Playoff-Check: Hannover Scorpions
Scorpions erlegen tapfer kämpfende WölfeVon Jens Wilke
Die bisherige Saison
Wenn man in der Vorsaison das Halbfinale erreicht – im
Sommer Hans Zach als neuen Trainer holt - bedeutet das normalerweise in Sachen
Zielsetzung das man sich unterm Strich zur neuen Saison verbessern möchte. Doch
die Verantwortlichen bei den Scorpions verstanden es prächtig in der Saison
06/07, jegliche übertriebene Erwartungshaltung in der Öffentlichkeit zu
unterbinden. Nach den sommerlichen Abgängen von Green, Murray, Tapper und Co.
in Richtung Nordamerika, war jedem Experten rund um die Expo-Plaza klar, dass
es sehr schwer werden würden diesen qualitativen Verlust aufzufangen.
Entsprechend verlief auch die Vorrunde. Mit der Zach´schen Defensivtaktik
ausgestattet, gelang den Scorpionen auf fremdem Eis so mancher Coup, doch zu
Hause war man nahe dran jeglichen Kredit bei den eigenen Fans zu verspielen.
Bei 13 Heimniederlagen und nicht unbedingt attraktivem Spiel, strapazierten die
Mannen von Hans Zach nicht selten die Nerven ihrer leidensfähigen Anhänger.
Gerade im Herbst, als Sascha Goc verletzungsbedingt ausfiel, zeigte die Kurve
bei den Niedersachsen nach unten. Doch nach der Länderspielpause im Februar
starteten die Scorpions durch. Aus den
letzten vier Heimspielen ging man dreimal als verdienter Sieger vom Eis, um im
Finish Berlin, Krefeld, Frankfurt und Hamburg im Kampf um den sechsten Platz
hinter sich zu lassen. Gerade die Art und Weise wie die Mannschaft es schaffte
die TUI-Arena in ein Tollhaus zu verwandeln und einen Brückenschlag zu den Fans
zu schaffen, überraschte.
Stärken und Schwächen
Wenn man bei den Scorpions von den Stärken spricht, fällt
einem sofort Sascha Goc ein. Mit dem Defender steht und fällt das Spiel der
Hannoveraner. Er ist das Herz und der Motor der Mannschaft, 20 Tore in 38
Spielen sind für einen Verteidiger ein Topwert. Das viele dieser Treffer gar
Game-Winner waren, macht ihn umso wertvoller. So konnte unter der Saison so
mancher Aussetzer der „alten Herren“ in der Defensive ausgeglichen werden.
Dennoch waren die Herren Schlegel, Lambert, Robitaille am Ende, dank ihrer
Erfahrung, die Garanten für den erfolgreichen Schlussspurt. In der Offensive
ist die Ausgeglichenheit Trumpf. Nach den bereits erwähnten Abgängen, wurde auf
Kompaktheit gesetzt. Und dies gelang. Das mit Thomas Dolak ein Deutscher
Topscorer ist, überrascht bei einer Zach-Mannschaft nicht. Bemerkenswert ist
auch Dolak´s Plus/Minus Statistik. Neuzugang Eric Schneider schaffte schier
mühelos den Sprung von zweiter Liga in die DEL, und ist einer der wichtigsten Akteure.
Mit Niki Mondt stellen die Scorpions einen der defensivstärksten Spieler der
DEL. Er ist aus der Mannschaft nicht mehr wegzudenken. Die Rückkehr von Brad
Tapper wirkte sich gut auf die Mannschaft aus, die auf dem ersten Blick nicht
mehr so von „Play-Off-Typen“ wimmelt, wie noch im Vorjahr. Interessant wird
sein ob Keeper Alex Jung die Vorschusslorbeeren bestätigen kann, und die
Reifeprüfung Play-Off besteht. Trauten ihm nur wenige zu Beginn der Saison die
Nr. 1 zu, so schaffte Jung gar den Sprung in die Nationalmannschaft. Ob es für
die Endrunde reicht wird man sehen.
So ist das Team drauf
Den letzten Eindrücken zufolge sind sie bereit für die
Franken. Auswärts immer für eine Überraschung gut, so scheinen die Scorpions
jetzt auch ihren Heimkomplex abgelegt zu haben. Mit einer schwer zu knackenden
Kompaktheit setzen sie zu dem besagten Schlussspurt an. Ob die Scorpions die
Pre-Play-Off-Pause gut verkraftet haben, werden wir sehen. Gleiches gilt da
natürlich auch für die Nürnberger.
Die Bilanz gegen die Sinupret Ice Tigers
4:3 (H), 3:5 (H), 1:3 (A), 7:5 (A) lauteten die Resultate in
dieser Spielzeit gegen die Ice Tigers.
Ähnlich ausgeglichen wie die Vorrundenbilanz wird wohl auch dieses
Viertelfinale verlaufen. Obwohl die Nürnberger unter einem gewissen Viertelfinalfluch
leiden, hat Hans Zach die Franken zu seinem Meisterschaftsfavoriten erkoren.
Überraschend ist diese Tatsache nicht.
Tipp
Die Ice Tigers dürfen sich nach Sechs hart umkämpften
Spielen auf das erste Halbfinale nach 1999 freuen. Den Scorpions fehlen heuer
die Typen, die eine so enge Kiste zu ihren Gunsten entscheiden können.