Preussag-Arena in der Kritik

Die Preussag Arena in Hannover hat einmal mehr eindrucksvoll unter Beweis gestellt,
dass der schlechte Ruf, der ihr leider schon seit der Fertigstellung
vorauseilt, nicht von ungefähr kommt, sondern dass man ihn sich mit
einer Vielzahl von Pleiten, Pech und Pannen redlich verdient hat.
Der neue Faux-Pas der Preussag Arena bestand darin, dass man beim
Heimspiel der Hannover Scorpions gegen die Nürnberg Ice Tigers nicht in der Lage
war, pünktlich zum angesetzten Spielbeginn um 14:30 Uhr sauberes,
gefahrlos bespielbares Eis in der Multifunktionshalle zur Verfügung zu
stellen.
Da das Eis mit Sand verdreckt war und auch mehrmaliges Aufbereiten keine
nennenswerte Besserung brachte, sah man sich, nachdem die 4037 Zuschauer
schon über eine Stunde Verzögerung ertragen mussten, gezwungen, das Spiel
abzusagen. Dies geschah nach Absprache der beiden Trainer Gunnar Leidborg und Greg
Poss mit dem Schiedsrichter. Alle Beteiligten waren sich einig, dass es
zu gefährlich für die Spieler wäre, auf dieser Eisfläche anzutreten, wie
sie in der Notfall-Pressekonferenz, die in aller Eile schnell und
kompetent von Susanne Klingebiel, der Pressesprecherin der Scorpions,
organisiert wurde, erklärten.
Greg Poss: "Wir haben gemeinsam entschieden, dass es zu gefährlich wäre,
das Spiel zu beginnen. Die Gesundheit der Spieler hat nun mal absolute
Priorität. Natürlich bedauern wir das sehr. Wir sind gestern schon hier
angereist und haben einen großen Aufwand betrieben, weil wir unbedingt
heute hier spielen wollten. Ob das Spiel neu angesetzt wird oder der
Club Protest einlegt und die drei Punkte am grünen Tisch holt, ist nicht
meine Entscheidung." Gunnar Leidborg fand es vor allem "sehr schade für die Fans. Aber die
Gesundheit der Spieler geht nun mal vor!"
Zur Frage der Neuansetzung oder des Protests äußerte sich der ebenfalls
anwesende Manager der Ice Tigers, Otto Sykora: "Wir haben eine Stunde und fünfzehn Minuten gewartet, ohne dass das Eis
sich gebessert hätte, obwohl wir nur 45 Minuten hätten warten müssen,
bevor wir das Recht gehabt hätten, Protest einzulegen und die drei Punkte am grünen Tisch zu holen. Aber wie Herr Poss schon richtig sagte,
wir wollten unbedingt spielen. Doch nun werden wir wahrscheinlich Protest einlegen. Eine sehr ärgerliche Situation, zumal unsere
Reisekosten inklusive Übernachtung auch rund 5.000 Euro betragen, die nun quasi zum Fenster herausgeworfen wurden."
Arena-Geschäftsführer Rafael Voigt und Scorpions-Präsident Jochen
Haselbacher gaben auch Stellungnahmen zu der Situation ab, die eine
weitere Demonstration dafür darstellten, warum eine faire,
gleichberechtigte und konstruktive Zusammenarbeit zwischen den beiden
Parteien nicht möglich ist. So versuchte Voigt den Scorpions den schwarzen Peter zuzuschieben. "Es
tut uns natürlich leid, dass das Spiel ausfallen mußte. Das ist in der
Tat sehr betrüblich. Freitag war ein Handballspiel in der Arena, für
dass das Eis abgedeckt werden musste, und auch ein paar Lagen Sand
zwischen Abdeckung und Schwingboden mussten. Etwas von diesem Sand ist
durch die Abdeckung geraten und hat das Eis verunreinigt. Unser fest
angestellter Eismeister ist momentan leider außer Landes und da haben
wir einen Eismeister der Scorpions engagiert. Der war aber
offensichtlich nicht mit dem Verfahren vertraut, dass hier in der Arena
zur Aufbereitung des Eises angewandt wird. Die Eintrittskarten können an
den Stellen, an denen die Zuschauer sie erworben haben, zurückgegeben
werden, dann bekommen sie selbstverständlich auch das Geld zurück. Die
Karten würden aber auch für eine eventuelle Nachholpartie ihre
Gültigkeit behalten. Wir hoffen sehr, dass das Spiel nachgeholt wird."
Scorpions-Präsident Jochen Haselbacher musste sich angesichts dieser
Äußerungen sichtlich zurückhalten, machte in seinem Statement aber
dennoch unmissverständlich deutlich, wie die Lage tatsächlich aussah:
"Ich bedaure den Spielausfall natürlich auch. Die Arena hat uns eine
spielfertige Halle versprochen und konnte dieses Versprechen nicht in
die Tat umsetzen. An dieser Stelle indirekt den Eindruck zu erwecken,
dass wir an der Situation schuld seien, halte ich für ein starkes Stück!
