSTIEG AN DIE UNTERZEICHNER DES
KOOPERATIONSVERTRAGES
Verehrte Dame, liebe Herren,
sie sollen mit Ihren Unterschriften den neuen Kooperationsvertrag
zwischen der DEL, dem DEB und der ESBG sowie deren Clubs ratifizieren.
Wir fragen Sie:
Wissen Sie, welche Auswirkungen Ihre Unterschriften auf das deutsche
Eishockey haben werden?
Wir sind der Meinung:
Nein, Sie wissen nicht, was Sie tun!
Von Beginn an hat sich 'Pro Aufstieg' gegen die Pläne zur Abschaffung
der sportlichen Verzahnung sowie für den sportlichen Geist
ausgesprochen. Nun sollen Sie, die Vertreter der DEL, am 19.12. den
Vertrag unterzeichnen und Sie, die DEB- und ESBG-Vertreter, in den
Tagen danach diesen gegenratifizieren.
Damit sind Sie für die Folgen dieses Vertrages, der bis zum 30.4.2011
datiert sein wird, verantwortlich!
Fakt: Die DEL - Die 1. Bundesliga spielt im Rahmen ihres
Spielbetriebes ab der Saison 2006/2007 keinen sportlichen Absteiger
mehr aus.
Sie bewirken damit,
1. dass die sportliche Verzahnung, also der sportliche Auf- und
Abstieg zwischen den beiden höchsten Ligen im deutschen Eishockey,
aufgrund wirtschaftlicher Interessen abgeschafft wird! Damit
vernichten Sie die Seele des Sports.
2. dass für die Fans sportlich abgeschlagener DEL-Teams frühzeitig in
der Saison der Anreiz schwindet, die Spiele ihrer Teams zu
besuchen. Diese Fans wollen kein Tralala-Eishockey sehen, bei dem
es um die Goldene Ananas geht! Dies wird dazu führen, dass die
Zuschauerzahlen dieser Teams signifikant zurückgehen werden. Damit
destabilisieren Sie Ihre eigene Liga!
3. dass die 2.Eishockey-Bundesliga als ehemals sportlicher Unterbau
der DEL signifikant an Attraktivität verliert, da es künftig keine
renommierten DEL-Absteiger mehr in der zweiten Liga geben wird.
Dies wird dazu führen, dass die 2.Eishockey-Bundesliga sukzessive
ausbluten wird. Im Klartext: Durch diesen Kooperationsvertrag wird
die 2.Eishockey-Bundesliga platt gemacht.
4. die Amerikanisierung des deutschen Eishockeys. Sie verkennen damit,
dass das deutsche Sportpublikum andere Ansprüche, Wünsche und
Bedürfnisse hat als das Publikum in den amerikanischen Major
Leagues. Damit zerstören Sie nicht nur eine deutsche
Sporttradition, sondern auch dauerhaft die Chance, dass sich
unterhalb der DEL ein attraktives Ligenwesen entwickeln könnte.
Solch eine Strategie ist nicht visionär, sie ist reaktionär.
Fakt: Um in die DEL aufzusteigen, muss ein sportlich qualifizierter
Club der ESBG laut Kooperationsvertrag ab der Saison 07/08 eine
Lizenzvergütung an die DEL in Höhe von 800.000 € bezahlen.
Sie bewirken damit,
1. dass die Option, das sportliche Aufstiegsrecht als Meister auch
faktisch mit dem Aufstieg zu realisieren, für nahezu alle
ESBG-Klubs in der 2.Bundesliga zunächst illusorisch und irreal
würde. Von ein oder zwei Ausnahmen abgesehen kann kein
Zweitligaklub diese Summe aus dem Cash Flow, dem Eigenkapital oder
fremdfinanziert (Kredit) aufbringen. Dies führt in der Praxis dazu,
dass der sportliche Wert der Zweitligameisterschaft zur Marginalie
wird. Dies wird zu drastisch sinkenden Zuschauer- und
Sponsorenerlösen in der 2.Liga führen.
2. dass Zweitligateams, die diese finanzielle Belastung als
sportlicher Aufsteiger trotzdem stemmen wollen, nach einem
DEL-Aufstieg zunächst nicht konkurrenzfähig sein werden. Wir von
Pro-Aufstieg wissen, dass auch andere Finanzierungsmodelle in
Betracht kommen - zum Beispiel jenes, zukünftige Erlöse aus
Fernsehgeldern in den ersten Jahren an die Liga abzutreten. Diese
TV-Gelder können also nicht in die Mannschaft investiert werden.
Dies bewirkt erstens, dass das sportliche Niveau in der DEL sinkt.
Dies bewirkt zweitens, dass die DEL drastisch an Ausgeglichenheit
und Spannung verliert. Schlimmstenfalls bewirkt dies schließlich,
dass ein Neuling aus der zweiten Liga zum Kanonenfutter wird. Dies
widerspricht übrigens fundamental dem Ziel einer leistungsstarken
DEL, wie es im Kooperationsvertrag formuliert wird. Das Gefälle
zwischen starken und schwachen Teams in der DEL wird signifikant
zunehmen.
3. dass ein anzustrebendes Solidaritätsprinzip im Eishockey nichtig
wird. In der Fußball-Bundesliga manifestiert sich dieses
Solidaritätsprinzip in einem Finanzausgleich, der bei der
Verteilung der TV-Erlöse angewandt wird. Im deutschen Eishockey
würde damit genau das Gegenteil praktiziert! Wir von Pro-Aufstieg
weisen darauf hin: Solch ein Solidaritätsprinzip ist kein
romantisches Sozialgelaber, sondern sportökonomisch sinnvoll. Denn:
Ausgeglichene Liga heißt Spannung heißt volle Stadien. Eine
Lizenzvergütung von 800.000 € bewirkt dagegen spannungsarme Spiele,
leere Hallen, Langeweile.
By the way: Wer bekommt eigentlich das Geld und für was?
Wenn Sie, verehrte Funktionsträger des deutschen Eishockeys, diesen
Vertrag in den kommenden Tagen unterschreiben, werden Sie das deutsche
Eishockey in die 90er Jahre zurück katapultieren. Sie werden einen
Fehler begehen, der die Fans aus den Stadien treiben wird. Sie werden
dem Eishockey in Deutschland einen immensen Schaden zufügen!
Noch bleibt Ihnen Zeit, diesen Fehler zu vermeiden!
Pro Aufstieg - Für eine offene Eishockeykultur"