Playoff-Check: Hamburg Freezers
Freezers absolvieren Saisonvorbereitung in HamburgVon Daniel Pietzker
Am Freitag beginnt mit den Pre-Playoffs
die heißeste Zeit der Eishockeysaison. Passend dazu startet dieses Jahr eine
neue Hockeyweb-Serie: der DEL-Playoffcheck. Sowohl die vier Teams, die sich
noch über den Umweg Pre-Playoffs in die Endrunde spielen können, als auch die
sechs bereits für die Playoffs qualifizierten Mannschaften werden detailiert
vorgestellt. Den bisherigen Saisonverlauf, Stärken und Schwächen, sowie die
aktuelle Verfassung nimmt Hockeyweb genauestens unter die Lupe.
Den Anfang der neuen Hockeywebserie machen
die Hamburg Freezers. Mit Platz sieben und einem Punkt Rückstand haben die
Hanseaten die direkte Qualifikation für die Endrunde denkbar knapp verpasst. Im
Duell mit dem Neunt platzierten aus Krefeld geht es in einer
Best-of-three-Serie für die Freezers nun um den Einzug in die Runde der letzten
Acht.
Saisonverlauf:
Die
reguläre Saison der Hamburg Freezers glich einer Achterbahnfahrt. Zu Beginn
stand ein starker Auftakt. Zwar war nicht alles Gold was glänzte, aber das Team
von Ex-Coach Mike Schmidt schien zu zeigen, dass es diese Saison deutlich höhere
Ambitionen hat als noch in den vergangenen Jahren, als das Aus regelmäßig bereits
im Viertelfinale kam. 18 Punkte in den ersten neun Spielen, darunter unter
anderem Siege gegen die Adler Mannheim oder Kölner Haie, lautete die
zufriedenstellende Bilanz zu Saisonbeginn. Spätestens mit der blamable
2:3-Heimniederlage gegen die Duisburger Füchse begann dann jedoch die
unerwartete Freezers-Talfahrt. Sieben Niederlagen in acht Spielen brachten den
Stuhl von Mike Schmidt kräftig ins Wanken. Nur eine 7:4-Sieg bei seinem Ex-Club
in Nürnberg ließen Mike Schmidt auch noch während der folgenden
Deutschland-Cup-Pause Freezers-Trainer bleiben. Die Galgenfrist nach der Pause
dauerte ganze vier Spiele. Zwei Siege in vier Partien waren den
Freezers-Verantwortlichen nicht genug, zudem hatte sich an der Spielweise der
Hanseaten wenig geändert. Kein System, wenig Spielfreude, schlechte Unterzahl -
es gab viele Gründe für eine Beurlaubung von Mike Schmidt. Diese folgte schließlich
nach einer emotionslosen 1:0-Niederlage im Sauerland bei den Roosters.
Für noch mehr Aufregung als die
Entlassung Schmidts sorgte die Vorstellung seines Nachfolgers: Bill Stewart.
Der Mannheimer Meistertrainer kam mit vielen Eskapaden im Gepäck in die
Hansestadt. Neben zahlreichen Geschichten aus seiner DEL-Vergangenheit wurde
ihm aus Österreich auch noch Vertragsbruch vorgeworfen, da er die Linzer ohne
deren Wissen in Richtung Hamburg verlassen haben soll. Eins stand jedoch auch
fest: Bill Stewart ist ein exzellenter Trainer, der weiß, wie man Meister wird.
Sein erstes Spiel coachte der gerne als „Kill-Bill“ titulierte Stewart ausgerechnet
gegen sein Ex-Team aus Mannheim. Mit einem 4:3-Sieg nach Verlängerung gegen den
Tabellenführer gelang dem Kanadier ein Einstieg nach Maß. In den Folgespielen
zeigten sich immer deutlicher die Veränderungen Stewarts am Spiel der Freezers.
Sechs Siege in den ersten zehn Spielen als Freezers-Coach waren schon eine zufriedenstellende
Bilanz, aber mit dem 2:1-Sieg gegen die Ice Tigers aus Nürnberg avancierten die
Hamburger zum Team der Stunde in der DEL. Das Team eilte von Sieg zu Sieg, eine
Serie von sieben Siegen folgte – Vereinsrekord! Die Freezers nutzten endlich ihr
volles Potential aus, mit Ahren Nittel bekamen sie zudem noch eine hilfreiche
Verstärkung mit Spielwitz und Torriecher. Nach einem unnötigen Ausrutscher zu
Hause gegen Augsburg folgte zwei grandiose Siege gegen die Top-Teams aus
Ingolstadt und Düsseldorf. Vor allem der 7:2-Sieg im ISS Dome konnte
beeindruckender kaum sein. Mit einem Sieg gegen den Meister ging es in die
letzte Verschnaufpause der Saison.
Die fast zweiwöchige Länderspiel-Auszeit
tat den Freezers jedoch alles andere als gut: mit Niederlagen in Duisburg und
Iserlohn starteten die Kühlschränke denkbar schlecht in das Saisonfinale und
fielen wieder vom hart erkämpften sechsten Platz in die Pre-Playoff-Ränge ab.