Wir haben unseren Eismeister nicht zum ersten Mal an die Arena
ausgeliehen. Er macht das seit acht Jahren, kennt sich gut mit der Materie
aus und hier werden auch die gleichen Eismaschinen benutzt wie in
Mellendorf. Er ist heute um 12 Uhr hier gewesen und unter normalen
Umständen hätte das für die Eisaufbereitung problemlos gereicht! Wenn
ihm im Vorfeld allerdings nicht mitgeteilt wird, dass das Eis durch das
Handballspiel in einem übermäßig verschmutzten Zustand ist, kann er wohl
kaum die Verantwortung dafür tragen."
Nachdem die Pressekonferenz mit diesen Misstönen endete, gab Haselbacher
danach einigen Journalisten auf Nachfrage noch ein paar weitere Details
preis, aus denen die Fehlorganisation seitens der Arena deutlich
abzulesen ist. "Es gab keine Zeitvorgabe von der Arena, wann sie unseren Eismeister
haben wollten, dazu kamen noch die Probleme mit den Eismaschinen. Die
zweite sprang gar nicht erst an und bei der ersten war kein Sprit mehr
drin, so dass man erst zur Tankstelle musste, um den Tank zu füllen und
das Gerät betriebsbereit zu machen." Als unbeteiligter Beobachter muss an sich gar nicht erst die Frage
stellen, auf welcher Seite die Schuldigen an dieser Situation zu suchen
sind. Ein Blick auf die blanken Fakten ist da völlig ausreichend. Auf
der einen Seite die Familie Haselbacher, die den ESC Wedemark und die
Scorpions von der Regionalliga bis in DEL geführt hat und auch dort acht
Jahre solide und ohne Negativ-Schlagzeilen gearbeitet hat. Die
Negativ-Schlagzeilen gab es erst, seit die Scorpions mit der Preussag
Arena in Verbindung standen. Sei es das schlechte Abschneiden in den
zwei Arena-Jahren oder das unsägliche Hickhack um die
Vertragsverlängerung, bei dem die unrealistischen Forderungen der Arena
darin resultierten, dass die Scorpions ins Icehouse zurückkehren mussten.
Die aktuelle Spielabsage ist da nur ein weiteres Kapitel in der
Geschichte. Zumal es auch nicht das erste Mal ist, dass die Arena
Probleme mit dem Eis hat. Gleich das erste Arena-Spiel dieser Saison
gegen die Frankfurt Lions zeichnete sich auch durch längere
Spielunterbrechungen aus, weil das Eis am Mittelkreis mehrfach
nachgebessert werden musste.
Im Gegensatz zum Unternehmen Hannover Scorpions sind bei der Preussag
Arena Negativschlagzeilen eher die Regel, als die Ausnahme. Sei es die
geringe Auslastung, die sich in letzter Zeit zwar gebessert hat, aber
nach wie vor weit davon entfernt ist, Gewinn abzuwerfen, die zu hohen
Mietpreise, die schon so manche Stars wie z. B. Depeche Mode, davon
abgehalten haben, dort ihre Konzerte zu buchen, oder auch nicht zuletzt
der Deutschland-Cup, der sich letztes Jahr als wirtschaftlicher Flop
erwiesen hat. Dazu kommt noch unzureichende Werbung und weitere Details,
die dafür verantwortlich sind, dass die Preussag Arena nicht die
positive Resonanz erfährt wie beispielsweise die Color Line Arena in
Hamburg.
Vielsagend ist in dem Zusammenhang der Kooperation der beiden Parteien
auch die abschließende Äußerung Jochen Haselbachers: "Ich bin heilfroh,
wenn das Ding (gemeint sind die Streitereien mit der Arena) zumindest
mit mir demnächst zuende geht!" Man hofft zwar das beste für die kommende Saison, sollte es die
Scorpions dann überhaupt noch geben, denn der Klassenerhalt ist noch
lange nicht gesichert, erst recht nicht, wenn man Punkte am grünen Tisch
verschenkt; desweiteren machte auch schon das Gerücht einer
Namensänderung in Hannover die Runde. Es wäre aber keineswegs
verwunderlich, wenn die gestrige Spielabsage aufgrund Fehlorgansiation
schon ein kleiner Vorgeschmack auf das war, was die Zuschauer in den
kommenden Jahren erwartet. Es gibt momentan zwar leider nicht den kleinsten Hinweis darauf, aber
vielleicht entwickelt sich doch alles positiv. Zu wünschen wäre es jedenfalls sowohl der Preussag Arena, den Eishockeyfans in und um
Hannover und der Region Hannover im Allgemeinen. Time will tell. (S. Palaser)