Pinguine schlagen Spitzenreiter Mannheim eine Zehntelsekunde vor EndeHerzschlagfinale in Krefeld

Der Tabellenzehnte empfing den Spitzenreiter, gegen den man zwar noch kein Tor geschossen hatte, aber im ersten Heimspiel bis zwei Minuten vor Schluss ein 0:0 gehalten hatte, also am Punktgewinn knapp vorbei geschrammt war. Ob die Pinguine am Mittwoch ihre Niederlagenserie beendet oder nur unterbrochen hatten, musste sich an diesem Wochenende zeigen. Die Adler hatten zwar vor zwei Tagen ihre Siegesserie ausgerechnet im Spiel gegen den Tabellenletzten Schwenningen unterbrochen, doch haben die Begegnungen zwischen Mannheim und Schwenningen bekanntlich Derbycharakter und müssen für andere Spiele keine Aussagekraft haben. Das Adler-Tor hütete Nationaltorhüter Dennis Endras, der seit Wochen in bestechender Form ist. Pinguine-Coach Brandon Reid bot wieder Dimitri Pätzold auf, und konnte im Sturm auch auf Daniel Pietta vertrauen, dessen Einsatz fraglich gewesen war.
Das durch den Sieg gegen Augsburg wiedergefundene Selbstvertrauen der Pinguine spiegelte sich darin, dass die Adler erst nach 2:30 Minuten erstmals ins Pinguine-Drittel kamen. Der Angriffsdrang der Krefelder zeitigte nach vier Minuten das erste Tor der Pinguine gegen den Titelanwärter durch Travis Ewanyk. Jetzt waren die Adler wach und glichen nur vier Minuten später durch einen Schuss von Brendan Mikkelson von der blauen Linie aus, bei dem Pätzold die Sicht versperrt war. Der Treffer erinnerte stark an das 0:1 vom 21. Oktober. Die Adler kopierten ihr Erfolgsrezept drei Minuten später durch Benjamin Smith, dessen Schuss abgefälscht wurde, so dass Pätzold chancenlos war. Ab der 14. Minute schickten die Schiedsrichter drei Pinguine in die Kühlbox, so dass für 61 Sekunden sogar nur drei Pinguine gegen fünf Adler kämpften, aber sie taten das mit Einsatz und Verstand und retteten das 1:2 in die Pause.
Auch den Rest der Strafzeiten im Mitteldrittel überstanden die Pinguine, die ihrerseits in Minute 24 in Überzahl kamen und ein sehr ansehnliches Powerplay aufzogen, dem allerdings der Torerfolg versagt blieb. Doch die Seidenstädter griffen weiter an und belohnten ihren Einsatz in Minute 28 mit dem Ausgleich durch Alex Trivellato, der sozusagen als zweite Sturmreihe Daniel Pietta und Jacob Berglund nachsetzte und den von Endras abgeprallten Puck in die Maschen hämmerte. Natürlich verstärkten die Mannheimer nun wieder ihre Angriffe und Dimitri Pätzold könnte in der 32. Minute seine Künste bei einem Überzahlangriff der Adler beweisen. Kurz danach gab es eine weitere Strafzeit gegen Mannheim: die Pinguine ließen geduldig und wohlüberlegt die Scheibe laufen, bis Chad Costello frei stand und einen Abpraller von Endras Schoner zum Krefelder 3:2 verwandelte. Der von beiden Seiten engagiert geführte Kampf ging weiter, und wieder schickten die Schiedsrichter Martin Lefevbre zweimal direkt hintereinander unter heftigen Zuschauerprotesten auf die Strafbank. Bei der zweiten Strafzeit wurde Jonas Lehtivuori nicht angegriffen und erzielte mitten aus dem Slot den dritten Treffer der Adler, die selbst in Minute 40 wiederum in Unterzahl gerieten und 69 Sekunden der Strafzeit mit ins Schlussdrittel nahmen.