Siege gegen Hannover und Düsseldorf folgten eine Niederlage in Mannheim und ein
erneuter Sieg im Nordderby bei den Scorpions. Den Sieg im letzten Saisonspiel
bei den Sinupret Ice Tigers verpassten die Freezers schlussendlich mit 2:3
knapp und müssen damit den bitteren Umweg Pre-Playoffs gehen.
Stärken
und Schwächen: Das Prunkstück der Freezers ist ohne wenn und aber der
Sturm. Mit einer unglaublichen Dichte hat der Hamburger Angriff ein ähnliches
Potential wie das Top-Team aus Mannheim. Sorgenkind ist jedoch Christoph Brandnern, der
in der zweiten Saisonhälfte immer wieder an kleineren Verletzungen laborierte
und kaum noch das Tor traf. So hang auch Top-Mann Brad Smyth immer öfter in der
Luft, da er oft neue Partner bekam und seine überragenden Scorerqualitäten zum
Saisonende immer seltener Ausspielen konnte. Wenn das Duo Brandner / Smyth
wieder zueinander findet ist auch das Powerplay eine absolute Stärke im
Freezers-Spiel, auch wenn im Roster kein Top-Blueliner vertreten ist. Das ist
auch zugleich eine große Schwächen der Freezers, denn nicht nur in Überzahl
wäre ein offensivstarker Verteidiger Gold wert, auch bei fünf gegen fünf fehlt
den Hamburgern ein Spieler, der aus der zweiten Reihe das Tor treffen oder auch
das Spiel von hinten heraus klug aufbauen kann. Ein solcher Mann würde das oft
durchsichtige Hamburger Spiel um eine überraschende Komponente erweitern. Inwieweit
die Neuverpflichtung von Kevin Mitchell da Abhilfe schafft, bleibt abzuwarten.
Im Tor steht mit dem alternden Boris Rousson zwar kein absoluter Top-Mann
zwischen den Pfosten, trotzdem bot Rousson in der zweiten Saisonhälfte
durchgehend solide Leistungen und unterstrich damit, dass er kein ausgemachter
Schwachpunkt im Freezers-Spiel ist. Mit den meisten Overtime-Siegen (6) in der
regulären Spielzeit haben die Hamburger gezeigt, wie nervenstark sie sind. Eine
nicht unwesentlicher Faktoren in den intensiven Playoff-Spielen.
Aktuelle
Verfassung: Im Tor hat sich Boris Rousson über die Saison
stabilisiert, die Abwehr zeigt defensiv gute Leistungen, offenbart aber
weiterhin ihre Schwächen im offensiven Spiel. Cory Cross steigerte sich
kontinuierlich über die Saison und machte mit einer defensiven Top-Leistung
zuletzt in Hannover deutlich, dass er ein wichtiger Faktor in den
(Pre-)Playoffs werden könnte. Alan Letang bot über die Saison weg
kontinuierlich gute Leistungen, Boileaus Formkurve stieg zuletzt leicht an. Das
deutsche Abwehrduo Smazal und Walter spielte zum Saisonende hin solider und
minimierte die Fehleranzahl. Paul Manning muss nach überstandener Verletzung in
den Pre-Playoffs gegen Krefeld erst wieder Fuß fassen, ein Urteil über Kevin
Mitchell ist bisher noch nicht zu fällen.
Der so stark besetzte Sturm schwächelt
seit der zweiten Länderspielpause etwas, Christoph Brandner ist sehr schlecht
drauf, Brad Smyth ebenso nicht mehr in der Form von Saisonbeginn. Die wiedervereinte
French-Connection mit Fortier, Beaucage und Gratton ist momentan die stärkste
Reihe im Freezers-Angriff. Ahren Nittel überzeugte seit seiner Verpflichtung
mit starken Auftritten und erweitert das Freezers-Spiel mit seinem Spielwitz um
eine weitere Facette. Kapitän Alexander Barta hat nach super Saisonstart
nachgelassen und ist nicht mehr so durchsetzungsstark. Wieder besser in Fahrt
kommen Jacek Plachta und Vitalij Aab, die nach der Länderspielpause durchgehend
ansprechende Leistungen in der dritten Reihe boten.
Fazit: Die Freezers
sind momentan eine große Unbekannte. Können die Hamburger ihre Top-Form
wiederfinden ist sogar die Meisterschaft nicht unmöglich. Danach sah es zuletzt
jedoch nicht aus, zu inkonstant waren die Leistungen nach der Pause. In die Pre-Playoffs
gegen Krefeld gehen die Hamburger jedoch als Favorit ins Rennen, der deutlich
stärkere Kader und die zuletzt schwachen Leistungen der Pinguine lassen im
Vorfeld Vorteile für die Freezers ausmachen. Trotzdem sollte das Team von Bill
Stewart die Krefelder nicht unterschätzen, schließlich gingen die Hamburger in
den vier Vorrundepartien stets als Verlierer vom Eis.
Tipp: Sieg gegen Krefeld in zwei Spielen. In der Playoffs
gegen starke Düsseldorfer eine harte Serie über sieben Spiele, die am Ende die
Rheinländer glücklich für sich entscheiden können. Überraschung jedoch nicht
gänzlich ausgeschlossen.