Olaf Kölzig: „Die Fans haben sich an mich erinnert“
Stadionsprecher Uwe Schumann stellte die
Starting Six beider Mannschaften vor. Und als die Reihe an Tampas Torwart Olaf
Kölzig war, brandeten die Sprechchöre auf, die dem sympathischen NHL-Veteranen
mit deutschen Wurzeln den Empfang bereiteten, den der sich im Vorhinein
gewünscht hatte. „Das ist für dich, Olaf“, kommentierte Schumann, was nicht
unbedingt nötig gewesen wäre. „Zilla“, wie der Torwarthüne in der Szene genannt
wird, war den Eisbärenfans in guter Erinnerung geblieben: „Die Fans haben mich
nicht vergessen. Ich war sehr begeistert, noch einmal hier her zurückkehren zu
können. Die Atmosphäre war toll und ich hatte eine Menge Spaß. Schade, dass uns
nur einige wenige Stunden Zeit blieben, ich hätte gern mehr gehabt“, sagte
Kölzig nach dem Spiel, das der Tampa Bay Lightning mit 4:1 in der o2 World vor
11.800 Zuschauern gegen die Berliner Eisbären gewann.
("Olie the Goalie" Olaf Kölzig in Aktion - Foto by City-Press)
Als der Puck eingeworfen war, mochte
manch Beobachter seinen Augen nicht trauen: nach einigen Minuten Spielzeit legte
der deutsche Meister seine Anfangsnervosität ab und übernahm dank wachsendem
Selbstbewusstsein sogar das Kommando auf dem Eis. Insbesondere Nathan Robinson
tanzte seine Gegenspieler ein ums andere Mal schwindelig. Zahlreiche
Einschussmöglichkeiten erarbeiteten sich die Eisbären mit zum Teil sehenswerten
Kombinationen, von deren Zielstrebigkeit die NHL-Cracks zunächst sichtlich
überrascht waren. Bei Unterbrechungen fuhren die immer wieder zueinander und
kamen im Wortwechsel wohl zu der Erkenntnis, dass man sich hier ohne Plan wohl
ordentlich blamieren könnte. Die Hausherren gingen unter tosendem Jubel durchaus
verdient durch Denis Pederson in Führung.
Tampas neuer Chefcoach Barry Melrose
gestand hernach auch: „Kölzig hat uns im Spiel gehalten, bis wir unsere Beine
gefunden hatten.“ Insgesamt 34 Schüsse parierte der Routinier gegen die
Eisbären. Und Kölzig selber meinte: „Das erste Drittel war nicht unser bestes.
Die Jungs haben mich vorher gefragt, was wir von den Eisbären zu erwarten
hätten. Viel Talent und Schnelligkeit. Und genauso war es dann ja auch.“ Tampas
Kapitän Vincent Lecavalier, der nach langwieriger Schulterverletzung auf dem Eis
der o2 World sein Comeback im Team feierte, nimmt ebenfalls positive Eindrücke
aus Berlin mit: „Die Fans in Europa sind komplett verrückt. Dabei hat man mir
gesagt, dass es heute gar nicht mal so laut war. Mir hat es gelangt. Es macht
aber unheimlich viel Spaß, vor so einem Publikum zu spielen. Wenn Olaf heute im
ersten und auch im letzten Drittel nicht so gut drauf gewesen wäre, hätten die
Eisbären uns auch erwischen können.“ Chefcoach Melrose sagte zur Leistung seines
Stars: „Vince musste nach seiner langen Pause heute so viel laufen, seiner
Kondition hat dieses Spiel gewiss gut getan. Er ist aber gut durch gekommen und
seine Schulter machte ihm keine Probleme. Das war eine gute Botschaft.“

(Vincent Lecavalier unmittelbar nach Spielschluss in der Kabine - Foto by City-Press)
Dass sich das NHL-Team am Ende doch noch
standesgemäß mit 4:1 durchsetzen konnte, dafür fand Stefan Ustorf als Erklärung:
„Tampa hat ab dem zweiten Drittel viel konsequenter auf den Körper gespielt. Da
hat man gesehen, was NHL-Hockey bedeutet. Sie bemühten sich auch, die einfachen
Dinge besser zu machen als im ersten Drittel. Und trotzdem: Es war eine gute
Erfahrung für uns alle, gerade für unsere jungen Spieler. Sie haben gesehen, was
nötig ist, um in der NHL zu bestehen.“

(Tampa spielte ab dem zweiten Drittel härter auf den Körper. Dies bekam auch Eisbären-Stürmer Alexander Weiß zu spüren, der unsanft von Lightning-Verteidiger Andrej Meszaros an die Plexiglasscheibe gedrückt wurde. - Foto by City-Press)
Augenzwinkernd fügte Ustorf hinzu: „Und
für einen wie mich, woran es gefehlt hat.“ Alles in allem klingt das
Schlussergebnis zwar standesgemäß, doch haben sich die Berliner Eisbären mehr
als respektabel aus der Affäre gezogen. Vor allem auch die gute Leistung des
eigenen Torwarts, Rob Zepp, sollte Eisbären-Chefcoach Don Jackson Freude
bereitet haben. Mit etlichen Glanztaten, als der Lightning sich zunehmend seiner
Stärken besann, zeigte sich Zepp voll auf der Höhe des Geschehens.

(André Rankel und Daniel Weiß versuchen sich gegen Steven Stamkos durchzusetzen - Foto by City-Press)
Im Hinblick
auf die bald folgenden internationalen Auseinandersetzungen in der Champions
Hockey League gegen Finnlands Meister Kärpät Oulu und Metallurg Magnitogorsk,
bezeichnete Jackson dieses Spiel ebenfalls als sehr wertvollen Test und war mit
der Leistung seiner gesamten Mannschaft sichtlich zufrieden.
(Matthias Eckart/Oliver Koch)