Die Pinguine setzten ihre Offensivanstrengungen fort, konnten die nummerische Überlegenheit aber nicht nutzen. Bis zum Powerbreak in Minute 50 ging das Spiel hin und her, ohne hochkarätige Chancen für beide Gegner. Dann schickten die Schiedsrichter David Wolf wegen Behinderung auf die Strafbank. Beide Seiten hatten je eine sehr gute Chance, aber es blieb beim Unentschieden. In Minute 52 müsste Ewanyk auf die Strafbank und konnte sich bei seiner Rückkehr direkt in einen Gegenangriff einschalten und Jacob Berglund eine herrliche Vorlage zum 4:3 für die Pinguine servieren, nachdem nur Sekunden vorher Pätzold mit einem tollen Save das Unentschieden bewahrt hatte. Nun war Mannheim wieder am Drücker und schaffte in Minute 57 zum dritten Mal den Ausgleich durch Chad Kolarik. Als alle sich schon auf die Verlängerung eingestellt hatten, brachte der Kapitän der Pinguine Philipp Bruggisser in der letzten Sekunde die Scheibe vors Tor, wo sie im Gewühl von der Kufe eines Adlers abprallte und weniger als eine Zehntelsekunde vor Schluss Endras durch die Hosenträger rutschte. Als die Schiedsrichter nach Videobeweis das Tor gaben, kannte der Jubel im Stadion keine Grenzen mehr.
„Ersatz-Stürmer“ und Torschütze Alex Trivellato sagte zu seinem Treffer: „ Da war wohl auch ein wenig Glück dabei, dass ich den Puck diesmal gut getroffen habe. Ich habe die ganze Zeit geglaubt, dass wir das Spiel gewinnen können – ob mit oder ohne Verlängerung. Die überstandene doppelte Unterzahl hat uns sicher noch einen zusätzlichen Schub gegeben, aber wir haben im letzten Spiel eine Super-Leistung gebracht und waren sehr sicher, dass wir das heute zu Hause gewinnen können.“ Travis Ewanyk, dessen kleine Strafe wegen Behinderung in Minute 52 das Spiel hätte anders laufen lassen können, empfand die Strafe als ungerechtfertigt: „Wir haben beide um die Scheibe gekämpft…Es ist nie schön, auf der Strafbank zu sitzen, und es war ein besonders gutes Gefühl, aufs Eis zurückzukommen und diesen Pass zu spielen. Auch nach dem 4:4 für Mannheim hatte ich keine Zweifel, dass wir gewinnen würden.“ Dimitri Pätzold wollte sich nicht als Garanten des Sieges sehen: „ Wir haben auch in den vorigen Partien nicht schlecht gespielt, es hat einfach das Glück gefehlt. Ich hatte heute ein paar gute Saves zum richtigen Zeitpunkt.“ Gäste-Coach Pavel Groß war sichtlich angefressen wegen der Niederlage und auch der Schlussszene. Pinguine-Coach Brandon Reid urteilte: „In den letzten Spielen haben wir um unser Leben gekämpft. Dieses Spiel war unheimlich gut für unser Selbstvertrauen. Ich hoffe, dass die Spieler nun wirklich an sich glauben.“
Tore: 1:0 (5.) Ewanyk (Lefebvre, Kabanov), 1:1 (9.) Mikkelson (Larkin, Wolf), 1:2 (11.) Smith (Lehtivuori, Seider), 2:2 (28.) Trivellato (Bruggisser, Pietta), 3:2 (34.) Costello (Pietta, Saponari) PP1, 3:3 (38.) Lehtivuori (Eisenschmid, Wolf) PP1, 4:3 (54.) Berglund (Ewanyk), 4:4 (57.) Kolarik (Reul, Festerling), 5:4 (60.) Bruggisser (Saponari, Miller). Strafen: Krefeld 12, Mannheim 8. Schiedsrichter: Kohlmüller – Piechaczek. Zuschauer: 5869.