Ohren zu und durch!
Eishockey in Namibia startbereit„Kannst du mal meinen Bierbecher halten?“, fragte ich meinen Nachbarn auf dem Stehwall im Eisstadion von ... (trifft auf alle Eishallen zu). Ein fragender Blick war die Antwort und die bezeichnende Geste Richtung eigener Ohren plus Kopfschütteln! Wiederholung zwecklos. Es bleibt nur die Möglichkeit auf die nächste Musikpause zu warten. Doch der DJ am Lautsprecherpult der Arena wollte keine Sekunde ohne Ton verstreichen lassen. Er hämmerte Hit um Hit in unsere Ohren – und das in einer Lautstärke die Verstorbene zum Leben erwecken müsste. Dann endlich die Pause. Es wurde ein Promi begrüßt. „Halt mal meinen Bierbecher, ich muss mir mal die Nase putzen“, brüllte ich meinen Nachbarn an. „Warum schreist du so“, fragte er zurück. Ich hatte schon die Lautstärke des Stadionsprechers angenommen. Ich hatte mit meinem Nachbarn von dem schönen Sitzplatz am Fenster der Stadiongaststätte auf den Stehwall gewechselt. Da ist mehr Atmosphäre, da ist man Mittendrin im Match, meinten wir. “ Wir sollten doch...“, mehr verstand ich nicht. Ich sah nur dass mein Freund den Mund bewegte. Der DJ hatte seine Musikkanone wieder abgefeuert. Die Stufen mit Stehwall bebten. Ich warte nur, bis die Scheiben an der Stirnwand der Arena zerbersten. Dann kamen die Mannschaften auf das Eis. Der DJ nahm das Mikro und brüllte uns die Vornamen der Cracks in die Ohren. Wir sollten die Nachnamen zurückbrüllen. Das konnten wir nicht, weil vor der Saison zehn neue Kanadier ins Team kamen. Kaum war der letzten Name durch die Lautsprecher, legte die Musik wieder los. Ich hatte mir schon aus einer Seite des Programmheftes Ohrenstöpsel gemacht und dachte beim ersten Ton aus den Boxen, die hat mir jetzt einer geklaut. Nee – sie waren noch da, hatten aber keinen Wert, da der Musikmensch seine Lautstärkeknöpfe bis zum Anschlage aufgedreht hatte. In der Drittelpause suchte ich den Klubpräsidenten im VIP-Raum, wo die Promis bei dezenter Musik ihr Bierchen schlürften. Ich fragte, „ warum ist die Musik draußen so laut?“ Er meinte, „das wollen die jungen Leute heute so!“ Ich erlaubte mir die Bemerkung, „ aber wir alten Fans wollen es etwas dezenter.“ Er gab resignierend zu,
„ich auch“ und verschwand. Zurück bei meinem Nachbarn fragte der, „na was sagt der Boss?“. Ich deutete auf meine Ohren und schüttelte den Kopf. Bleiben nur zwei Möglichkeiten. Ohren zu und durch – oder Zuhause bleiben. Schade. (Horst Eckert)