Peter Gailer: „Hut ab! Die Roosters gehen den richtigen Weg!“

Eigentlich wollte Peter Gailer am 10. Juli gemeinsam mit den Fans der Iserlohn Roosters am Danzturm plaudern und feiern, dann aber machte der Job dem Bayern einen Strich durch die Planungen. Statt nach Iserlohn zu kommen, gilt es für den Mann aus Garmisch-Partenkirchen, im eigenen Hotel zur Verfügung zu stehen. Der Iserlohn Roosters-Mediaservice hat dennoch die Gelegenheit genutzt, mit Peter Gailer über seine Zeit beim Iserlohner EC zu reden. Zehn Jahre nach seinem Amtsantritt blickt Gailer zurück auf seine Zeit am Seilersee:
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Iserlohn
Roosters-Mediaservice: Zehn
Jahre ist es her, als ein gewisser Jochen Vieler angerufen hat und klarstellte:
„Wir wollen Dich als Trainer für einen ganz neuen Eishockeyclub namens
Iserlohner EC !“ Was hat er damals gesagt
?
Peter
Gailer: Die ersten Gespräche waren von Anfang an sehr fundiert, die
Koordination sehr professionell. Jochen Vieler hat immer alles sehr sorgfältig
geplant und so konnte man auch alles in Ruhe umsetzen. Jochen, Thomas Aumer und
ich, wir waren ein richtig gutes Team.
Was
war die Aufgabe, die Jochen Vieler gestellt hat?
Die
erste Aufgabe war, weil der Club natürlich wenig Geld hatte, mit eigenen
Talenten eine Mannschaft aufzubauen, die in der 2. Liga Nord Erfolg haben kann.
Das war denn im ersten Jahr eigentlich ziemlich einfach. Wir durften nur zwei
Ausländer einsetzen, dass waren Rob Hrytsak und Geoff Bumsteadt und der Rest
kam, dank der guten Nachwuchsarbeit des ECD aus Iserlohn. Tim Specht, die
Feser-Brüder, Daniel Hesmert und all die anderen bildeten den Stamm der richtig
guten Mannschaft. Es war eine wirklich tolle Zeit.
Der
erste große Problemfall hieß damals Louis Dumont. Der war eigentlich als Ausländer
geplant, hatte aber Heimweh und verschwand über Nacht in Richtung Kanada. Hast
Du jemals wieder so einen Fall erlebt?
Also,
so wie im Fall von Louis Dumont habe ich das nie wieder erlebt. Dass war damals
schon ein harter Schlag, allerdings, diese Sachen passieren auch heute noch,
selbst in der DEL. Dort heißt das dann nicht, dass Spieler A oder B Heimweh
hat, sondern, dass eine Waschmaschine fehlt oder der Keller nicht in Ordnung
ist. Das sind dann vorgeschobene Gründe, die genutzt werden. Aber der kleine
Louis Dumont, der war schon ein ganz besonders harter Fall.
Diese
erste Saison – hättest Du es jemals für möglich gehalten, eine solche
Eishockeyeuphorie in Iserlohn auszulösen?
Der
Sport hat immer wieder eine Überraschung parat, man kann viel machen, man kann
viel planen, aber eine solche Sache wie damals, die kann man eben nicht
erwarten. Die einheimischen Spieler haben ihre Kumpels mitgebracht, die Halle
war voll. Dann haben wir auch noch ganz gut gespielt und auf einmal waren wir
ganz vorne dabei. Der Iserlohner EC war „In“ und ich muss ganz ehrlich
gestehen, so ein Jahr, wie das in der 2. Liga Nord, habe ich nie wieder erlebt.
Die
ersten drei Jahre des Iserlohner EC im Rückblick: Welche Erinnerungen hast Du
selbst an diese Zeit?
Die
ersten beiden Jahre waren mehr als positiv, dann kam die neue Ausländerregelung
und die anderen Clubs haben gnadenlos auf dem Transfermarkt zugeschlagen. Wir
haben es nicht getan und sind bei unseren zwei Ausländern geblieben. Der Rest
des Teams kam ausschließlich aus Iserlohn, weil wir eben auch günstig bleiben
mussten. Dann gab es die Phase, als wir zehn oder elf Spiele hintereinander mit
einem oder zwei Toren Unterschied verloren haben und da hat sich gezeigt, dass
die anderen Clubs bei der Planung mit sechs Ausländern richtig gehandelt haben.
Der IEC hat später noch einmal nachgelegt, hat Ian Wood und diesen
Franko-Kanadier, André Brassard, verpflichtet. Dann haben wir es doch noch in
die Play-Offs geschafft und sind dann leider mit Verletzungspech in Heilbronn
ausgeschieden. Das war letztendlich ein sehr versöhnliches Abschneiden, dass
nur mir nichts mehr gebracht hat. Ich hatte Vorgaben, die hatte ich auch erfüllt,
aber der Club hat sich damals trotzdem entschieden, einen anderen Weg zu gehen.
Du
hast im Sport so vieles erlebt und die Roosters nie aus den Augen verloren. Wie
hat sich der Club aus Deiner Sicht entwickelt?
Man
muss einen Punkt ganz positiv eines herausstreichen. Der Iserlohner EC und auch
die Roosters sind ihrem Leitgedanken immer treu geblieben, nur das auszugeben,
was man auch wirklich einnimmt. Ich war im Feburuar bei Oldie-Turnier selbst in
Iserlohn und habe mir angeschaut, was der Club in den zurückliegenden Jahren so
aufgebaut hat. Die Kabine, die VIP-Räume und die Geschäftsstelle, all dies sucht
seines Gleichen. Auch die ganze Preistreiberei nicht mitzumachen, den Mut zu
haben, gegen den Strom zu schwimmen, das ist nur konsequent. Ich kann nur sagen,
Hut ab, so ist das richtig.
Du
bist beim großen Jubiläumstag am 10. Juli am Danzturm nicht dabei!
Was macht Dir einen Strich durch die Planungen?
Ich
habe mit meiner Familie ein Hotel gekauft in Garmisch-Partenkirchen, ein kleines
zwar, aber es braucht halt den ganzen Peter. Ausgerechnet am 10. Juli haben wir
Biker-Wochenende, Ärzte-Weltmeisterschaft und andere Kongresse und ich bekomme
genau an diesem Tag komplett neue Gäste und da kann ich das Haus auf keinen
Fall allein lassen. Ich wünsche allen Fans der Iserlohn Roosters allerdings
eine ganz tolle Party, trinkt ein Bierchen auf mein
Wohl und ich denke, der Butzi wird mich ein bisschen vertreten.
Der
„Happy RoosterDay beginnt am 10. Juli ab 15 Uhr am Iserlohner Danzturm. Der
Eintritt ist frei.