Peter Draisaitl coacht BudweisErster deutscher Trainer in der Extraliga
Peter Draisaitl war zuletzt in Nürnberg in der DEL tätig. Nun geht es in die tschechische Extraliga. (Foto: Armin Rohnen - www.stock4press.de)„Ich habe schon seit längerem mit dem Gedanken gespielt, etwas ganz anderes zu versuchen“, sagt der 46-Jährige. Dabei spielte Tschechien durchaus eine große Rolle in den Überlegungen des dreifachen Olympia-Teilnehmers. „Meine Sprachkenntnisse helfen da natürlich weiter.“ Denn 1965 wurde Draisaitl in der Tschechoslowakei geboren, in Karviná – auf Deutsch: Karwin (Schlesien) – ganz im Osten der heutigen Tschechischen Republik. Wie seine Familie dann nach Deutschland kam? „Da könnte man eine Flasche Rotwein aufmachen, um das ganz genau zu erzählen“, sagt Draisaitl mit einem Augenzwinkern. In der Kurzversion: „Meine Eltern hatten sich zur Flucht entschlossen, als ich 13 Jahre und meine Schwester elf Jahre alt waren. Getarnt war das als Urlaub in Jugoslawien. Über Österreich sind wir dann nach Deutschland gekommen.“ Schließlich zog die Familie nach Mannheim, wo er seit 1983 auch in der ersten Mannschaft des MERC spielte. „An eine Rückkehr nach Tschechien war damals natürlich nicht zu denken.“
Für Draisaitl ist es also fast schon so etwas wie eine Heimkehr. „Ich musste das Tschechische aber etwas auffrischen. Das war in den letzten 30 Jahren etwas eingerostet“, gesteht Draisaitl ein. Mit dem Verein in Budweis übernimmt Draisaitl eine Mannschaft, die durchaus als ambitioniert gelten kann und zum „Inventar“ der Extraliga gehört. Zwar stieg Budweis 2004 in die 1. Liga ab, doch schon in der Folgesaison gelang der direkte Wiederaufstieg. 2008 schloss Budweis die Hauptrunde als Erster ab, der einzige Meistertitel datiert allerdings immer noch aus dem Jahr 1951. In der vergangenen Saison wurde der HC České Budějovice Fünfter, scheiterte aber schon im Play-off-Viertelfinale an Bílí Tygři Liberec.
„Ich hatte schon seit einiger Zeit immer wieder entspannte und lose Gespräche in Tschechien geführt. Die Sache in Budweis ging nun aber sehr schnell. Dass seine Rolle als deutscher Trainer in der Extraliga ungewöhnlich ist, weiß auch Draisaitl. „Das ist schon eine Herausforderung, gerade weil ich auch unter Beweis stellen will, dass hier in Deutschland gute Trainer ausgebildet werden.“
Über ein genaues Ziel haben sich der Club und Draisaitl noch nicht verständigt. „Es geht vor allem um einen Mentalitätswechsel“, erklärt Draisaitl. „In Budweis wird schon seit Jahren ein starkes, technisch geprägtes Hockey gespielt. Was aber gefehlt hat, waren Entschlossenheit, Leidenschaft und Aggressivität. Das wollen wird nun dort hinein bringen.“
Bereits am 1. Mai beginnt das Sommertraining. „Ich habe zwar noch zwei Wochen Urlaub geplant, aber ich fange damit fast sofort schon dort an.“
Draisaitls erste Trainerstation waren die Revier Löwen Oberhausen, danach ging es über Bremerhaven, Straubing, Regensburg und Duisburg zu den Ravensburg Towerstars, die er zur Zweitliga-Meisterschaft 2011 führte. Im September übernahm Draisaitl den Trainerjob in Nürnberg.