Pinguine-Geschäftsführer Robert Haake: „Meine Stimmung ist ziemlich angespannt!"Diskussion um den DEL-Standort Krefeld
Robert Haake spricht über die Situation in Krefeld. (Foto: Imago)Was ist die Vorgeschichte der aktuellen Situation?
Robert Haake: „Schon am 8.4.2013 kündigten die Pinguine den am 30. Juni 2015 auslaufenden Mietvertrag mit der Seidenweberhaus-GmbH, einer Tochter der Stadt Krefeld. Seitdem gab es Gespräche zwischen den Pinguinen und der Geschäftsführung der Seidenweber-GmbH bzw. deren Aufsichtsrat, der politisch besetzt ist. Ende Mai 2014 gab es Kommunalwahlen, in deren Konsequenz auch der Aufsichtsrat neue Mitglieder bekam, die, nachdem das Gremium sich im August/September neu konstituiert hatte, sich erst einmal in die Problematik einarbeiten mussten.“
Was ist seit den Kommunalwahlen im Mai 2014 geschehen?
Robert Haake: „Schon Mitte April 2014 hatten die Pinguine einen mit Hilfe der DEL und anderer Vereine neu erarbeiteten, detaillierten Vertragsentwurf vorgelegt. Unsere Erwartung, dass unser unter der Mithilfe von Experten aus ganz Deutschland verfasster Entwurf Grundlage der Verhandlungen sein würde, erfüllte sich jedoch nicht. Die Seidenweber-GmbH legte am 4.6.2014 einen Gegenvorschlag vor, der allerdings ganz anders konzipiert war und auf die Besonderheiten des Mietobjektes sowie die Tatsache, dass es dafür praktisch nur einen möglichen Haupt- bzw. Dauermieter gibt, nicht einging. Über die beiden Vorlagen wurde dann zwischen der Geschäftsführung der Seidenweber-GmbH und den Gesellschaftern der Pinguine verhandelt. Aktueller Stand ist, dass über einige Aspekte Einigkeit erzielt wurde, andere, darunter wesentliche, aber noch offen sind. Am 19.12.2014 legten die Pinguine wieder einmal einen überarbeiteten Entwurf vor, des Weiteren wurde am 9. Januar 2015 den politischen Entscheidern ein nochmals modifizierter Vorschlag unterbreitet.“
Inwieweit hat sich denn bislang die Krefelder Politik bzw. der Oberbürgermeister eingeschaltet?
Robert Haake: „Der Oberbürgermeister war zwar bis zu den Kommunalwahlen Mitglied im Aufsichtsrat der Seidenweber-GmbH, hat aber diese für Krefeld wichtige Angelegenheit nicht zur Chefsache gemacht. Mit ihm geführte Gespräche in Sachen Mietvertrag waren nicht zielführend; unsere Hoffnung, der Verwaltungschef der Stadt würde in dieser Sache aktiv, erfüllte sich nicht.“
Wie ist jetzt die Stimmung in der Führung der Pinguine?
Robert Haake: „Meine Stimmung ist ziemlich angespannt, denn es sind nur noch 37 Tage, bis die 100.000 Euro gezahlt werden müssen.“
Was wünschen Sie sich – abgesehen von den Transparenten der Fans in Schwenningen, Nürnberg, Mannheim und Krefeld – als Unterstützung für die Pinguine?
Robert Haake: „Wir haben wirklich gemerkt – und das habe ich nicht geglaubt – dass wir durch die Fanunterstützung hohe Aufmerksamkeit bekommen – auch bei unseren Politikern. Ich muss wirklich sagen: Danke an unsere Supporters, danke an unser Fanprojekt und auch an die Fanprojekte in ganz Deutschland. Vielen, vielen Dank an alle jetzt schon mal. In den Gesprächen, die wir an den letzten zwei, drei Spieltagen hier vor Ort geführt haben, hat das schon dazu geführt, dass uns viele angesprochen haben, auch Politiker, die im Aufsichtsrat der Seidenweberhaus-GmbH sitzen, aber auch welche, die dort nicht sind, die aber signalisiert haben, dass sie sich in der Sache jetzt gerne mit ihren Kollegen austauschen und denen mit auf den Weg geben wollen: Leute, ihr müsst dort eine Einigung finden.“
Wünschen Sie sich andere unterstützende Maßnahmen der Fans wie etwa „Montagsdemonstrationen“ auf dem Rathausplatz?
Robert Haake: „Ich hoffe, dass das nicht nötig sein wird, weil eine Lösung gefunden werden wird. Wenn wir keine Lösung finden, muss man vielleicht tatsächlich noch einmal darauf hinweisen. Die Berichterstattung in der Krefelder und der überregionalen Presse hat das Problem schon allgemein bekannt gemacht. Auch das Fernsehen (WDR III) denkt über einen Bericht in der nächsten Woche nach. Es dürfte im Hinblick auf Image und Außendarstellung der Stadt Krefeld als recht positives Signal bewertet werden, wenn man die Sache zeitnah mit der Meldung „Wir sind uns einig, und es geht weiter“ beenden kann. Die Gespräche seit April 2013 haben nicht so viel gebracht wie die Aktionen der Fangruppen, die dann von 6000 Menschen in der Halle beklatscht worden sind. Die Reaktion der 26.000 Zuschauer in den Heimspielen gegen Düsseldorf, Iserlohn, Berlin und Köln ist ein klarer Auftrag an die Politik, sich zu kümmern. Ich empfehle allen Fans, bei den Kommunal-Politikern, die sie gewählt haben, zu klingeln und sie zu bitten, in der Sache [Mietvertrag] tätig zu werden, damit auch dem letzten klar wird, was die Fan-Aktionen schon gezeigt haben: dass die Pinguine weiter für Krefeld in Krefeld spielen müssen.
Welche Konsequenzen – außer den sportlichen – hätte die Einstellung des Spielbetriebs an der Westparkstraße?
Robert Haake: „Befragen Sie z.B. mal die Gastronomen und Pächter/Besitzer der Tankstellen in der Umgebung des König-Palastes zu einer möglichen Einstellung des Spielbetriebs. Ich glaube nicht, dass sie damit einverstanden wären. In Krefeld wird durch die Pinguine Geld verdient. Die Politiker sind aufgefordert, sich mit der Problematik auseinanderzusetzen. Aus meiner Sicht muss man sich mehr mit dem Thema beschäftigen, wenn man z.B. zum Aufsichtsrat der Seidenweber-GmbH gehört, denn im Moment ist eben nicht alles prima.“
Welche Position nimmt die DEL in dieser Frage ein?
Robert Haake: „Die DEL ist seit Jahren in die Gespräche involviert. Nachdem ich 2010 meine Stellung bei den Pinguinen angetreten hatte, hat sie mich dazu aufgefordert, mir meinen Mietvertrag einmal genau anzusehen, weil es der Schlechteste in ganz Deutschland war. Die DEL hat mir Kontakte zu anderen Vereinen vermittelt, von denen wir wertvolle Hilfe für unseren Entwurf eines neuen Mietvertrages erhalten haben.“
Herr Haake, vielen Dank für das Gespräch.