Positives aus Mannheim

Lange Zeit hatte man den Eindruck, bei den Mannheimer Adlern ginge es
bergab, die sportliche Führung entließ zwei Spieler, der Trainer stand
zumindest bei den Fans zur Disposition, vielen verging die Freude am
Eishockey, weil man zumindest Teilen des Teams vorwarf, zwar gut zu
verdienen, dafür aber nicht die richtige Leistung zu bringen. Deshalb
tat es jetzt ungemein gut, die Stimmung beim Benefiztag mitzuerleben.
Natürlich steht ein solches Spiel auf einem ganz anderen Blatt, aber es
zeigt, dass es bei den Adlern Engagement gibt, dass Leute wie
Marketing-Manager Dag Heydecker Berge versetzen können. Er hat gemeinsam
mit Ex-Adler-Goalie Mike Rosati ganz Erstaunliches geschafft: Aus nah
und fern reisten Leute auf eigene Kosten an, um einer guten Sache zu
dienen und ein altes Wir-Gefühl aufleben zu lassen. Die Erinnerung an
glorreiche Mannheimer Zeiten, die noch gar nicht so lange zurückliegen,
lebte auf. Nun soll man nichts verklären, auch damals haben sich schon
Fans beschwert, die jeweiligen Mannschaften spielen halbe Kraft bis zu
den Play Offs, auch damals motzte so mancher über Sparflammen, der
Unterschied aber war, dass die Jungs im richtigen Moment zur Stelle
waren und dann loslegten wie einst die jungen Wilden. Dass sie gerne das
Adler-Trikot trugen und sich mit dem Verein, den Fans und der Stadt
indentifizierten. Unbezahlbar im Profitum. Es wäre nun jedoch höchst
ungerecht, alle heutigen Spieler über einen Kamm zu scheren, die Jungen
und Neuen haben die Erfahrung noch nicht machen können und einige von
den Älteren, gedacht ist hier unter anderem an Steven Junker, Frankie
Groleau, Devin Edgerton oder auch Todd Hlushko, gehören sicherlich zur
Sorte derjenigen Vorbilder, die jetzt im Allstar-Team antraten. Deshalb
muss sehr genau geprüft werden, woran es eigentlich liegt, dass die
früheren Jahrgänge selbst nach einer kurzen Nacht und ohne jedes
Training heute noch zauberhafte Kombinationen hinkriegen, die manchen
anderen nach intensiver Arbeit nicht gelingen. Alle über einen Kamm zu
scheren, wäre unfair, alleine am Team kann es nicht liegen, auch nicht
nur am Trainer, der übrigens, und das sollte man ihm anrechnen, extra
früher aus Übersee zurückkam, um am großen Tag dabei zu sein. Die Pfiffe
zu dieser Gelegenheit waren also nicht gerecht. Die sportliche Leitung
wird sehr genau überlegen müssen, welche Schritte sie in der nächsten
Zukunft unternimmt, um nicht selber auf den Prüfstand zu geraten. Doch
zurück zu diesem einzigartigen Benefiztag: Gedankt sei allen, die für
die Kinder antraten, die vielen Promis, die Spieler, all jene, die Dinge
zur Tombola beisteuerten oder Trikots schickten, Eishockeyclubs wie
Fußballvereine. Die Adler haben hier ein positives Zeichen gesetzt, dass
Schule machen könnte und sollte in deutschen Landen. Wie schön, dass aus
der Quadratestadt nicht nur Unmut nach außen dringt, sondern auch solch
frohe Botschaft. (Angelika von Bülow)