Nur zwei Drittel lang Wiedergutmachung

Das war kaum zu glauben: Nach einer 5:1-Führung
gaben die Kölner Haie das vermeintlich sicher gewonnene Spiel noch aus der Hand
und verbuchten somit nur einen einzigen mickrigen Punkt gegen die über 40
Minuten lang harmlosen Gäste. Kurz vor der Entscheidung bewahrte
Scorpions-Keeper Levente Szuper seine Mannschaft vor einem vorzeitigen Aus, als
er in einer Blitzreaktion einen Schlagschuss von Marcel Müller, der von Martin
Bartek noch abgefälscht wurde, in hervorragender Manier parierte. Der
anschließende Break sorgte durch den besten Leine-Crack für die Entscheidung.
Es klappte zwei Drittel lang mit der von den
Offiziellen und der sportlichen Leitung versprochenen Wiedergutmachung. Mit
Ausnahme weniger Sekunden nach dem zwischenzeitlichen 2:1 hatte man zunächst
nicht das Gefühl, als würde nach vielen Enttäuschungen in der Kölnarena heute
etwas anbrennen. Zumindest dachte dies die Mehrzahl der Fans bis zur 52.
Minute. Denn da kamen die im Schlussdrittel besser aufspielenden und Morgenluft
witternden Gäste zu zwei Treffern. Und fast schon Kölner Tradition entsprechend
brachen jetzt wieder alle Dämme bei den Domstädtern.
Beim zweiten Tor der Niedersachsen wurde der
Vorstoß von Rainer Köttstorfer von den Kölnern nicht ernst genommen, und das
5:3 fiel, als ein Schuss von Nicki Mondt von Haie-Keeper Lars Weibel abprallte
und der mitgelaufene Ben Cottreau wenig Mühe hatte, für Hoffnung zu sorgen.
Haie-Chefcoach Igor Pawlow nahm danach eine Auszeit. Die Hoffnung der
Leinestädter wurde trotzdem noch größer, als die jetzt konfusen Kölner die
Scheibe aufreizend langsam zum Anschlusstreffer über die Linie hoppeln ließen.
In der letzten Minute der regulären Spielzeit nahm Scorpions-Chefcoach Hans
Zach seinen Keeper Levente Szuper zu Gunsten eines weiteren Feldspielers heraus.
Die Maßnahme hatte Erfolg, denn nach Videobeweis erkannten die Unparteiischen
den Treffer an.
Die Tabellennachbarn lieferten sich ein Match,
welches in den ersten zwei Dritteln von den Hausherren beherrscht wurde.
Verwirrung herrschte bei den zunächst lustlos wirkenden Leinestädtern bereits
beim ersten Treffer. Nach einem Schuss von Norman Hauner brachte keiner der
Gäste die Scheibe unter Kontrolle. Das gleiche bei Tor Nummer zwei, als bei
angezeigtem Foul die engagierten Haie-Youngster ein erneutes Chaos der
Scorpions-Defensive ausnutzten. Zwar kamen böse Ahnungen beim Anschlusstreffer
auf, als sich viele Zuschauer befürchteten, das es wieder einmal mit der Kölner
Herrlichkeit vorbei wäre. Doch diesmal ließen sich die Domstädter aus dem
Konzept bringen. Ein an und für sich harmloser Schuss von Stéphane Julien
wurde, entweder von einem Hannoveraner Verteidiger oder von Dusan Frosch
abgefälscht, bedeutete das 3:1. Und als in Haie-Unterzahl Ivan Ciernik von
einem bösen Fehler Adam Mitchells profitierte, war die Partie quasi
entschieden. Beinahe wäre Daniel Rudslätt in der gleichen Unterzahlphase sogar
das 5:1 gelungen, doch der Schwede scheiterte knapp an der Hannoveraner
Defensive.
Die Voraussetzungen waren, was die Ausfallliste
angeht, ausgeglichen. Bei den Gastgebern fehlten nach wie vor Kapitän Mirko
Lüdemann und Stürmer Christoph Ullmann, Gästecoach Hans Zach musste auf den
wegen einer „Spieldauer“ gesperrten Matt Dzieduszycki sowie den
verletzten Gerrit Festerling verzichten. Der neue Scorpions- und Ex-Haie-Goalie
Travis Scott, der nicht seinen besten Tag erwischte, wurde mit einem gellenden
Pfeifkonzert begrüßt. Nach bereits 20 Minuten und vier Gegentoren war für ihn
der erste Arbeitstag beendet. Für ihn kam Levente Szuper.
Der Ungar konnte sich sofort bei einem
„Pfund“ von Mats Trygg auszeichnen. Jedoch war er beim fünften
Kölner Treffer machtlos, als sich Marcel Müller, quasi in 5:3-Überzahl (der
vierte Gästecrack war gerade von der Strafbank zurückgekehrt) die Scheibe
bequem zurechtlegen konnte. Zuvor konnte sich Scorpions-Verteidiger André Reiß
nur mit einem Foul behelfen, als im Powerplay Adam Mitchell wieder einmal den
Puck an Ciernik verlor und dieser gefoult wurde. Jaspers hatte sogar nach einem
Alleingang Tor Nummer sechs auf dem Schläger, als der lange Rainer Köttstorfer
hinter ihm herspazierte und der Kölner Angreifer am Scorpions-Schlussmann
scheiterte. Bezeichnend für das harmlose Gekicke der Niedersachsen, dass Martin
Hlinka in der 38. Minute nach einem schönen Zusammenspiel mit besagtem Mitchell
scheiterte.
Tore: 1:0 (2;47) Brandl (Ohmann, Julien), 2:0
(9;00) Ohmann (Brandl), 2:1 (12;41) Herperger (Mitchell, Hlinka), 3:1 (15;52)
Frosch (Jaspers, Julien), 4:1 (17;57) Ciernik, 5:1 (27;35) Marcel Müller
(Jaspers), 5:2 (49;03) Kathan (Vikingstad), 5:3 (51;06) Cottreau (Mondt,
Vikingstad), 5:4 (54;43) Mitchell (Köppchen), 5:5 (59;28) Herperger (Brimanis,
Vikingstad), 5:6 (64;33) Herperger . – Zuschauer: 9.081. –
Schiedsrichter: Brüggemann (Sümmern), Jablukow (FASS Berlin). -Strafminuten:
Köln 12, Hannover 6.